Bewegte Bilder
Neben unzähligen Fotoschätzen findet sich in unserer Beständen auch die ein oder andere Filmrolle, die eine nähere Betrachtung verdient. Ein ganz besonderes Exemplar möchten wir Ihnen heute auszugsweise an dieser Stelle vorstellen. Es handelt sich um den Film „Innsbrucker Verkehrsbetriebe“, den der bekannte Tiroler Kameramann und Regisseur Theo Hörmann (1914-1994) in den Nachkriegsjahren im Auftrag der IVB gedreht hat.
Unser Ausschnitt vermittelt außergewöhnliche Einblicke in den öffentlichen Nahverkehr in Innsbruck in den Nachkriegsjahren. Ein Leckerbissen nicht nur für die Straßenbahn- und O-Busfreunde. In diesem Sinne: Gute Unterhaltung und Film ab!
(StAI, LF-316)
darf ich’s anpatzen ehe Herr Schneiderbauer aus der Schockstarre erwacht ist (vielleicht kennt er den Film auch schon)?
Nur kurz: Obushalle, notdürftig gekitteter großer Fiat, Boznerplatz mit dem seltenen gelben kleinen FIAT, der Gräf&Stift, Der FIAT mit „winkendem“ Winker links abbiegend. Und die Stubaier mit ungeduldig abspringenden Fahrgästen (bei der Stb alter Prägung gabs anscheinend nicht den geringsten Bahnsteig. Es ging.
Schluß, Tränen abwischen. 🙂
Da wäre es ja schon gestanden mit dem gelben Fiat-Obus, nur vorher lesen hätt‘ ich es müssen. Danke, Herr Hirsch. 🙂
Einige sogenannte „Erdbahnsteige“ gab es bei der Stubaitalbahn (die bald Linie 9 heißen sollte) noch vor ein paar Jahren, und auch bei der Linie 6 noch in den 2000ern. Klar ging das, bei den alten Hochflurfahrzeugen machte es keinen sehr großen Unterschied, es war „nur“ noch eine weitere Stufe. Einen kinderwagen oder ein Fahrrad kann man schon hochtragen, aber Menschen im Rollstuhl hatten keine Chance. Es ist schon gut, dass wir heute bei der Tram überall barrierefrei sind (abgesehen von drei Innenstadthaltestellen, wo leider immer noch die Klapprampe zum Einsatz kommen muss.
Ich hab wenn ich recht überlege keine besondere Erinnerung an Rollstuhlfahrer. Man sah sie zwar vereinzelt am Gehsteig, wo dann Passanten jeweils ex tempore darum gebeten den Rollstuhlfahrern und -fahrerinnen (gerade in meiner Nachbarschaft gab es eine solche Bedauernswerte) über die Bordsteinkanten und über die Straße halfen, aber die meisten blieben wohl die meiste Zeit unsichtbar zuhause. Also hier gibts keine Erinnerung an die gute alte Zeit. Das „Ging doch“ sollte eher die Denkweise der Öffibetreiber widerspiegeln.
Auch Kinderwägen habe ich in Öffis früher Zeiten nicht in Erinnerung. Frau und Mutter fuhr in den Park, so grad in die Stadt mit den Kleinen war nicht gang und gäbe. Da mußte wer auf das Kind aufpassen und Mutti fuhr alleine. Für etwas größere Kinder gab es in einer gesetzlichen Grauzone kleine Kindersättel auf der Fahrradstange.
Warum nicht auch einmal vom Insassenleben erzählen.
Linie 9 statt StB? Was sind dann die linien 7 und 8? Neugierig.
Zusatzsatzzum Anhängerdreieck. Das sieht so klobig pyramidenförmig aus weil es im Innern eine Glühbirne für Nachtfahrten hatte.
D a s waren jetzt „Genußfahrten“ durch Innsbruck!
„Theo-Hörmann-(Kurz-)Filme sind mir in Erinnerung vom „Non-Stop-Kino“ in der Maria-Theresien-Straße in den 50-er Jahren – ein „Alpenflug“ mit dem damals am Landestheater engagierten „jugendlichen Helden“ Hannes Maeder (Im „Faust“ im Landestheater haben sie ihm für die Anfangsszenen halt einen langen Bart umgehängt) und einer Seefelder Hotelierstochter – sowie einen „Bergsteigerfilm“ mit einer blonden Schönheit, auf der Hungerburg wohnhaft, namens Helga G., deren „herzerfrischende Natürlichkeit“ ausdrücklich lobend hervorgehoben wurde…
Was da alles in der Erinnerung so daherpurzelt??? Zeit dieser Filme? 1952 – 1956
Ein mehr als interessanter Filmausschnitt, danke fürs Onlinestellen. Ich finde die Szene mit der Linie 1 am Westbahnhofviadukt am interessantesten, davon waren mir bisher keine bewegten Bilder bekannt. Auch die filmische Dokumentation des Betriebs an der Obusremise Arzl dürfte ziemlich einzigartig sein.
Gibt es eine Möglichkeit, den gesamten Film zu sehen?
Jetzt hatte ich etwas mehr Zeit um den Ausschnitt in Ruhe zu analysieren.
Nummeriert nach Schnitt:
1. ab 00:00: Ein Vierwagenzug der Stubaitalbahn geführt von Triebwagen Nr. 3 fährt in den Stubaitalbahnhof ein. Am Zugschluss sehen wir einen Güterwagen. Den Aktentaschen und Kleidung der aussteigenden Menschen, ihrer Eile, und dem Schattenwurf nach ist es ein Sommermorgen und Berufsverkehr.
Ich besitze nur ein einziges Foto, auf dem der Stubaitalbahnhof westseitig von einer Reihe voluminöser Bäume gesäumt ist, wie sie auch im Film zu sehen sind. Der Anblick ist so ungewöhnlich, dass selbst ein Experte, dem ich das Bild gezeigt hatte, sich nicht sofort sicher war, ob da wirklich der Stubaitalbahnhof zu sehen ist. Es ist dieses: https://postimg.cc/Ny1P9p7C (Foto: unbek., meine Slg. und Bearbeitung, datiert mit 29. Juli 1957, was ich aber nicht ganz glaube, da mit Bau der Konzertkurve der Stubaitalbahnhof umgebaut wurde und die Bäume wohl gefallen sind – also eher „spätestens 1955“). Auf Fotos von vor dem 2. WK und ab 1959, die mir zur Verfügung stehen, sind die Bäume nicht (mehr) zu sehen. Am Schattenwurf ist auch zu erkennen, dass es hier bereits drei Bahnhofsgleise gibt; das dritte Gleis ist im Mai 1953 dazugekommen, was den Aufnahmezeitraum und damit auch den Zeitraum der Filmsequenz Nr. 1 auf 1953-55 einengt.
2. ab 00:13: Beiwagen Nr. 143 vermutlich am Schluss eines Zuges der Linie 1 (sofern das Foto nicht gestellt ist). Die Zielschilder wurden auf diese Weise am Triebwagen und am letzten Beiwagen befestigt und an den Endstationen umgedreht. Einee fantastische Detailszene.
3. ab 00:16: Ein ex Basler Beiwagen noch im originalen Dunkelgrün auf der Linie 3 (auch hier: wenn nicht gestellt); diese Züge fuhren nur mit einem einzelnen Beiwagen, damit war dieser ebenfalls am Zugschluss, mit Zielschild „Pradl“. Diese Schilder befanden sich im Wageninneren und wurden ebenfalls in den Endstationen umgesteckt. Aufgrund der Spiegelung in der Fensterscheibe halte ich es für möglich, dass das am Wiltener Platz gefilmt wurde.
4. ab 00:20: definitiv etwas selten Fotografiertes und noch seltener Gefilmtes: hier sehen wir das Zielschild der Zugmaschine eines Buszuges der Linie L/K, zu erkennen an dem „Anhängerdreieck“ genannten dreieckigen Dachsignal, das das Vorhandensein eines Busanhängers anzeigte. Es ließe sich sicher auch noch eruieren, welcher Bustyp das gewesen sein muss.
5. ab 00:24: ein ex-Basler Triebwagen mit brandneuem Liniennummernkasten. Die abgerundet quadratischen Liniennummernkästen mit Ziffern in schwarz auf weiß hinterleuchtet (statt runder Tafeln mit weißen hinterleuchteten Ziffern auf schwarzem Grund) waren mit den Schweizer Gebrauchtfahrzeugen ab 1950 eingeführt worden und haben bis zur 2009 in Pension geschickten letzten Generation von Hochflurfahrzeugen so ausgesehen. Auch ein tolles Detail.
6. ab 00:27: hier vermute ich ein seitliches Zielschild eines Dieselbusses der Linie H, die am 3. Mai 1948 eröffnet wurde. Auch hier wieder: fantastisches Detail. So ein Schild habe ich noch auf keinem Foto gesehen. Besonders interessant finde ich hier die erste Zeile „Kraftfahrlinienverkehr der Innsbrucker Verkehrsbetriebe“. Auch hier wäre der Bustyp sicher eruierbar, ich bin da leider nicht sehr bewandert.
7. ab 00:31: ein Bus-Haltestellenschild des Typs „Löffel“, wie bis 1993 üblich. Hier finde ich interessant, dass die Linien und Ziele im Haltestellenschild selbst integriert waren, zusätzlich darubter aber noch die quadratischen grünen Steckschilder angebracht waren, an die ich mich selber noch aus den 1980ern erinnern kann. Bei der Beschriftung fällt mir die „ineffizienz“ auf – 1/3 des knappen Raums wird eingenommen durch das eigentlich gar nicht nötige Wort „Richtg.“. Diese Dinge mussten sich erst entwickeln.
8. ab 00:33: ein Gräf-Obus als Linie C fährt in der Anton-Rauch-Straße auf den Mühlauer Hauptplatz zu.
9. ab 00:42: ein alter Fiat-Obus, wohl noch in Originalfarbe (welche?) ebenfalls als C in der Arzler Straße Straße zwischen Mühlau und Arzl. Interessantes Detail hier die einspurige Fahrleitung in Fahrbahnmitte, eine Begegnung zweier Obusse in Fahrt war nicht möglich. Auch interessant am Ende dieser Teilsequenz zu sehen: die Mauer des zum Sternbachschloss gehörigen Wiesengrundes, der heute als urbane Hühnerfarm genutzt wird, existiert noch gar nicht. Ich dachte bisher, diese Mauer wäre Jahrhunderte alt.
10. ab 00:49: ein sehr abgenudelter Gebraucht-Obus als Linie C in Originalfarbe (welcher?) wendet mit Fahrgästen am Wendestern in Arzl, dem heutigen Novapark. In weiterer Folge schwenkt die Kamera auf einen modernen, neuen Gräf & Stift, der dort steht; im Hintergrund die Obusremise. In der nächsten Szene…
11. ab 01:07: …ist der Wendestern selbst zu sehen und einige ausgestiegene Fahrgäste und wieder die Remise im Hintergrund. Eine selten gefilmte nahverkehrshistorische Szenerie!
12. ab 01:16: Ein „großer“ Fiat-Obus der Linie C auf der Mühlauer Brücke stadtauswärts.
13: ab 01:26: Wieder ein Gräf-Obus, Nr. 28, als Linie C in einer typischen Theresienstraßen-Szene. Im Hintergrund ein „Basler“-Zug vermutlich der Linie 3.
14: ab 01:35: auch wenn wieder in der langweiligen Maria-Theresien-Straße, ist das eine schöne Szene eines Basler Zuges als Linie 3 im grünen Originallack.
15: ab 01:39: Linie 4 auf der Mühlauer Brücke stadteinwärts, Fünfwagenzug.
16: ab 01:56: jetzt wird’s (für mich) sensationell: in zwei Szenen sehen wir Züge der Linie 1 den Nordteil der „Wiltener Hochbahn“, des Westbahnhofviadukts, befahren. Zuerst stadtauswärts bzw. Richtung „Berg Isel“…
17: ab 02:03: … und dann stadteinwärts bzw. Ricbtung „Hungerburgbahn“. Ich dachte mir nicht, dass ich davon mal bewegte Bilder sehen würde. Fantastisch! 1956 war der Westbahnhofviadukt der Konzertkurve gewichen, darüber gibt es hier auf innsbruck-erinnert ja bereits mehrere Artikel.
18: ab 02:19: wieder einer der kleinen gebrauchten Fiat-Obusse noch in Originalfarbe als Linie B. Ist das der Bozner Platz? Und dahinter ein weiterer Obus, vermutlich Typ Breda, ebenfalls von den Nazis in Italien requiriert, in sehr heller Originallackierung (?).
19: ab 02:31: noch einmal die (damals auffällig schmale) Mühlauer Brücke mit einem sehr abgenudelten Obus der Linie C.
20: ab 02:34: ein anscheinend beiwagenteuglicher Dieselbus der Linie D ebendort stadtauswärts. Man korrigiere mich bitte, wenn ich mich irre, aber das „Anhängerdreieck“ am Dach dürfte ohne Beiwagen eigentlich nicht sichtbar sein, oder? Oder wurden diese Signale umgedreht und zeigten unterschiedliche Farben, hier scheint es ja schwarz zu sein, „aktiv“ sollte es weiß mit rotem Rand gewesen sein? Was man hier jedenfalls besonders gut sieht, weil der Bus gerade Gas gibt, ist der pechschwarze Ruß, den diese alten Dieselmotoren in die Umwelt gehustet haben.
Meine Szenenbeschreibungen sind unvollständig und da und dort könnte ich noch nachrecherchieren, aber ich hoffe trotzdem mit meinen Ausführungen ein paar nützliche Zusatzinformationen geliefert zu haben. Ich danke jedenfalls Herrn Egger fürs Zeigen dieses Filmausschnittes!
Herzlichen Dank für diese ebenso detaillierten wie nützlichen Zusatzinformationen, Herr Schneiderbauer!
Zum Achtung-Anhänger-Dreieck des D-Busses: Das Dreieck ist nach vorne geklappt, wenn man genau hinschaut sieht man der momentanen Unterseite entlang ein weißes Band, welches ich als das den Rand überschreitenden Rand der weißen Umrahmung des roten Dreiecks interpretiere.
Die großen Fiat Obusse (der B auf 2:19 am Boznerplatz war ein großer und nicht ein kleiner, imma dat Jenaue) hatten entweder eine stumpfe blaue Farbe oder ein Grau als Lackierung, die Farbe der ganz hellen Karosserie des kleinen Fiat (nicht Breda) war in meiner Erinnerung ein blasses Gelb mit einer rötlichen Zierfarbe ähnlich den ÖBB Bussen. Eine Parade aller drei Obustypen ohne Gräf & Stift sieht man zum Vergleich in der Kreutzfibel auf Seite 258.
Alle Achtung und danke, Herr Schneiderbauer!