skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Aye Aye Skipper

Aye aye Skipper

Noch befindet sich unser Segelbot (sic!) auf dem Trockenen. Die Zubringermöglichkeit zum Wasser mittels Schienen ist aber gut erkennbar. Datiert und verortet wurde die Aufnahme noch nicht, weshalb ich diese ehrenvolle Aufgabe Ihnen überlasse.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, ohne Signatur)

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare
  1. Dazu lässt sich allerhand erzählen. Der Tiroler Anzeiger vom 16. September 1932 schreibt:
    „Vom Arbeitslosenschiff „Inn“. Wie wir bereits
    vor einiger Zeit berichtet haben, fanden sich drei Inns­-
    brucker Arbeitslose zusammen, um sich ein Segelschiff
    zu bauen und in der Fremde das Glück zu versuchen.
    Nunmehr ist das Boot soweit fertiggestellt, daß es be­-
    reits die „Werft“ verlassen und zum Inn gebracht
    werden kann. Morgen, Samstag, nachmittags wird
    der Stapellauf erfolgen. An diesem Schiff kann man
    ersehen, was Arbeiter zu leisten imstande wären, wenn
    ihnen in der Heimat Gelegenheit zur Arbeit geboten
    wäre. Unter den größten Opfern haben hier diese Ar­-
    beitslosen ein Werk zustande gebracht, das sich sehen
    lassen kann. In letzter Zeit wurde täglich 16 bis 18
    Stunden gearbeitet und ständig war die Sorge der
    Materialbeschaffung, die Sorge um den notwendigsten
    Lebensunterhalt die Begleiterin der drei Unverzagten.
    Es ist äußerst interessant, bei den gegenwärtigen Arbei­-
    ten zusehen zu können; es wäre den arbeitslosen Schiff­-
    bauern zu vergönnen, wenn recht viele Innsbrucker
    noch die Gelegenheit benützen und den Schiffbauern
    einen Besuch abstatten würden. Jede kleinste Spende
    wird dankend vermerkt, muss doch noch sehr viel ange­-
    schafft werden, bevor die Reife angetreten werden
    kann. Jetzt, in den schönen Herbsttagen, ist es ein
    kleiner Ausflug, denn gleich nach dem Flughafen in
    der Reichenau trifft man die Wackeren an der Arbeit.
    Es ist nur zu wünschen, daß die letzten Arbeiten und
    der Stapellauf glücklich vonstatten gehen und das
    Segelboot „Inn“ bald in die Lage kommt, im Ausland
    von der Tüchtigkeit der Tiroler Arbeiter Zeugnis ab­
    zulegen.“

  2. Im Hintergrund sieht man die Arzler Kalvarienbergkirche und daneben die Lehmgrube. Das Haus könnte das Café Plätzer an der Hallerstrasse sein. Nun bräuchte man nur noch eine seichten Innzugang. Vielleicht im Bereich vor dem alten Schießstand?

    1. Ich weiß nicht recht, Herr Pechlaner, ob Sie die Szenerie nicht etwas zu weit östlich ansiedeln. Das Café Pletzer (heute Innsbrucker Stüberl, wie ich soeben auf Google Street View gesehen habe) hatte (hat) die Adresse Haller Straße 181. Das ist mehr oder weniger in gerader Linie südlich des Kalvarienberges und nicht soweit links davon, wie auf dem Titelbild. Ich vermute dieses Haus eher in der Brandlgasse, dann fand der Stapellauf evtl. nahe der Reichenauer-/Grenobler-Brücke statt.

      Das würde auch mit dem von Herrn Auer eingestellten Zeitungsartikel besser übereinstimmen, in dem es heißt „gleich nach dem Flughafen in der Reichenau trifft man die Wackeren an der Arbeit. […]“ Vielleicht sieht man hier die Wiese auf der dann später der Campingplatz entstand? Dann hätte das „SEGELBOT JNN“ — der große patriotische Adler nahm offensichtlich zu viel Platz für ein zweites ‚O‘ ein 😉 — in der Nähe des Sandwirts gewassert.

      Ein bissl irritiert mich bei dieser These die Lage der „Schienen“. Bei den prekären finanziellen Verhältnissen hat man sicher keine von der „Werft“ bis zum Inn legen können, sondern zwei Stück immer wieder verwendet, d. h. das Boot drüber gezogen, dann die freigelegten Schienen wieder angelegt und das Boot nocheinmal ein paar Meter weiter transportiert, so lange, bis man am Ufer ankam. Im diesem Falle wäre das Boot allerdings mit dem Heck voraus ins Wasser gekommen. Eigenartige Vorstellung, oder wäre das möglich? Eindeutig keine Ahnung vom Skippern 🙁

      1. Ja, Frau Stolz, in der Nähe des Sandwirts bzw. des alten Flughafens wurde lt. Zeitungsartikel das Boot gebaut, und wohl auch zu Wasser gelassen. Ich war wohl wirklich zu weit östlich und – von Bug und Schiene in die Irre geleitet – auch auf der falschen Inn Seite.
        Die Perspektive lässt mich immer noch rätseln, denn auch achtern sieht man keinen Inn. Vielleicht gehört das Haus am linken Bildrand zum Campingplatz? Vielleicht ist es jenes mit dem schönen Garten dass gleich östlich davon stand? Das Boot stünde dann unerwartet weit abseits des Ufers, wo man eigentlich dazwischen die Reichenauerstraße erwarten würde. Wie gesagt, die Perspektive lässt mich immer noch rätseln und meine Ideen sind nicht mehr als lautes Nachdenken.

  3. Laut weiteren Berichten vom 13. September 1932 in der Volkszeitung war das Schiff rot-weiß-rot gestrichen. Es wird in der Berichterstattung als das „Amraser Arbeitslosenschiff“ tituliert.
    Am 13. August 1932 findet sich einige Informationen zu weiteren derartigen Schiffbauten wie etwa dem Schiff „Tirol“ oder einem Pradler Armenschiff namens „Arche Noah“. Die Volkszeitung schreibt von diesen Schiffen und Schifffahrerplänen als „Zeichen einer abnormen Zeit“:
    https://ulb-digital.uibk.ac.at/obvuibz/periodical/pageview/7528992

  4. Das Haus im Hintergrund ist das Haus Brandlweg 9.
    https://www.google.at/maps/@47.2755692,11.4306174,3a,42.2y,-2.29h,91.67t/data=!3m6!1e1!3m4!1sX9A8-o8TMOCg1t4H4JXevw!2e0!7i16384!8i8192!5m1!1e1?entry=ttu

    Ich nehme an, daß der Felsengupf etwa oberhalb der Kalvarienbergkapelle der Thaurer Rosskopf ist. Die sich daraus ergebende Line zielt auf eine Stelle knapp östlich der Reichenauer Brücke.

    Vielleicht stand das Boot auf der linken Innseite? Nein, lieber Advocatus Diaboli, denn dann wären sie laut 1940er Luftbild gleich nach dem Start mit einer Sandbank ins Gehege gekommen. Die Werft war vielleicht (vielleicht!!!) das richtungsmäßig passende kleine Hüttl 115 m südöstlich des Sandwirts.
    Breitengrad 47,273161 Längengrad 11,430188

  5. Stimmt, Ihren Kommentar hatte ich wohl überlesen. Die Schienen würden dann nicht zum Inn sondern zum Werft-Hüttl führen. Klingt plausibel.
    Btw., weiß man eigentlich wie das Abenteuer weiterging ?

  6. Ich melde mich zurück aus dem Urlaub und bedanke mich sehr für die rege Teilnahme! Bezüglich Datierung und Verortung werde ich im Archivsystem (sobald es angelegt ist) entsprechende Einträge vornehmen, danke 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Ingrid Stolz Antwort auf Kommentar entfernen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche