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Ein Echtes Rätsel

Ein echtes Rätsel

Kurz vor der Abfahrt nach Galizien stellten sich diese Landesschützen, die der Grenzschutzkompanie 3/1 zugeteilt worden waren, noch dem Fotografen.

Der Text auf der Rückseite lautet:

Meine Adresse A. G. Landesschützen Regiment N. 2 Grenzschutzkompagnie 3/1 Feldbost [sic] 83. Ich bin gesund. Grüße an ale [sic].

Adressiert wurde diese Fotopostkarte an einen Simon Graf in Unterinn (Gemeinde Ritten, Südtirol). Da die Karte am 19. August 1914 in Innsbruck aufgegeben wurde, wäre es möglich, dass auch die Aufnahme hier entstanden ist. Ebenso gut könnte sie aber auch noch vor der Einwaggonierung in Bozen oder Meran gemacht worden sein. Einen Fotografenstempel sucht man leider vergebens… ob uns die Schilder am rechten Bildrand auf die richtige Spur bringen können?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Das Foto wurde in Bozen aufgenommen. Rechts sieht man nämlich das Firmenschild der Eisenwarenfabrik Gebrüder Streiter. Gut möglich, dass man das Kruzifix im Hintergrund auch heute noch in Bozen findet.

  2. MAn könnte jetzt stundenlang herumgoogeln. Jedenfalls Liefert das Internet die Information, daß das Landesschützenregiment Nr. 2 in Bozen stationiert war und zum Zeitpunkt des Poststempels bereits in Galizien eingelangt ist. Ein reiner Gesetzesbruch, denn die Landesschützen hießen deshalb so, weil sie ausschließlich innerhalb der Landesgrenzen eingesetzt werden durften. Die überflüssige Floskel „zum Schutz der Heimat“ wurde ganz einfach auf Galizien ausgeweitet. Viele der hier abgebildeten werden das nicht oder nicht gesund überlebt haben.

    Das Foto ist nicht sehr aussagekräftig. Im Hintergrund ein gewaltiger Stacheldraht, der durchaus zur Eingrenzung eies Kasernenareals gedient haben kann. und rechts die Tafeln mit den fragmentarisch lesbaren Aufschriften:
    Kunst(?)handelscar(tell?)
    Eisenwaren Fa(brik?)
    Brüder Str(?)

    Pfeil nach rechts
    Zum Aufgang….
    ……

    Hotel Gasth (hof oder haus)
    Xxrudele oder Xxadele Hof

    Die Landesschützenkaserne war in der Ecke Talfermündung / Eisack, da, wo heute die Quästur ist.

    1. Ich möchte nicht beckmessern, lieber Herr Hirsch, aber die drei Tiroler Landesschützenregimenter bildeten laut den gesetzlichen Bestimmungen „einen integrierenden Teil der k. k. Landwehr, und sind gleich dieser zur Unterstützung des stehenden Heeres berufen.“ Zwar heißt es in den einschlägigen Gesetzen, dass sie „grundsätzlich zur Verteidigung des Landes bestimmt“ sind, aber es war auch die Möglichkeit eines Einsatzes außerhalb der Landesgrenzen vorgesehen:

      „Insoferne in einem Kriege das Land nicht unmittelbar bedroht wäre, wohl aber vom Gesamtinteresse der Reichsverteidigung die Mitwirkung der Landesschützen erheischt würde, kann ausnahmsweise eine Verwendung derselben außer Landes – mit Zustimmung des Landtages – und nur bei Gefahr im Verzuge gegen nachträgliche Mitteilung an den Landtag – vom Kaiser angeordnet werden.“ (§7 Gesetz vom 25. Mai 1913, betreffend das Institut der Landesverteidigung für Tirol und Vorarlberg).

      Mit Blick auf die Situation im Sommer 1914 schreibt Gerd Pircher:
      „Da die Landtage von Tirol und Vorarlberg aber nicht mehr versammelt waren, und man sich auf den Standpunkt stellte, daß der Fall von Gefahr im Verzug eingetreten war, ordnete der Kaiser in einer Allerhöchsten Entschließung vom 1. August 1914 die Verwendung der Landesschützen von Tirol und Vorarlberg und des in Tirol und Vorarlberg aufgebotenen Landsturmes außerhalb des Landes an. Obwohl man damit im Rahmen des Gesetzes gehandelt hatte, dürften sich die Landeshauptleute und mit ihnen die Abgeordneten zum Landtag doch übergangen gefühlt haben […].“

      Gerd Pircher, Militär, Verwaltung und Politik in Tirol im Ersten Weltkrieg, Innsbruck 1995, S. 32.

      Lange Rede, kurzer Sinn: ein „reiner Gesetzesbruch“ war die Verwendung der Landesschützen in Galizien nicht…

  3. Es verwundert, dass der Absender sich nicht selbst auf der Karte markiert hat. Vielleicht war sein Konterfei auch ausreichend unverwechselbar.
    In den Tiroler Ehrenbüchern (Gefallene im 1 WK) könnte man online nach ihm suchen bzw. erfahren ob er den Krieg überlebt hat, doch leider kennen wir seinen Namen nicht.
    Gut möglich dass er nach Hause schrieb und ebenfalls Graf hieß.
    Leider scheint ein Alois Graf vlg. Buhlwieser aus Lengmoos am Ritten, vermisst in Galizien am 20.8.1914 auf. Sollte er der Schreiber gewesen sein, war er tragischerweise bereits gefallen bevor sein Brief eintraf in dem er noch schrieb dass es gesund sei.

    https://www.tiroler-landesmuseen.at/forschung/tiroler-ehrenbuch-digital/

    Interessanterweise scheint im Südtiroler Telefonbuch tatsächlich auch heute ein Simon Graf in Unterinn auf, doch bringt uns das in der Sache leider auch nicht weiter.

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