Ein Blick in die Zeitung anno 1781
Vielleicht haben Sie ja eben schon beim Frühstückskaffee (oder -tee) die Tageszeitung Ihres Vertrauens studiert und haben nun noch etwas Zeit und Muße mit uns einen Blick in die „von Wagners seliger Witwe und Erben“ verlegte Innsbruckerzeitung zu werfen. Die oben abgebildete Ausgabe ist eine der, wenn nicht die älteste Zeitung Innsbrucks. Sie erschien am 1. Jänner 1781, umfasste vier Seiten und brachte u.a. Nachrichten aus Wien, Bordeaux, Den Haag und Hamburg. Auch wenn die Meldungen mitunter deutlich über einen Monat alt waren, so erstaunt doch ihre geographische Ausdehung, zumal sich auch in der Rubrik „kurzgefaßte Nachrichten“ zahlreiche internationale Berichte finden. So erfuhren die Leserinnen und Leser beispielsweise von den Verhandlungen über einen Handelsvertrag zwischen „Holland“ und „den Kolonien von Nordamerika“.
Auch die angespannte Lage zwischen Dänemark und dem Zarenreich fand Erwähnung: „Der Hof zu Petersburg soll dem Könige von Dännemark [sic], welcher sich, seitdem von der bewaffneten Neutralität die Rede ist, mit England in einen besondern Kommerztraktat eingelassen hat, die Erklärung gethan haben, daß Rußland sich dadurch genöthiget sehe, alle dienliche Mittel anzuwenden, um die bewaffnete Neutralität zu schützen.“
Ebenso wurde über eine Rede von König Georg III. (1738-1820), die für Irritationen gesorgt hatte, berichtet: „In Frankreich fand man etwas sonderbar, daß die Anrede des Königs von England an das Parlament, in einem gewissen Licht betrachtet, wie eine Kriegserklärung gegen alle Mächte zu seyn schien; und man wunderte sich, daß die engländischen Minister nicht behutsamer zu Werke gehen. […].“
Nach diesem kurzen Streifzug durch die internationale Nachrichtenlage vor über 240 Jahren wollen wir Ihnen selbstverständlich die Neujahrswünsche der Redaktion nicht vorenthalten. Die Fortsetzung der Titelseite lesen Sie hier:
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
Vielen Dank für diese wunderbare Zeitungs-Zimelie, lieber Herr Egger!
Anton Dörrer berichtet in seinem Werk „Das Innsbrucker Verlagshaus Felizian Rauch und seine Vorgänger von 1673-1929“ über die Anfänge des Zeitungswesens in Innsbruck:
„Auch eine der ersten Zeitungen Tirols, die von längerer Dauer waren, nämlich die „Tyrolischen Monatblätter“, gingen aus Trattners Verlag hervor. Wagner hatte sich 1765-1768 mit seiner „Ynnsbruckerischen (Mondtäglichen und Mittwöchigen) Ordinari
Zeitung“, der Erweiterung eines fast 100 Jahre alten Wochenblättchens, vor Trattner hervorzutun versucht und 1767 auch noch ein „Intelligenzblatt der gefürsteten Grafschaft Tyrol“ gewagt.“
Es wäre bestimmt sehr lohnenswert und aufschlussreich, die Geschichte des Innsbrucker Zeitungswesens näher zu beleuchten. Dörrer zitiert u.a. folgende Beiträge:
„Carl Fischnaler, Über die ersten Tiroler Zeitungen bis zum
Ausgang des 18. Jahrhunderts, in: Tiroler Tagblatt 1890. — Josef Hirn, Zum
ältesten Zeitungswesen in Tirol, in: Zeitschrift des Ferdinandeum, 3. Folge,
39. Bd., 399 und Tiroler Bote 1895, S. 2089. — Karl Böhm, Einiges über die Ent-
wicklung des Innsbrucker Zeitungswesens im 18. Jahrhundert, in : Innsbrucker
Nachrichten 1904, Nr. 243.“