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Der Hausherr Wohnt Hier Nicht

Der Hausherr wohnt hier nicht

Der Lehrer Simon Treichl ließ sich 1930 von Lois Welzenbacher ein Haus planen, das der alpinen Moderne fast schon entwachsen war und vielleicht das einzige echte Bauhaus-Objekt der Stadt geworden ist. Es stand dort in der Friedhofallee 7 gerade einmal gut dreizehn Jahre, bis es von einem Bomben-Volltreffer irreparabel beschädigt und nicht mehr aufgebaut wurde.

Verblüffend, dass Simon Treichl und seine Gattin Hirlanda mit den drei, mit Nachzügler vier Kindern nie in dieses Haus eingezogen sind sondern immer in der Speckbacherstraße 4 wohnten, in einem Haus, das ihnen nicht gehörte. Treichl leitete viele Jahre die Metallarbeiter-Berufsschule in der Speckbacherstraße 34 (was von beiden Adressen in wenigen Minuten erreichbar war).

Im Adressbuch der 1930er Jahre findet sich eine Reihe von Mietern, darunter auch der jüdische Kaufmann Alois Schulhof (bis 1938). Weiters eine Demonstratorin am Anatomischen Institut namens Cords, die Chemiker Franz Fritz und Fritz Schneider, der Sortierer Georg Wohlgenannt, Hofratswitwe Moser, Professor Mulertt, Rechtsanwalt Nagel, Direktor a.D. Probst, Obergärtner Otto Wuelz und D.A.V. Generalsekretär Walter Schmidt-Wellenburg (letztere ab 1939).

Simon Treichl, geboren 1890 in Schwaz, war in einem völkisch ausgerichteten Tiroler Lehrerverein aktiv und hielt als Funktionär in den späten 1920ern Reden, die ein paar Jahre später im 1000jährigen Reich sicher gern gelesen wurden. Noch Mitte 1933 machte er offen Werbung für die NSDAP. In den Zeitungen blieb er präsent, ab 1939 dann auch als „Pg.“ mit Vorträgen zu sitten- und rassenkundlichen Themen bei einem Faschingsgschnas in St. Johann.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Nach dem Krieg ist Simon Treichl aus der Speckbacherstraße 4 an eine andere Wiltener Adresse umgezogen. Simon Treichl starb 1974 mit 84 Jahren, zuletzt wohnhaft in der Franz-Fischer-Straße 40.

  2. Simon Treichl wurde am 7. März 1890 in Schwaz geboren. Seine Eltern waren der Gastwirt zum Goldenen Hirschen Simon Treichl und Maria Madersbacher. Er verehelichte sich am 8. Oktober 1921 in Innsbruck St. Jakob mit Hirlanda Schiendl.
    Der Vater Simon Treichl sen. stammte aus Westendorf im Brixental.

  3. Das Grundstück des ehemaligen Treichl-Hauses befindet sich heute mitten im Klinikareal und ist zur Gänze mit dem weithin sichtbaren Hochhaus des Chirurgie-Gebäudes überbaut.

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