Archivding der Woche
Die Wiener Männergesangs-Verein (WMGV) zählt wohl zu den bekanntesten Chören Österreichs. Zahlreiche bedeutende Komponisten – von Richard Wagner und Anton Bruckner bis zu Johann Strauß Sohn – widmeten dem im Jahr 1843 gegründeten Chor Werke. So ist etwa der Donauwalzer – bis heute der Walzer aller Walzer – dem Wiener Männergesangs-Verein (WMGV) gewidmet. Den dazugehörigen Text steuerte Josef Weyl bei:
Wiener seid froh
Oho, wieso
No so blickt nur um!
I bitt‘, warum?
Ein Schimmer des Lichts
Wir seh’n noch nichts.
Ei, Fasching ist da!
Ah so, na ja!
Drum trotzet der Zeit
Der Trübseligkeit.
Ah! Das wär g’scheidt!
Was nützt das Bedauern
Das Trauern
Drum froh und lustig seid.Ehrt das Faschingsrecht,
Wenn auch noch so schlecht
Die Finanzen,
Laßt uns tanzen;
Heut zu Tage schwitzt
Wer im Zimmer sitzt,
G’rad so wie der Tänzer-Schwall
Auf’n Ball.Der Bauer kratzt sich sehr,
Daß die Zeiten gar so schwer,
Nimmt sich an Rand mit G’walt
Zum Steueramt rennt er halt
Hin und zahlt.
Das Geld ist jetzt hin, das is g’wiß
Das geb’ns nit mehr heraus,
So weil jetzt der Fasching g’rad is,
Ist Ball im G’moanwirtshaus;
S’gibt saubre Diarndl’n noch
An G’strampften tanzen wir doch
Wann uns das Geld auch fehlt.
Es hat ja fast d’ganze Welt
Kein Geld!Ein dicker Hausherr, der ärgert sich sehr,
Es steh’n im Haus alle Wohnungen leer,
S’macht nix, er geht trotz seiner Gall
Halt doch auf’n Maskenball.
Fehl’n auch sechs Zinsparteien
G’steigert wern d’Andern halt
Morg’n zieht a Künstler ein,
Der aber g’wiß nix zahlt,
Pfänd’t man, ist’s ärgerlich,
D’Leut hab’n nix hint und vorn
So denkt der Hausherr sich
Und tanzt voll Zorn.Der Künstler fühlt in der Grazien Näh‘
Wohl sich und weh
Wie’s Fischlein im See
Verkörpert sieht er im heitersten Strahl
Sein längst schon geträumtes Ideal
Er ist’s, dem die Musen die Stirne geküßt,
S’Leben versüßt,
Den die Schönheit begrüßt
Wo Freude und Liebe erblühen im Keim,
Fühlt sich der Künstler daheim.
Rasch im Schwung,
Frisch und jung
Kündet meisterlich
Jeder Künstler sich,
Drum mit Recht steht die Kunst
Bei den Damen in so hoher Gunst.Selbst die politischen, kritischen Herr’n
Drehen weise im Kreise sich gern,
Wenn auch scheinbar bewegend sich keck,
Kommen sie doch niemals vom Fleck,
Wie sie so walzen, versalzen sie meist
Trotz der Mühen die Brühen im Geist
Wie’s auch Noten schreib’n noch so so exakt
Kommen’s leider Gott stets aus dem Takt.
D’rum nur zu
Tanzt ohne Rast und Ruh‘,
Nützet den Augenblick,
Denn sein Glück
Kehrt nicht zurück.
Nützt in Eil‘
Das was Euch heut zu Theil,
Denn die Zeit entflieht
Und die Rose der Freude verblüht.
D’rum tanzt, ja tanzt, ja tanzt
Im Jahr 1881 führte die „Sängerfahrt“ des WMGV nach Innsbruck. Am Programm standen ein Konzertabend im Stadttheater am 14. August und ein sogenanntes „Volkskonzert“ gemeinsam mit der Innsbrucker Liedertafel am 15. August sowie ein Festschießen am Berg Isel (ebenfalls am 15. August). Über letzteres berichteten die Innsbrucker Nachrichten am 16. August 1881:
Es war das ein heiteres Omen für den ganzen Tag, die heitere Feststimmung stellte sich ein, trotz des trüben Wetters, welches das Waldfest am Berg-Isel vereitelte. Ein Jux-Schießen, das dortselbst mit dem Waldfeste in Verbindung gebracht werden sollte, fand aber doch statt, und trotz Regen schossen bei 60 Gäste lustig auf die Ehrenscheibe, den laufenden Hirschen und auf eine verdeckte Scheibe. Herr Oberst v. Knöpfler, der in der entgegenkommendsten Weise dieses Schießen möglich machte, machte selbst den Führer der Herren auf dem Berg-Isel. Im Gabentempel waren kleine Beste und eigens geprägte silberne Erinnerungs-Medaillen an dieses Schießen für jeden Nummernschuss ausgestellt. Die Beste und Prämien wurden während des Banquet unter vielem Vergnügen und Heiterkeit durch die hübschen Tirolerinnen der Liedertafel überreicht.
Auf unsererm Titelbild ist die Vorderseite der Erinnerungsmedaille zu sehen. Sie zeigt das von einem Engel (Wappenengel) gehaltene Stadtwappen und die umlaufende Schrift lautet: „Sängerfahrt des Wiener Männergesangsvereines nach Innsbruck“
(StAI, Münze-49)