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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Selbst Die Bim Brauchte Einen Pflug

Selbst die Bim brauchte einen Pflug

Wer im Sommer gerne zu Fuß oder mit dem Rad den Weg in die Stadt sucht, der wird im Winter meist auf das öffentliche Personennahverkehrsnetz zurückgreifen. Daher ist es für Öffi-Fahrer besonders ärgerlich, wenn die Witterungsbedingungen für Verspätungen oder gar Ausfälle sorgen. Für ein reges Schneetreiben war man bei der IVB bei der Linie 4 bis zu einem gewissen Grad vorbereitet.

Auf unserem Bild sehen Sie den Triebwagen 8 der Linie 4 bei Schneefall mit Schneepflug vor dem Gasthaus Breinößl in der Maria-Theresien-Straße. Für kleinere Schneemengen war diese Option in der Regel ausreichend. Zum Beseitigen größerer Schneemengen war der Pflug allerdings weniger geeignet und es bedurfte des Einsatzes der Kehrmaschine.

Ansonsten war der Winter für die Straßenbahn eine harte Zeit. Gerade in ihren Anfängen kam es immer wieder durch starken Frost zu Schienenbrüchen oder Vereisungen an den Kontaktdrähten. Für den Kampf gegen den Schnee auf den Schienen rüstete man sich schon im August 1905 mit dem Kauf eines Schneepfluges. Auch als die teureren und leistungsfähigeren Kehrmaschinen angeschafft werden konnten, waren Pflüge, etwa hier 1956 in der Maria-Theresien-Straße, bei leichtem Schneefall noch lange im Einsatz.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-13634)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Tolles Bild, danke Tobi!

    Fun Fact: die vierachsigen Triebwagen Nr. 2 und 3 des selben Typs wie hier am Bild, Baujahr 1909, werden heute noch bei starkem Schneefall zum Pflügen eingesetzt und sind wahrscheinlich die ältesten Straßenbahn-Arbeitsfahrzeuge Österreichs. Was am Foto zu sehen ist, mag damals ein Mailüftchen gewesen sein, ist aber für heutige Verhältnisse durchaus starker Schneefall. Noch heute werden Frauen und Männer der IVB-Straßenbahnrevision auf diese herrlich archaischen, schweren Fahrzeuge eingeschult, die stehend und mit dem Einsatz von Körperkraft gefahren werden müssen.
    Es sollte aber nun bald mindestens ein neuer Arbeitswagen kommen, der auch Schnee räumen kann und für die künftigen Grüngleise im Stadtgebiet geeignet ist. Für das inzwischen recht große Netz reicht einer allerdings nicht, wir werden die alten Kisten also wahrscheinlich noch lange im Einsatz sehen können, wenn es in der Stadt mal schneit.

    1. Hie und da schneit es auch heutzutage noch, doch doch. An einem solchen Tag habe ich vor ein paar Jahren einmal den Einsatz eines dieser alten Schneepflüge schätzen gelernt. Mit der Stubaier von Fulpmes nach Hause unterwegs, sah ich die „Haller“ am Bahnhof von Fulpmes stehen und glaubte zuerst, es handelt sich um eine der üblichen Nostalgiefahrten, für die sich diese alten Bahnen als Stubaier verkleiden müssen. Als der reguläre Linienzug dann wartete und wartete und schließlich der vermeintliche Gauditriebwagen („mit – jesses! – fröhlicher Bordmusik“ beworben) noch vor der StB losfuhr, fragte ich den Fahrer schon, wieso dieser Extrawagen vor uns losfahren darf. Da erzählte mir der Fahrer genau das, was man oben lesen kann. Dass das ein Schneepflug ist, und ohne den käme ich gar nicht nach Hause. Und er schwärmte von der robusten, Elektronik fernen Steam Punk Technik der alten Garnituren. Da gibts keine Probleme mit Feuchtigkeit. Und ich mußte völlig noch danke sagen. Bis Mutters handelte sich die StB noch eine ordentliche Verspätung ein, ich lernte auch noch die eisenbahntechnische Abwicklung der Schneeräumung kennen. Die Stubaier durfte nicht einfach hinter dem Schneepflug herzuckeln, sondern auf die Freigabe der Strecke bis zur nächsten Haltestelle warten, wenn der Pflug dort angekommen und weitergefahren ist. Irgendwie vernünftig 😉 . Dazu kam noch der ebenfalls fahrbar zu erhaltende Gegenzug. Das letzte Stück, von Mutters nach Natters, hab ich dann zu Fuß zurückgelegt. Ging schneller. Die DB hätte den Zug wahrscheinlich ausfallen lassen. Schon Jahre davor – auch da hat es geschneit, doch doch – war die Stubaier die einzige Möglichkeit nach Hause zu gelngen, die Postbusse steckten auf die Mittelgebirge verteilt irgendwo im Schnee. Aber „die Stubsi fährt immer“, altte Bauernweisheit.

      Übrigens: Fahren auf der Stubaier Trasse nicht die alten Igler, und nicht die Haller?

      1. Ja, auf der Stubaitalbahn kommen die Pflüge am häufigsten zum Einsatz, ist sie doch mit ihrem Scheitelpunkt auf 1006 m Seehöhe eine Gebirgsbahn. Auf der Stubaitalbahn wird nicht auf Sicht gefahren, sondern mit einem erst vor kurzem erneuerten und damit höchst modernen Zugleitsystem (ZLS) ähnlich wie bei S-Bahn und Fernbahn der ÖBB. Signale gibt es keine (außer Überwachungssignale (ÜS), das sind die weißen und im Störfall gelben Blinksignale vor den technisch gesicherten Eisenbahnkreuzungen), aber die Fahrer:innen sehen auf einem eigenen Bildschirm, ob ein Abschnitt frei oder gesperrt ist und wenn eine Bahn in einen gesperrten Abschnitt einfährt, dann wird sie auch gestoppt. Weil jedes Fahrzeug auf der Stubaitalbahn und künftig auch auf der Linie nach Völs dieses ZLS braucht, sind auch die 116 Jahre alten vierachsigen Steampunk-Veteranen nicht gänzlich frei von Elektronik.
        Tatsächlich können die überlandtauglichen Triebwagen 351-356 sowie zusätzlich auch 325 und 326 auch selbst Schnee pflügen, dafür darf er allerdings nicht besonders hoch sein. Und wenn mal etwas mehr Schneechaos herrscht, dann kommt der Arbeitswagen 22 zum Einsatz, das konnte ich mal filmen: https://www.youtube.com/watch?v=9EhoKaSy_DA
        Den wird es allerdings nicht mehr lange geben, der wird eben durch ein Neufahrzeug ersetzt.
        Bei sehr starkem und anhaltendem Schneefall werden sowohl Stubaitalbahn als auch Linie 6 aus Sicherheitsgründen eingestellt. Das kommt aber wirklich selten vor. Den Stufenplan dafür hab ich mal hier erläutert: http://www.strassenbahn.tk/inntram/news_228.html#2
        Zur Frage „Igler“ vs. „Haller“: die Triebwagen 2 und 3 aus der Serie 1-8 sind stärker motorisiert und waren daher ab 1936 hauptsächlich auf der Linie 6 eingesetzt. Das sind genau die beiden, die es heute noch bei den IVB gibt. Ich plädiere dafür, sie weder „Haller“ noch „Igler“ zu nennen, weil das eigentlich umgangssprachliche Namen von Linien sind, diese Fahrzeuge aber im Lauf der Jahrzehnte auch auf anderen Linien regulär oder als Einschubfahrzeuge im Einsatz waren. Ja, auch auf den Linien 1, 2 (Fischergasse – Mühlau) und 3 sowie auf verschiedenen Zubringerdiensten vor allem von 1915 bis in die 1930er. Nur von den Linien 0, 1B, 1H und 5 (Bahnhoflinie) ist kein Einsatz dieser Vierachser bekannt und auf die STB konnten sie natürlich erst nach Umstellung auf Gleichstrom.
        Mir würd’s ja am besten gefallen, wenn 2 und 3 behutsam modernisiert und auch äußerlich erkennbar zu Arbeitsfahrzeugen umgebaut und umlackiert würden, wie in Graz und Wien, wo auch alte Triebwagen diesen Zweck erfüllen, aber mit entsprechenden Anpassungen. Denn so romantisch die alten Kisten im Originalzustand aus den 1960ern auch sind, ergonomische Arbeitsplätze schauen anders aus und für den Einsatz in der Stadt sind Warnfarben und optische Warnsignale am Fahrzeug schon sehr sinnvoll.

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