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Ein Haustelefon Für Den Erzherzog

Ein Haustelefon für den Erzherzog

Im April des Jahres 1900 übernahm Erzherzog Eugen (1863-1954) das Kommando über das XIV. Korps und bezog den zweiten Stock der Innsbrucker Hofburg. Bereits 23 Jahre zuvor hatte Prof. Leopold Pfaudler „im naturwissenschaftlichen Verein das erste Telephon vor[geführt]“, wie Fischnaler in seiner Innsbrucker Chronik verzeichnet. Im März 1889 hatte das k. k. Handelsministerium schließlich „die Errichtung eines staatlichen Telephon-Netzes an[geordnet]“ und wiederum fünf Jahre später, am 20. Juni 1893, „wurde das staatliche Telephonnetz in Innsbruck dem Verkehre übergeben. Der telephonische Verkehr wird durch eine Centrale vermittelt. Es bestehen vorläufig 3 öffentliche Telephonstellen und zwar im Post- und Telegraphengebäude ersten Stock, im Fremden­verkehrs Bureau am Bahnhof und im Mühlauer Postamt; ferner werden solche errichtet im Post- und Telegraphenamt der Ausstellung und im Postamt Igls. Die Centrale hält von 7 Uhr früh bis 9 Uhr abends Dienst. Die Gebür für ein Gespräch bis zur Dauer von 2 Minuten beträgt in allen Fällen, in welchen eine öffentliche k. k. Telephonsprechstelle bei demselben mitwirkt 10 kr. und ist vom Rufenden zu entrichten. Der Gerufene correspondiert frei. Für je weitere 3 Minuten ist eine Ergänzungsgebür in der gleichen Höhe zu bezahlen; die Benützung einer einzelnen telephonischen An­lage über 6 Minuten hinaus von einem und dem­ selben Correspondenten ist nur bedingungsweisen gestattet“, berichteten die Innsbrucker Nachrichten (20.6.1893, 3-4).

In den folgenden Jahren erfuhr das Telefonetz einen stetigen Ausbau. So wandet sich etwa im Februar 1907 der für die Innsbrucker Hofburg zuständige Schloßinspektor im Namen des Erzherzogs Eugen mit einem einschlägigen Ansuchen an den Stadtmagistrat. In dem Schreiben heißt es:

Die ergebenst gefertigte Schloßverwaltung beabsichtigt gemäß dem von Sr. k. und k. Hoheit dem hochwürdigst durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Eugen geäußerten Wunsche die Herstellung einer Privat-Haustelefonleitung vom Kammerdiener-Dienstzimmer neben den Appartments [im] II. Stock der k. k. Hofburg zum Hofstallgebäude in Innsbruck.
Behufs Überquerung des Rennweges in Dachfirsthöhe liegt seitens der k. k. Reichsstraßenverwaltung (k. k. Statthalterei) schon eine Zustimmungs-Erklärung vor und wird nur die Bedingung gestellt, daß die Luftleitung sachgemäß aus starkem Silicium-Broncedraht hergestellt und entsprechend instand gehalten werde, sodaß der Verkehr auf dem Rennweg in keiner Weise gefährdet wird.
Die mit der Herstellung dieser Telefonleitung betraute Firma Hopffer & Reinhardt bürgt in jeder Hinsicht die solide Ausführung und Sicherheit der Anlage.
Um jedoch den möglichen Beschädigungen durch Schneefall und Bäume bei der Trace [sic] entlang der Hofstallzufahrt auszuweichen, plant die gefertigte Schloßverwaltung die Traceführung über den Dachfirst eventuell auch unter dem Hauptgesimse des Stadttheaters mittelst dreier Isolatoren-Stützen, wozu die Bewilligung der Stadtgemeinde Innsbruck notwendig ist, um das diesbezügliche Ansuchen im Wege der k. k. Post- und Telegraphen-Direktion dem hohen k. k. Handelsministerium vorlegen zu können.
Die ergebenst gefertigte Schloßverwaltung erlaubt sich Einen [sic] wohllöblichen Magistrat um die Ausfertigung einer Zustimmungs-Erklärung zur Anbringung der erforderlichen Isolatoren-Stützen diensthöflich zu ersuchen.

StAI, 7343/COML ex 1907.
Erste Seite des Schreibens der k. k. Schlossverwaltung zu Innsbruck und Ambras an die Stadt Innsbruck, 14.2.1907.

Nachdem das Stadtbaumamt gegen dieses Ansuchen keine Einwände erhob, teilte der Stadtmagistrat der Schloßverwaltung schließlich mit, dass gegen „die Anbringung von 3 Isolatoren Stützen unterhalb des Hauptgesimses an der Nordseite des Stadttheaters keine Bedenken“ bestehen und damit bekam der Erzherzog sein Haustelefon.

(Titelfoto: Holger Ellgaard, Ericssons Skelettapparat „Taxen“, 1892)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Ein absoluter Über-drüber-ultra- WAAAHHHNSINN, wie die damals geschrieben haben, also ich meine das Schriftbild, irrsinnig schön, schaut aus wie gedruckt, unvorstellbar heute.
    Hatte in der Volksschule noch das Fach „Schönschreiben“, zum Teil noch in Kurrentschrift (oder hieß das „Kontokorrentschrift ?), kam nicht einmal ansatzweise an dieses Schriftbild.
    Unglaublich, der Schreiber war ein Künstler !

  2. Wie war das eigentlich technisch – gab es da ein eigenes Telefoniersystem zwischen Seiner Hoheit und dem Kammerdiener – oder mußte da auch ein „Fräulein vom Amt“ s t ö p s e l n ?
    Vielleicht kennt sich da noch jemand aus – obwohl, wenn man (wie ich) mit 85 noch viel zu jung ist dafür – und dieses „Stöpselsystem“ nur aus Erzählungen eines älteren (bis „alten“) längst verstorbenen Kollegen kennt…. ???

  3. Das war bestimmt eine eigene Leitung vom Kammerdiener zum Stallmeister mit je einem eigenen Telefonapparat, ganz ohne stöpseln.

  4. Aber – bitte! – wo war dieses Alte Hofstallgebäude? Ein Teil der Stallungen am Beginn der Kapuzinergasse?
    „Kann man ja googeln“ – da hte ich mir. Und was kam dabei heraus??????
    Wiki….. Altes Landhaus, ibk.
    „TT Immo“ Sanierungsbedürftiges Bauernhaus
    „Ibk erinnert“ Eines der bekanntesten Stallgebäude der Stadt (=der Flunger-Stadel)
    Suchergebnisse für „Tirol – Stadel, Scheune kaufen“…
    Ich habs aufgegeben! Also, bitte, wo war das Alte hofstallgebäude?

    1. Vielleicht waren die Stallungen Teil der ehem. Fenner-Kaserne (heute SoWi)? Das würde die Führung der Telefonleitung über den Rennweg am Dachsims des Landestheater entlang erklären – die Kaserne lag ja direkt dahinter!

    2. Pusch’sche Chronik:
      1809 26/8
      Ankunft von 60 im Achenthal eroberten Wägen mit 120 Pferden und etwa 30 baierischen
      Bauern; sie werden theils in der Klosterkaserne, theils in den sog. Esel-Ställen untergebracht.

      Klosterkaserne wird passen. Die Eselställe in der Kapuzinergasse werden für Erzherzog Eugen eher weniger wichtig gewesen sein.

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