Bauern, Bürger und Arbeiter…
Ich wollte Ihnen heute nur noch schnell einen dezenten Hinweis zukommen lassen, dass Sie (zumindest die Innsbrucker:innen unter Ihnen) den Tag unter anderem dazu nutzen könnten, um Ihr Kreuzchen respektive Ihre Kreuzchen bei der Partei und den Kandidat:innen Ihrer Wahl zu machen. Nur für den Fall, dass Sie die zwei oder drei Plakate übersehen haben, die sich irgendwo in der Stadt verstecken.
In dem Bestreben, zu diesem Anlass ein passendes Sujet zu finden, bin ich auf das obige Plakat gestoßen, das inzwischen auch schon stolze 92 Jahre auf dem Buckel hat. Wie Sie sehen, nicht Innsbruck, sondern Seefeld – vielleicht ein dezenter Hinweis darauf, dass sie sich nach den Mühen der QWahl einen Ausflug ins Grüne gönnen könnten?
Ins Auge gestochen ist mir die Überschrift. „Bauern, Bürger und Arbeiter Seefelds!“ Was sich dann im Text wiederholt: „Unsere Aufgabe ist die Interessen der Bauern, Bürger und Arbeiter in der Gemeinde zu vertreten.“ Wo ich mich dann spontan frage: Wen gab es denn sonst noch in Seefeld, der weder Bauer, Bürger oder Arbeiter war? Bäuerinnen, Bürgerinnen und Arbeiterinnen? So wird es wohl eher nicht gemeint gewesen sein. Nachdem im unteren Absatz die Interessen der Privatvermieter explizit genannt werden, ist anzunehmen, dass die Partei in Opposition zu den großen Hoteliers gestanden ist (Bürger wären das aber auch, nicht?). Interessant ist auch, dass man sich zwar im Text immer an Bauern, Bürger und Arbeiter richtet, der Name ist dann aber nur „Bauern- und Bürger-Partei“ lautet. Womöglich weil Arbeiterpartei schon anders besetzt war?
Es ist wieder ein schönes Beispiel, dass sich einem der Inhalt und Sinn eines Wahlplakates nach einem gewissen zeitlichen Abstand nicht mehr zwangsläufig erschließt. Wie man im Jahr 2116 wohl auf die diesjährigen Plakate blickt?
Damit wünsche ich Ihnen einen Schönen (Wahl)Sonntag – es wird ein spannender Abend. Nicht nur für die Bauern, Bürger und Arbeiter Innsbrucks.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Insbruck, Pt-148)