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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Auf Der Höttinger Alm (4)

Auf der Höttinger Alm (4)

Eine spannende Frage zur Höttinger Alm ist jene nach den Besitzverhältnissen. Es ist kein Geheimnis, dass Almen oft als Gemeinbesitz (allmende, nomen est omen) begannen und sich über die Zeit in Privatbesitz verwandelten. 1889 berichteten die Innsbrucker Nachrichten noch, dass „vor etlichen Jahren die Interessenten der Höttinger Alpe, voraus Bräuereibesitzer Nißl, Holzhändler Auer, Ingenuin Sauerwein, Butterer und Andere für künstliche Aufforstung im Höttinger Alpbezirk willige Folge geleistet“ hätten (8.6.1889, S. 4). Besagter Nissl erwarb in der Folge die Alm. 1903 wird sie u. a. im Boten für Tirol als „Jagdgebiet des Herrn Nißl“ bezeichnet. Spätestens 1912 nennen die Zeitungen „Schloßbesitzer Robert Nissl in Innsbruck-Hötting“ als „Eigentümer der an der Nordkette oberhalb Innsbruck gelegenen Höttinger Alpe“. (Vorarlberger Landes-Zeitung, 3.9.1912, S. 3)

Das Gebiet der Höttinger Alm im Franziszeischen Kataster 1856. Eine große Almparzelle, angrenzend viele vergleichsweise kleine Waldparzellen.

Wann und wie die Höttinger Alm an die Stadt Innsbruck gelangte, geht aus den Zeitungen ebenfalls nicht so klar hervor. Wilhelm Eppacher schreibt im Amtsblatt 1955, dass die Stadtgemeinde Innsbruck „durch den Gemeinderatsbeschluß vom 13. Juli 1928 Eigentümerin der Höttinger Alm wurde […]. Der Eigentumserwerb, der übrigens unter sehr günstigen Bedingungen erfolgte, hatte für die Stadt vorwiegend den Zweck, über die Alpe eine bessere Wasserversorgung der Seegrube und der Nordkettenbahn zu gewährleisten.“

Interessanterweise wird in der Presseberichterstattung am Tag nach der Gemeinderatsitzung der Kauf mit keinem Wort erwähnt. Die Innsbrucker Nachrichten bemerkten süffisant, dass „die kurze Dauer der Sitzung und der debattenlose Verlauf“ bereits auf „Ferienstimmung“ hindeute. Ebenso wie die IN wies auch der Allgemeine Tiroler Anzeiger am Ende der Zusammenfassung auf ein wichtiges Detail hin: „Auf die öffentliche Sitzung, die kaum eine Stunde dauerte, folgte eine vertrauliche.“ (14.7.1928, S. 6) In selbiger wurde der Kauf offenbar beschlossen, aber wohl noch nicht vollzogen. Verständlich dann, dass diese Informationen nicht gleich an die Öffentlichkeit gelangten. Aber wurde der Kauf tatsächlich umgehend abgewickelt oder blieb es vielleicht zunächst nur bei einer Absichtserklärung?

Auch in den Folgejahren fand ich keine Notiz über die Stadtgemeinde als Eigentümerin der Höttinger Alm. Ganz im Gegenteil wird stets Nißl genannt. Im Juni 1938 brachten die gleichgeschalteten Medien landauf landab die Notiz, dass der Gutsbesitzer Robert Nißl von der Preisüberwachungsstelle der Landeshauptmannschaft Tirol zu einer „Ordnungsstrafe in der Höhe von 5000 Mark“ verdonnert wurde, „weil er den Pachtschilling für die Höttinger Alpe bedeutend erhöht hat“ (vgl. z.B. Neuigkeits-Welt-Blatt, 14.6.1938). Wäre das möglich gewesen, wenn die Stadt Innsbruck damals bereits Eigentümerin gewesen wäre? Da scheint die Version des vormaligen Pächters Bernhard Schlechter nachvollziehbarer, wonach die Stadt die Alm „[i]m Jahre 1940, bald nach der Eingemeindung Höttings, erwarb“.

Trotz meiner durchaus intensiven heutigen Zeitungsrecherche erhebe ich natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Gegenteil, im Wissen um Ihre bemerkenswerten Recherchefähigkeiten, Ihre Kreativität und Ihren Wissensdurst lade ich Sie herzlich ein, meine Schlaglichter zu ergänzen und natürlich auch zu korrigieren.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-Pl-1176)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Auf einer Ausflugsfahrt hatte ich Gelegenheit, mit einem Dorfschullehrer (vom Wattenberg) kurz zu plaudern. Als ich ihm aus meiner Fritzener Volksschulzeit (3.+4. Kl) erzählte – und daß ich vom dort „mitgehörten“ Unterricht der 7. und 8.Klassler immerhin die Trigonometrie mitbekommen hätte, welche erst in der 4. Klasse Hauptschule „gestreift“ wurde, meinte er:
    „Ja! Und ich bring‘ meinen Schülern den Integral bei – nicht daß sie einmal von einem „Studierten“ aus der Stadt übern Tisch zogen werdn!“
    Ich hoffe, daß auch die Schüler der „HÖTTINGER BAAMSCHUAL“ (wie in meiner Kindheit der Spottname lautete) das damals – zumindest ansatzweise! – gelernt haben.
    Und ein Hoch! allen Lehrern, die so gewissenhaft an die Zukunft ihrer Schüler denken und sich bemühen, ihnen das dafür benötigte Rüstzeug mitzugeben!

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