Besuch beim Autohändler
Heute unternehmen wir mit Richard Frischauf einen Ausflug in die Innsbrucker Wirtschaftsgeschichte und besuchen einen lokalen Autohändler. In Großbuchstaben prangt auf seiner Halle „Gebrauchtwagen-Schau“ und darüber das Logo einer bekannten deutschen Automarke, die heuer ein Jubiläum – nämlich „125 Jahre Automobilbau“ – feiert. Die beiden Wellblechhallen vermitteln – wenn wir es wohlwollend formulieren wollen – so etwas wie Industriecharme, das wenige Grün wird sich selbst überlassen und auf dem Hof stehen ein paar Autos herum. Abgesehen von den Autos, die es hier zu sehen gibt (die AutoexpertInnen können uns sicherlich mehr dazu sagen), würde uns natürlich interessieren, in welcher Ecke unserer Stadt wir gelandet sind und wie lange sich an dieser Stelle diese „Gebrauchtwagen-Schau“ befand. Haben Sie eine Idee?
(StAI, Frischauf-Foto noch ohne Signatur)
Reichenauerstraße 82 – 84 / Frundsbergstraße
Im Hintergrund das Spaur Schlössl.
In einer auf alliierter Luftaufklärung basierten Beschreibung des Reichenauer Flughafens wurden diese beiden Blechbaracken als Hangars des nahen Flughafens bezeichnet, das waren sie aber nie.
Ich erinnere mich noch gut an einen Sensationsausflug mit meinen Eltern in die ferne Reichenau in 3 Abschnitten: Allgemeines Wundern – Besichtigung und Verurteilung der neuen Reichenauer Pfarrkirche – Staunen über die Autohallen, vorsichtiges Hineinschauen, man wollt ja, hatte aber noch nicht das Geld beisammen,
Unter langsamem Mundschließen allmähliche Heimkehr.
Leider weiß ich nimmer, wie wir dorthin gelangt sind, wahrscheinlich mit dem Obus B bis zur Rennerschule.
Zur Vorsicht habe ich mich vor meinem Geschreibsel auf dem Luftbild vom 23.8.1960 vergewissert, ob eine Gleichzeitigkeit von Kirche und Blech überhaupt möglich war, aber ich hab mich richtig erinnert. Und weil ich grad dabei war, hat mich die weitere Entwicklung interessiert.
Am Luftbild vom 26.6.65 sind die Blechschuppen verschwunden, die Fläche aber noch frei. Dieser freie Fleck blieb bis Ende der 60er erhalten, am 15.4.71 sieht man das erste Haus und den Schatten des Krans. Zu dieser Zeit fuhr wahrscheinlich keines der je dort gekauften Gebrauchtwagen mehr.
Nach dem Abriss der Wellblechhallen entstand auf diesem Areal der OPM, Otto Praxmarer Markt.
Rechts neben den Blechhallen befinden sich die ersten städtischen Häuser in der Freundsbergstraße. Dort wo der Kran sichtbar ist, wird entweder Freundsbergstraße 22 bis 26 gebaut oder das Städtisches Haus an der Radetzkystraße.
Diese Häuser entstanden um den Schandfleck Namens Bocksiedlung anlässlich der Olympiade 1964 aus dem Stadtbild zu entfernen.
Wie Herr Pritzi richtig schreibt, entstand nach Abriss der Wellblechhallen der OPM Markt heute befindet sich dort der WAMS.
Ich selbst kann mich an den am Bild befindlichen Zustand nicht erinnern, da ich erst in den 70er Jahren dorthin gezogen bin. Unser Block war das erste mit Lift und Zentralheizung. Alle anderen mussten Öl oder Kohle im Winter in die Wohnungen schleppen um es warm zu haben. Das heute noch.