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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Richard Steidle (XII.)

Richard Steidle (XII.)

Trotz der starken Worte ging Steidles Rede vielen Zuhörern scheinbar in die falsche Richtung. Auch die Volks-Zeitung beschuldigte die christlich-sozialen Redner der Protestveranstaltung, lediglich „Theaterdonner“ zu veranstalten. Tatsächlich wurde er so stark für seine allgemeine Kritik an „Wien“ und dem „Ballhausplatz“ angegriffen, dass er am folgenden Tag ein Korrigendum veröffentlichte, in welchem er feststellte, dass er keine bestimmten Personen schonen wollte:

Dr. Steidle teilt uns mit, dass es ihm durchaus ferne gelegen war, in seiner Rede irgendjemanden zu schonen. Wenn er vom Ballhause sprach, so wollte er damit den Kreis aller jener verantwortlichen Personen umfassen, die vom Wiener Ballhausplatze die österreichische Außenpolitik in der bekannt schwächlichen und Südtiroler verleugnenden Weise führen. Dr. Steidle sei auch mit einer ihm am Dienstag nachmittags vorgelegten Entschließung, in der der Rücktritt der Regierung gefordert wurde, einverstanden gewesen […]

Im Rahmen der Einweihung des Kriegerdenkmals in Brixlegg im August 1926 feierte der Unterinntaler Zweig der Tiroler Heimwehr ihr fünfjähriges Bestehen. Der leidenschaftliche Redner Steidle hielt natürlich auch bei diesem Anlass eine Ansprache. Sie begann mit den üblichen Topoi, die wir von diesen Reden schon kennen: Er sprach von der Notwendigkeit Respekt vor der Tradition zu zeigen, der Heimat eine „verlässliche Wehr zu sein“, von der Scheinhaftigkeit der Demokratie und der Tyrannei der Parteienherrschaft. Ebenso betonte er die defensive Rolle der Heimwehr gegenüber der „roten Bataillone“ (dass der Schutzbund drei Jahre nach der Heimwehr gegründet wurde, passte nicht ganz in dieses Bild, fand aber in seiner Rede auch keine Erwähnung). Die Rede endete mit einer ominösen Andeutung:

Kameraden! Die Not dieser jämmerlichen Zeit wird vielleicht eines Tages an Eure Mannheit appellieren: zu Euch wird vielleicht Volk und Heimat um eine rettende Tat schreien. Sorgt dafür, dass Euch der Augenblick bereit und willig findet. Schließt die Reihen!

Steidles Rede fand auch in der Volks-Zeitung Beachtung, wo sie jedoch vor allem Spott erntete. In einem mit „Maulhelden“ betitelten Artikel verhöhnte das Blatt die „Kapitalistenschutztruppe“ und „Soldknechte des Unternehmertums“, deren Führer sich aus dem Staub machen würden, sobald die Lage ernst würde. Ebenso wurde die Gelegenheit genutzt den „Antisemiten-Generalissimus“ für seine Verbindungen zu „jüdisch-arisch-christlichen Großbanken“ zu kritisieren. Dabei ging es diesmal um Förderungen, die die Heimwehr durch Steidles Betreiben von der Creditanstalt bekommen hatte.

(Flugzettel der Heimwehr 1931-32, auch hier das Schlagwort der „Parteiendiktatur“. Links oben mit dem etwas amüsanten Aufdruck „Wegwerfen polizeilich verboten!“ – dasselbe gilt übrigens auch für alle Werbematerialien des Stadtarchivs, falls Sie das noch nicht wussten…

Signatur Fl-1794)

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