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Arzl Und Hötting, Adolf Und Franz

Arzl und Hötting, Adolf und Franz

Es ist derzeit keine Untersuchung zu Arzl in der NS-Zeit bekannt; die Mikrogeschichte im neu eingemeindeten Dorf-Ortsteil zu lesen ist somit noch nicht möglich – immerhin sind im Jahr 2024 bereits zwei Zeitpunkte als Erinnerung an von den Nationalsozialisten ermordete Arzler aufgestellt worden; gedacht wird des widerständigen Katholiken Josef Hundegger und des als Jenischen verfolgten Hugo Mungenast .

Im Farbdia aus dem Juli 1943 marschiert die Stadtmusikkapelle Arzl auf dem Rennweg vor dem noch-nicht-Bundespolizeidirektions-Gebäude der Heeresverwaltung und befindet sich gerade zwischen Fennerkaserne und Kapuzinerkloster. Die kurze Serie besteht aus drei Aufnahmen. Auf dem zweiten Bild konzertiert eindeutig die Höttinger Musikkapelle, die sogar ihren Ehrenstab mitgebracht hat (Kollege Matthias Egger hat das hier beim letzten Bild erklärt); die Standschützengruppe auf den dritten Foto konnte noch nicht zugeordnet werden. Ich hoffe dass eine Trachtenauskennerin oder ein Schützenhistoriker mitliest der das klärt. Südtirol fällt aus, und in Nordtirol habe ich keine Gruppe mit diesen hellblauen Röcken roten Westen und verbundenen weißen Knöpfen gefunden. Jedenfalls wird ein Tiroler Adler mitgetragen, es kann also auch nicht gut eine Vorarlberger Gruppe sein. Die Google KI schlägt mir unter anderem „Rheinländische Karnevalstruppen“ vor, aber das dürfte auch nicht stimmen. Im unsäglichen Propagandafilm zum Landesschießen 1943, müssen viele Abordnungen mehrfach vorbeilaufen um die Armseligkeit des letzten Aufgebots zu kaschieren; der vom gelernten Konditor und nunmehrigen Gaufilmstellenleiter Ulrich Ritzer gedrehte süßliche Streifen zeigt die auf dem Foto noch nicht identifizierbare Gruppe von etwa 8min43 bis 9min03 (Musik und Standschützen).

Das Tiroler Landesschießen 1943 war ein multimediales Selbstbetäubungs-Spektakel ersten Ranges, vom selbstverliebten Gauleiter Franz Hofer wurden alle Register der lokalen NS-Unkultur gezogen. Obwohl nach Goebbels‘ Einschwörung der Deutschen auf den „Totalen Krieg“ theoretisch nur mehr die Prioritäten der Kriegswirtschaft zu gelten hatten, ließ man hier parallel die Gau-Kunstausstellung, Trachtenoptimierungs- und Wohnraum-Gestaltungsprogramme zeigen, als wären die Schlachten von Stalingrad und El-Alamein noch nicht verloren und die Wehrmacht bereits dabei, an allen Fronten den Rückzug anzutreten. Der Zweite Weltkrieg kam dann schon wenige Monate später Ende 1943 endgültig für alle Innsbrucker*innen wahrnehmbar in die Stadt.


Die Aufnahmen wurden farblich aufgefrischt (Sammlung Wilhelm/Hofinger).

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