Ein Höttinger, den man kennen sollte
Bis 1938 war Hötting bekanntlich eine eigenständige Gemeinde und nicht nur das – sie war zeitweise sogar die größte Dorfgemeinde Österreichs. Zu Spitzenzeiten in den 1930er Jahren lebten hier über 11.000 Einwohner. Das rapide Wachstum der einstigen bäuerlichen Gemeinde war vor allem der Stadtnähe geschuldet: viele Menschen, die in der Stadt arbeiteten zogen nach Hötting, da dort (was heute kaum noch vorstellbar ist) die Mieten billiger waren als in der Stadt, man aber immer noch leicht zu Fuß nach Innsbruck gelangen konnte. Dieser Zuzug der Arbeiterschaft begünstigte den Aufstieg der sozialdemokratischen Partei im Höttinger Gemeinderat vor allem nach dem Ersten Weltkrieg.
So kam es, dass im Jahre 1922 erstmals einen sozialdemokratischen Gemeindevorsteher hatte. Nach 1923 wurde der Gemeindevorsteher durch den Bürgermeister ersetzt und im Jahr 1931 erhielt Hötting auch seinen ersten sozialdemokratischen Bürgermeister, nämlich den hier abgebildeten Alois Kohl. Kohl, der Beamter bei der Krankenkasse war, saß bereits seit 1919 im Höttinger Gemeinderat und war ab 1923 Vizebürgermeister. Das Interessante an seiner Laufbahn ist, dass er nicht nur erster sozialdemokratischer- sondern auch der letzte Bürgermeister war, den Hötting hatte. Als im Zuge der Februarkämpfe 1934 die sozialdemokratische Partei verboten wurde, wurde Kohl mit einigen Amtskollegen inhaftiert und seines Amtes enthoben. Danach wurde kein Bürgermeister mehr gewählt, sondern ein von der Landesregierung bestimmter Amtsverwalter eingesetzt. Einige Jahre später, im Jahr 1938, ging die Gemeinde Hötting schließlich im Stadtgebiet von Innsbruck auf.
Stadtarchiv Innsbruck, Ph-A-24640-6.