Der große Brand von Igls
In den Abendstunden des 27. August 1883 machte sich ein Zeugschmied, der gerade bei seinen Verwandten in Igls auf Besuch war, auf den Weg in sein Nachtlager in einem Heustadel. Bei sich hatte er eine Lampe, die er – ohne sie auszulöschen – in seiner Nähe abstellte. Kurz vor Mitternacht stürzte diese Lampe um und setzte das Heu in Brand. Die Flammen verbreiteten sich in Windeseile, hatten auch schon die Kleidung des Zeugschmieds erfasst, bevor er sich gerade noch retten konnte.
Aufgrund der großen Trockenheit bereitete sich das Feuer rasend schnell aus, griff auf die umstehenden Häuser über und setzte das Dorfzentrum in Brand. Erschwerend hinzu kam, dass in Igls selbst damals noch keine Freiwillige Feuerwehr existierte, die gleich die Brandbekämpfung aufnehmen hätte können. Zwar eilten die Feuerwehren der umliegenden Mittelgebirgsgemeinden sowie jene von Wilten, Innsbruck und Hall herbei, aber sie konnten erst in den Morgenstunden das Feuer unter Kontrolle bringen.
Nicht weniger als 14 (von insgesamt 27 Häusern) fielen den Flammen zum Opfer. Der Schaden belief sich nach ersten Schätzungen auf 124.700 Gulden (das entspricht rund 1,6 Millionen Euro), wobei nur ein Bruchteil der Schadenssumme durch Versicherungen gedeckt war.
Immerhin gelang es aber der FF Wilten die Häuser auf der linken Seite der Dorfstraße – zwischen der Kirche und dem Gasthaus Altwirt – zu schützen und dem Einsatz der Innsbrucker Feuerwehr verdankte sich die Rettung des Kirchendaches.
Kurioses Detail am Rande: Wie die Neue Freie Presse berichtete, hatten die Igler „[l]eider allzu früh und allzu reichlich […] die bäuerlichen Löschmannschaften mit Wein und Schnaps bewirtet. Infolge dessen geschah es, daß man den mit allem Opfermuthe helfenden Innsbrucker und Wiltener Feuerwehrmännern Unterstützung versagte, ihnen Hilfsleitern, die sie requirirt hatten, mit Gewalt wegnahm, ja sie sogar bedrohte. Dies soll auch der Grund sein, daß die Innsbrucker Feuerwehr schon um 7 Uhr die Brandstätte verließ, während jene von Wilten auf Bitten des Vorstehers noch länger ausharrte.“ In den Innsbrucker Nachrichten wurden diese Ereignisse zum Anlass genommen, „auf die Gepflogenheiten der Schweizer Feuerwehren hinzudeuten, welche bei Bränden ihren eigenen Proviantwagen mitnehmen, aus denen unter Aufsicht des Commandanten die Mannschaft gelabt wird.“
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-G-26798-1-3)