Don’t mess with Mr. Booze (III.)
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Abstinenzbewegung ihren Zenit überschritten, aber dennoch bemühte sich so mancher Streiter den Kampf fortzuführen. Hier zu sehen ist ein Plakat für eine Veranstaltung des Gewerkschaftsbundes aus dem Jahr 1949, in welcher Dr. Anton Rot die Jugend nicht nur vor den Gefahren des Alkohols warnte, sondern auch vor dem Tabak und möglichen unerfreulichen Folgen des Coitus. Dr. Rot sprach nicht nur zur Innsbrucker Jugend, es finden sich auch Hinweise in Zeitungen aus Wien, Salzburg und anderen Städten auf seine Vorträge.
Im April desselben Jahres lamentierte der Bürgermeister Anton Melzer (1898–1951) im Zuge einer Diskussion über Förderungen für das Landestheater, dass in Innsbruck 1948 für 20 Mio. Schilling (ca. 30 Mio. Euro) Alkohol gekauft worden war: „Wenn nur zehn Prozent dieser Summe für den Kauf von Theaterkarten verwendet worden wären, würde das Landestheater nicht nur keine Zuschüsse benötigen, sondern einen ansehnlichen Reingewinn abwerfen“. Der Bürgermeister forderte einer Rückbesinnung auf die inneren Werte in dem „Zeitalter der Technik“.
Gleichzeitig setzten andere ihre Hoffnungen in die Errungenschaften eben jener Technik. So erschien in den Innsbrucker Nachrichten ein Artikel, der über den nach den Kriegsrationierungen wieder stärker um sich greifenden Alkoholmissbrauch berichtete. In ihm äußerte der Autor die Hoffnung, dass neu entwickelte Medikamente wie Disulfiram (damals in Österreich noch nicht zugelassen) helfen würden, dieses Problem einzudämmen. Diese Substanz hemmt den Abbau von Alkohol in der Leber und führt damit beim Konsum selbst geringer Mengen von Alkohol zu höchst unangenehmen bzw. sogar gefährlichen Symptomen. Auch wenn diese und ähnliche Medikamente bis heute Anwendung finden, haben sie sich nicht als durchbrechende Waffe gegen den Alkohol erwiesen. Ob sich das Verhältnis des Menschen zu Alkohol im „Zeitalter der Technik“ noch grundlegend ändern wird, wird uns nur die Zukunft verraten.
(Signatur Pt-1364)