Zahlen lügen nicht #2: Wohnen frisst Arbeitslohn
In den Statistischen Jahrbüchern der Stadt Innsbruck wird in den 1950er Jahren recht genau dargestellt, wie viel ein arbeitender Mensch von seinem Lohn fürs Wohnen ausgeben muss. Seither werden diese Darstellungen seltener. Warum könnte das so sein?
Bei den Tortendiagrammen oben bleibt für Arbeiter:innen im Jahr
1951 ein viel größeres Stück für die anderen Bedürfnisse des Lebens übrig als heute. In den günstigen Stadtwohnungen und den recht neuen Genossenschaftswohnungen zahlen Innsbrucker:innen nach dem Krieg zwischen drei Prozent ihres Lohns für ein Zimmer und gut 10 Prozent für eine 3-Zimmer-Wohnung. Eine notwendige Ergänzung, die uns bei den Führungen in unserer Ausstellung manchmal entgegen gehalten wird: Der Komfort-Standard der Wohnungen 1951 war natürlich viel einfacher.
Heute kosten vergleichbare städtisch vergebene Mietwohnungen nach dem Durchschnitts-Schlüssel der Innsbrucker Immobilien Gesellschaft (IIG) zwischen 17 und 30 Prozent
eines Arbeiter:innengehalts. Auf dem freien Markt gibt es nach oben eigentlich keine Grenze – bei konservativen Annahmen aus den Immobilienspalten von kommerziellen Plattformen, willhaben.at und Tageszeitungen wären jedoch 30 bis 60 Prozent des Lohnes allein schon für die Wohnung weg. Diese Größenordnung ist somit völlig unrealistisch, niemand kann sich oder seiner Familie heute in Innsbruck (mit einem Gehalt) eine 80-Quadratmeter-Wohnung auf dem freien Markt mieten.
Unsere Ausstellung „SUCHE WOHNUNG! Von der Baracke zum Leerstand.“ ist noch bis Mitte Februar 2026 jeweils Montag bis Freitag von 9-17 Uhr im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Badgasse 2 zu sehen. Kommenden Donnerstag, den 27. 11. 2025 werden die Kolleg:innen der Abteilung für Statistik Mathias Behmann und Elisabeth Ammon um 18:30h zu uns in Archiv kommen und auch zu Wohnungsfragen unter dem Titel: „Zahlen lügen nicht“ Daten und Fakten präsentieren.