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Blick Ins Private: Mit Den Augen Des Unbekannten Fotografen IX

Blick ins Private: Mit den Augen des unbekannten Fotografen IX

Nachdem wir inzwischen bereits Linda und andere Menschen aus dem Umfeld des unbekannten Fotografen kennen lernen konnten, erlaubt er uns heute einen Einblick in sein Heim. Was wir auf diesem Bild sehen, das ist „Unser neues Esszimmer“. Und das ist es tatsächlich wert, festgehalten zu werden.

Es ist wieder einmal eines jener Bilder, auf denen es unzählige Details zu entdecken gibt. Auf den ersten Blick fallen die dunklen Esszimmermöbel auf, die durch ihre Mischung aus Antiquität und Moderne, ihre klaren Formen und bewusste Akzente faszinieren. Die Linie in der Mitte der quadratischen Tischplatte zeugt davon, dass er ausziehbar ist – ansonsten wäre es wohl auch sehr beengt gewesen, wenn alle sechs Stühle besetzt waren.

In der blitzblank polierten Tischfläche spiegeln sich einige der zahlreichen Bilder, die die Wand schmücken. Wirkt das große Portrait über der Kredenz nicht irgendwie vertraut – um wen handelt es sich hier? Das Esszimmer ist ausschließlich historistischen Portraits vorbehalten, das Vorzimmer hingegen ganz der Landschaftsmalerei. Dort sticht das Ensemble aus Blumentischchem, dekorativem würfelförmigem Übertopf und Palme im ins Auge.

Interessanterweise hat die Fotografie in diesen beiden Räume noch keinen Einzug gehalten. Vermutlich erschien sie der Familie als zu wenig repräsentativ, als Alltagstechnik ohne hohen künstlerischen Anspruch. Wobei unser Fotograf eigentlich fortlaufend den Gegenbeweis antritt. Auch in diesem Fall. Die Räumlichkeiten sind perfekt in Szene gesetzt, sowohl was Perspektive als auch was Beleuchtung betrifft. Kann das wirklich nur eine Privatfotografie sein, oder ist dies das Werk eines Profis? Angesichts seiner Leidenschaft und/oder seines Berufs darf man hoffen, dass es in diesem Haus andere, privatere Räume gab, in denen sich ausreichend Platz für seine fotografischen Meisterwerke fand.

Die Beschriftung der Glasplatte macht im Übrigen noch etwas deutlich: Der unbekannte Fotograf ist keine allein lebende Person. Sonst hätte er „Mein neues Esszimmer“ geschrieben. Und es ist wohl offen-sicht-lich, dass es sich hier um eine durchaus wohlhabende Familie handelt.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl-700)

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