Arche Noah und Eisenbrücke
Das Inntal ist heute ein Raum, in dem wir uns ganz selbstverständlich zwischen linker und rechter Seite des Flusses hin und her bewegen können. Gut, als Radfahrer fragt man sich natürlich schon hin und wieder, warum die Sieglanger-Brücke so gebaut wurde, dass sie Direttissima über die Autobahn führt, man aber nicht zum südseitigen Radweg gelangen kann. Aber das sind die Luxusprolbeme, bedenkt man die Lage des ausgehenden 19. Jahrhunderts: Damals gab es die Innbrücke und flussaufwärts erst wieder eine Brücke in Zirl, dazwischen konnte man noch Überfahrten die abenteuerliche Überfahrt.
Mit Ausbau der Verkehrswege, und insbesondere der Eisenbahn, sowie des Anwachsen des Tourismus, empfand man diese Situation zunehmend als unzufriedenstellend. „Mehrere Touristen aus Deutschland“ äußerten sich in den Innsbrucker Nachrichten am 4. August 1905 folgendermaßen:
„Die Überfuhr von der Kranebitterklamm, einem hervorragenden landschaftlich schönem Punkte in unmittelbarster Nähe von Innsbruck und der Eisenbahnstation Völs, ist in einem derart desolatem Zustande, daß nur Kühne, und auch nur bei sehr niedrigem Wasserstande des Innflusses (Spätherbst und Winter) es wagen können, die allen Anforderungen der Sicherheit spottende Überfuhr zu benützen. Es drängt sich nun jedem Fremden unwillkürlich die Frage auf, ob die Erbauung eines hölzernen soliden Gehsteiges über dem Inn, als unmittelbarste Verbindung von Kranebitten nach Völs, für den lokalen und Touristen-Bedarf nicht schon längst eine brennende Frage geworden sei. Die vielen Touristen, die Kranebitten, Kranebitterklamm, Höchenberg, Kleinen und Großen Solstein, zu Fuß von Jnnsbruck aus besuchen, könnten bei Vorhandensein eines Innsteges von Völs direkt nach Innsbruck fahren, da ja von Innsbruck bis Zirl keine Brücke über den Inn existiert.“
Um den maßgeblichen „Interessenten aus dem Traume zu helfen“ schilderten sie auch gleich den Plan, die Gemeinde Völs und die Wirte in Kranebitten könnten das Baumaterial liefern währen die k. k. Staatsbahnen den Bau übernehmen sollten.
Zwei Jahre später war es tatsächlich soweit: „Endlich haben wir es doch erlebt: die vielbesprochene Brücke nach Kranebitten wird also wirklich gebaut“, schrieb man den Innsbrucker Nachrichten am 26. April 1907 aus Völs. „Die Notbrücke wird diese Woche noch fertig werden und dann der Bau der eigentlichen Brücke sofort in Angriff genommen.“
Von dem Bau-Triumvirat, das die Touristen vorgeschlagenen hatten, blieb übrigens nur einer übrig: Die Kosten der Eisenbrücke trug „der unternehmungslustige Wirt von Kranebitten, Herr Rimml, welcher sich vom bevorstehenden Bau der Mittenwalderbahn mit Recht einen bedeutenden Verkehr erhofft.“ (Innsbrucker Nachrichten, 5. Februar 1908, S. 4) Ende März oder Anfang April bestand die Brücke ihre „kommissionelle Prüfung“, Josef Rimml erhielt die Berechtigung zur Einhebung eines Mautgeldes und im Mai 1908 wurde die Brücke eröffnet. Abschließend soll die folgende Bewerbung der neuen Innbrücke – beziehungsweise des Gasthauses Kranebitten – in den Innsbrucker Nachrichten vom 20. Mai 1908 nicht vorenthalten werden, insbesondere aufgrund der letzten paar Sätze…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-30781)