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Der Anschluss Vor 1938 (II.)

Der Anschluss vor 1938 (II.)

Die österreichweite Abstimmung, die für den März geplant war, fand tatsächlich nicht statt. Die für den Februar anberaumte Abstimmung in Tirol wurde schließlich in den April verschoben. Im Vorfeld fanden zahlreiche Massenkundgebungen statt – vor dem Landestheater, in den Stadtsälen, bei der Triumphpforte. Im der Argumentation der Befürworter dominierten vor allem die wirtschaftliche Notwendigkeit als Grund für den Anschluss. Ein auch immer wieder angesprochener Hintergedanke war die Problematik Südtirols. Durch die Angliederung an das Deutsche Reich erhoffte man sich eine stärkere Position in dieser Angelegenheit.

Die Hoffnungen, die mit dem Anschluss verbunden waren, gingen jedoch – wie könnte es anders sein – selbst unter den Befürwortern auseinander. Manche Stimmen mahnten zur Vorsicht, dass die Verbindung mit dem Reich, das selbst unter den Folgen des Krieges und der Wirtschaftskrise zu leiden hatte, keine Panazee für alle Gebrechen des Landes war, sondern nur auf lange Sicht zu Verbesserungen führen werde. Aber es war wohl unvermeidlich, dass sich übermäßig optimistische Hoffnungen breitmachten, sei es die Übernahme aller Schulden des Landes durch die Reichsregierung oder die sofortige Rückgewinnung Südtirols. Teilweise wurden diese Hoffnungen auch von prominenten politischen Befürwortern genährt. So berichtete Landeshauptmann Josef Schraffl (1855–1922) von einem „deutschen Finanzmann“, der ihm erklärt habe, dass es bei den unzähligen Milliarden an Schulden des Reiches auf die von Tirol auch nicht mehr ankäme.

Die Opposition seitens der Siegermächte wurde als scheinheiliger Verrat an dem von ihnen selbst proklamierten Selbstbestimmungsrecht der Völker kritisiert. Der Innsbrucker Bürgermeister Wilhelm Greil erklärte, man solle sich um die Proteste aus dem Ausland nicht kümmern – schlimmer als es schon sei, könne es nicht werden.

(Kundgebung vor dem Landestheater (damals noch Stadttheater), Ph-M-22628)

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