Der doppelte Fallmerayer
Für diese Geschichte sind zwei Dinge auf dem heutigen Titelbild – das dem Verkehrsbüro-Führer von 1930 entnommen ist – von besonderer Bedeutung. Einerseits – wohl wenig überraschend – die rechte obere Ecke, in der die altehrwürdige Fallmerayerstraße namentlich seit der Jahreswende 1878/79 vom Karl-Ludwig- bzw. Adolf-Pichler-Platz bis zur Maximilianstraße führt. Und andererseits als Kontrastprogramm die linke untere Ecke, die sich hier überaus naturnah präsentiert, sodass es die Touristenführer noch um die Jahrhundertwende nicht einmal für nötig erachteten, ihre Karten so weit gen Westen auszudehnen.
Auf der Karte von 1930 sieht man ganz unten übrigens einen weiteren Doppler, nämlich den Amraser Fürstenweg, der im Vergleich zu seinem – damals noch außerhalb der Stadtgrenzen liegenden – Höttinger Pendant reichlich mickrig ausgefallen ist. (Ein Zeitungsartikel vom 31. Mai 1906 deutet darauf hin, dass es sich womöglich sogar um Drillinge handeln könnte, scheinbar war auch die Neuhauserstraße einmal ein Fürstenweg.) Aber das würde jetzt zu weit, und in ganz andere Richtungen führen…
Denn schließlich geht es ja um das Dreieck zwischen der heutigen Innerkoflerstraße und dem Innrain. Bereits der Schwaighofer-Führer vom 1931 nahm die zukünftige Verbauung der schönen grünen Wiese vorweg. Dabei erschien auch die damals schon existierende Noldin-Straße namenlos, was in der folgenden Auflage korrigiert wurde:
Noch konkreter wurde die Sache 1939/40, als die projektierten Straßen dann auch namentlich bezeichnet waren (aufgrund der Qualität leider nur schwer entzifferbar) und zwar mit genau jenen Namen, die sie auch heute tragen. Mit einer Ausnahme. Die vormalige Verlängerung der Noldinstraße, die nun keine gerade Verlängerung mehr war und auch nicht mehr bis zum Innrain führte, ist hier als Fallmerayerstraße eingezeichnet. Keine Doppelung, da die alte Fallmerayerstraße von 1938 bis 1945 leider ein kurzes Intermezzo als Wurnigstraße erleiden musste. Diese Irrung wurde nach 1945 natürlich sofort wieder korrigiert, wie man am Plan von 1946 sehen kann. Die zweite – nun doppelte – Fallmerayerstraße lebte zumindest auf dem Papier noch kurz weiter, was mangels Häusern und Bewohnern wohl nicht weiter schlimm war.
Im Stadtführer von 1948 war auch die Doppelung wieder korrigiert. Gerade noch rechtzeitig, bevor in den folgenden Jahren die ersten Wohnhäuser in der nunmehrigen Hormayrstraße errichtet wurden.
(Bilder: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Digitale Dokumente zur Innsbrucker Stadtgeschichte)
Moment, Moment, Moment! Nicht die Neuhauserstraße, sondern:
„Bei der Anwesenheit des kaiserlichen Hofes in Innsbruck anläßlich der Hochzeit des Erzherzogs Leopold beschloß die Regierung, über das Gelände von Wilten eine Zufahrtsstraße nach Ambras zu legen. Eine Zuschrift der Regierung an das Stift Wilten vom Jahr 1764 besagt:
„Der neu anzulegende Fürstenweg von dem Panderlhof bis zur Wiltauer Pfarrkirche kann nicht unten hineinb der ordinari Gassen (heutige Fischerstraße) nach geführt werden, sondern nur über die Felder, weil der allerhöchste Dekor dies erfordert und die Brunnengleite auf der ordinari Straßen eine so hohe Aufbeschüttung erfordert, daß dies weit kostbarer wäre.“
Das Stift solle für die deshalb notwendige Grundabtretung billig entschädigt swerden.
Die Straße wurde jedenfalls in der geplanten Richtung gebaut und wohl auchauch die schon bestehenden Straßenzüge….
entsprechend ausgestaltet und mit Baumreihen bepflanzt, so daß dann der Fürstenweg als eine geschlossene Linie….
bis zurWiltauer Kirche und von da über die Sillbrücke weiter gegen Ambras führte…“
(abgeschrieben aus: „Geschichte der Hofmark Wilten“ von Prof.Dr.Otto Stolz, in: „Wilten, Nordtirols älteste Kultstätte“
(Tiroler Heimatbücher, Band I, Im Selbstverlag des Jugendschutzvereins „St. Bartlmä“, Stift Wilten, S.174/75)
Liebe Frau Stepanek! Herzlichen Dank für diese fachkundige Korrektur und Ergänzung. Interessanterweise erscheint der Fürstenweg im Franziszeischen Kataster ganz namenlos – im Gegensatz zu anderen Wiltener Straßen oder auch zum Höttinger Namensvetter.
Äh – zu früh abgeschickt:
Sicher ist Ihnen auch schon die gerade Linie vom ehemaligen Standpunkt der Feldkapelle (jetzt im Beselepark) an der Ostecke Karwendelstr.-Egger-Lienz-Str. zur Wiltener Basilika aufgefallen! Ja. Den Westbahnhof hat man halt mitten drauf gepflanzt… Aber das war eben dieser 1764-er Fürstenweg.
Interessant ist auch die Entwicklung der Schöpfstraße zwischen Friedhof und Innrain zu verfolgen.
Anfänglich ein dünnes Gässchen etwa an der Stelle des heutigen Fußweges, die Fortsetzung nach der Innerkoflerstraße stadteinwärts um eine Straßenbreite versetzt und mit dem geplanten Ende der Noldinstraße etwas im Gehege, 1939 die Verbindung zum Innrain noch schmaler als oben beim Friedhof, 1946 fehlt das Endstück überhaupt, 1948 ist es wieder da, jetzt breit, aber nach der Kreuzung wie gehabt mit Engstelle Richtung Friedhof. Auch 1961 scheint die Schöpfstraße im Endspurt breiter zu sein als vor der Kreuzung.
Zu Fuß kommt man heutzutage der ehemaligen Noldinstraßenverlängerung entlang tatsächlich zur Schöpfstraße, bzw von dort zur Holzhammer Straße. Die Noldinstraße selbst ist durch die Holzhammerautobahn zuverlässig von der Innenstadt abgeschnitten.