Bei der Vogelhütte
Gleich zweimal gibt es noch heute in der Umgebung Innsbrucks eine offizielle Ortsbezeichnung „Vogelhütte“: die Bekanntere liegt auf dem Gemeindegebiet von Lans uns ist heute noch Jausenstation und Ausflugsziel nahe dem Lanser Moor.
Weniger bekannt ist hingegen die Höttinger Vogelhütte: Zwischen Höhenstraße und Gramart verborgen im Wald tut sich dem Besucher diese wunderschöne Freifläche auf. Der Name lässt auf die Geschichte des Ortes schließen: Bekanntlich war in Hötting der Vogelfang besonders etabliert. Als Fangstätten wurden oft sogenannte „Vogelherde“ benutzt, erhöhte Stellen, auf denen Vögel z.B. mit Leimruten gefangen wurden. Der Vogelfänger saß dann oft in „Deckung“ in der sogenannten Vogelhütte und beobachtete seine Beute.
Ehemalige Vogelhütten sind im Gebiet rund um Innsbruck mehrere belegt (z.B auch in Igls). In Hötting ist im Jahr 1603 erstmals eine Vogelhütte genannt, allerdings ohne genauere Ortsangaben. Etwas später, im Jahr 1611, scheint eine Vogelhütte unter „Planizen herab am Hettinger Pühl“ auf. Aus dem Jahr 1751 gibt es eine durch den Höttinger Heimatforscher Josef Tumler überlieferte Notiz zur Vogelhütte am „Möser Angerl“, welche wohl die hiesige Stelle betreffen dürfte: „Möser Angerl ob der Höttinger Kirchen: Pichl genannt, auf dem vorzeiten der Vogelherd gestanden.“ Seit 1910 hat sich hier die Bezeichnung „Vogelhütte“ im Adressbuch auch als Adressbezeichnung etabliert. Auf Adresse „Vogelhütte 1“ am Möser Angerl wohnte damals Peter Biedermann (daher auch die Bezeichnung dieses Gebäudes auf der Westseite als „Villa Biedermann“). Das auf dem Foto abgebildete Gebäude, die eigentliche „Vogelhütte“, entspricht der heutigen Hausnummer 2.
Vogelfang war übrigens keineswegs nur Volkssport für Höttinger „Buabn“: auch die Oberschicht betrieb den Vogelfang lange Zeit sozusagen als Zeitvertreib, sondern dürfte wohl ursprünglich als Rest adeliger Jagdfreuden übriggeblieben sein und war bis ins 19. Jahrhundert beliebter Freizeitsport der Oberschicht. In der ehemals selbstständigen Gemeinde Hötting wurde ab dem Jahr 1890 beim Landesausschuss immer wieder angesucht, den Vogelfang auf Höttinger Gemeindegebiet auf bestimmte eingeschränkte Zeiträume zu verbieten. Im Jahr 1909 wurde per Landesgesetz verboten, die meisten Singvögel zu jagen.
Stadtarchiv Innsbruck, Ph-A-24512-112, -123, -124.
Der Name „Vogelhütte“ hat sich – zumindest für die ältere Generation – auch noch für das markant auf einer Anhöhe stehende Landhaus unterhalb des Plumesköpfels erhalten.
Eine weitere „Vogelhütte“ gab es oberhalb des Ambraser Schloßes. Sie gehörte der Ärztekammer und ist vor vielen Jahren abgebrannt. Wenn man am Tummelplatzweg nach der Bahnüberquerung bald einmal auf einen breiten Weg nach links abbiegt, kommt man auf eine stille Wiese, auf der kann man noch Reste des Fundaments sehen.
Nahe Völs befindet sich unsere Vogelhütte aus dem 17. Jahrhundert.
Adresse: Völserstrasse 64a, 6020 Ibk.
Claudia de Medici war hier auf Vogeljagd.
Verena Schutte-Rittler