Der Brunnen als Quell der Information
In den Städten des Mittelalters und der frühen Neuzeit war der Dorfbrunnen ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Man traf sich, tauschte Neuigkeiten aus und konnte vielleicht auch einen (vorübergehenden) Lebenspartner treffen. Durch die trostlosen Wasserhähne der Neuzeit ist diese Romantik verloren gegangen. Um heute noch einen grundlosen Tratscher vom Zaun zu brechen muss man schon kreativ sein. Man kann sich beispielsweise mit einer Gießkanne bewaffnen und dem feschen Nachbarn auflauern. Oder ist es hier umgekehrt? Der Nachbar fährt schon das zehnte Mal die steile Straße entlang, um endlich wieder einmal die nette Nachbarin, die zum Blumengießen in der Nachbarschaft unterwegs ist, in einen Plausch zu verwickeln.
Egal. Ziel erreicht. Alles Andere geht uns nix an.
Hinter uns gab es in einem kleinen, finsteren Laden das Lebensmittelgeschäft des Herrn Köck. In den 1970er Jahren stellte er sogar bei Stammkunden mit seinem VW-Bus die Bestellungen zu. Gegenüber war der Eingang in die „Höhlen“ unter Schloss Büchsenhausen. Dort hatte ein Weinhändler sein Lager mit Direktverkauf. Es roch modrig, es war finster und ziemlich gespenstisch. Der Autor dieser Zeilen durfte beide Geschäfte an der Hand der Großeltern gelegentlich betreten. Ein echtes Abenteuer.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Kr/Ne-4139)
„Können`s nit aupassn, junger Mann!“ „Tschuldigung, hab Sie nit gsehn!“ „Unerhört, mich übersieht kein Mann!“(der Fahrer des Autos im Hintergrund: Stehn mitten auf der Straßn. Tüüüt! Tüüüt!)
Das Fahrrad mit Dynamo, Klingel(!), Gepäckträger, Kotschützern und die Anbringung der Aktentasche am Rahmen…Zeitdokument. Die futuristische Plastikkanne ebenso.
Oder: „Siiieee, ziehens gefälligst die Bremsen an beim Fahren, da is man ja nirgends mehr sicher beim Spazigehen !“ „Siiieee, a bissl mehr Respekt ! Immerhin bin ich a Amtsperson und komm grad ausm Dienst !“ Fährt kopfschüttelnd weiter „Unerhört, was man sich so bieten lassen muß, aber mit die Beamten kann mas ja machen.“
Meiner Seel….den Herrn Köck in dem kleinen Greislerladen weiss ich auch noch.
Ich war 5 und wir haben ein paar Häuser weiter oben in der Riedgasse gewohnt……57 Jahre ists her
Oben hinter der Kurve war noch Wiese, da hab ich meine erste Grille gefangen.
Danach sind wir in die Bäckerbühelgasse 18 ganz oben gezogen…..wahrscheinlich mit dem Leiterwagen, weit wars ja nicht, die Freunde blieben gottseidank dann die gleichen.
Meine Großeltern haben oben im Nageletal gewohnt, darum war ich als Kind öfters dort. Neben dem Geschäft von Herrn Köck gibt es heute ein versprrtes Gitter zur Anlage hinauf. Wenn man keinen Schlüssel mit hatte musste man über das Nageletal bis zur Höhenstraße hinaufgehen und dann wieder runter. Als Kind eine Angstvorstellung…
„…musste man über das Nageletal bis zur Höhenstraße hinaufgehen und dann wieder runter.“
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Das „musste“ stimmt nicht ganz. Denn neben den beiden erwähnten Zugängen gab es noch eine dritte Option. Diese – scheinbar weniger anstrengende Möglichkeit – bestand darin, das ziemlich steile Nageletal bis zum Haus-Nr. 1 hinaufzugehen, um dort die rechtsseitig abzweigende (54 Stufen umfassende, noch heute bestehende) Betonstiege zu der erwähnten ‚Anlage‘ hochzusteigen. Diese Stiege war der weitaus am häufigsten benutzte Zugang.
Kam man vom oberen Nageletal bzw. von der Höhenstraße her, ging man ca. 50m weit in Richtung Butterer-Hof (Stolz-Bauer), um von dort durch die rechtsseitig gelegene Toranlage auf das Grundstück zu gelangen. Zwischen drei auffallenden Betonsäulen gab es neben einem schmalen Personendurchgang auch ein breites Tor, das die Durchfahrt von Fuhrwerken bzw. von größeren Fahrzeugen (LKW, …) gestattete.
Die gesamte Toranlage war – wie auch der Stiegenzugang von der Seite der Riedgasse (Durchgang zwischen Haus-Nr. 71 und 73 / Hinterhof des Lebensmittelladens von Anton Köck) üblicherweise versperrt. Das Gatter am oberen Ende der Nageletal-seitigen Stiege blieb als einziger Zugang stets unversperrt.
Lebensmittelgeschäfte gab es in den Sechzigern in St. Nikolaus mehrere. Köck, Götsch, vielleicht den Entner (Weiherburggasse), Kammerlander, Schmidhuber, dazu mindestens drei Metzger (in der Innstraße den Peer, in der Riedgasse den Plattner und den Spornberger – der war allerdings womöglich schon/noch in Hötting). Und Zuckerlen (offen schaufelweise aus den großen Glasbehältern) gab es z.B. beim Frischauf.