Wettstreit der Superlative
„Erstes und renommirtestes Fahrradgeschäft Nordtirols“ – so selbstbewusst betitelte sich das Nähmaschinen und Fahrräderdepot Thomas Leitner in einer Werbeanzeige vom 26. Februar in den Innsbrucker Nachrichten. Geboten werde Ware „feinster Marken“ und die „Coulanteste[n] Zahlungsbedingungen“, was auch immer das wohl heißen mochte. In den Leitnerschen Geschäftsräumen der Maria-Theresienstraße 39 waren die „1a Pneumatique Rover“ zu erstehen. Die „Eigene große Fahrhalle“ mit „Fahr-Unterricht zu jeder Zeit“ und ein „permanent gut assortiertes Lager“ sollten ihr Übriges tun, um die Leserschaft von den Vorzügen dieser Fahrradhandlung zu überzeugen. Und um ganz sicher zu gehen, dass auch ja kein Zweifel über die Nummer 1 auf dem boomenden Fahrradmarkt dieser Zeit bestand, endete Leitner seine Annonce mit der kühnen Behauptung, dass dabei doch tatsächlich „[j]ede Concurrenz ausgeschlossen“ sei!
Dieser marketingtechnische Wagemut sollte sich bereits nach wenigen Wochen rächen, als ein gewisser Hans Obermeier am 21. April 1894 im gleichen Zeitungsblatt konterte:

Auch er beanspruchte für sein Geschäft nichts Geringeres als die Überflügelung jedweder Mitbewerber! So behauptete Obermeier aus Wilten ebenfalls als „Erstes, ältestes, solidestes und größtes Fahrrad-Geschäft Nordtirols“ zu gelten. Ob er da wohl von seinem Konkurrenten abgeschrieben hat? Doch damit noch nicht genug der Superlative: so stammten seine Räder angeblich von „den besten und renommirtesten […] Fabriken“ und er habe in der Leopoldstraße 58 das „Größte Lager von Bestandtheilen“ nebst „größte[r] Reperaturwerkstätte“ zu bieten – und das natürlich nur „zu den billigsten Preisen“. Ob Obermeier damit diesen Wettstreit der Superlative für sich entscheiden konnte, blieb freilich der Kundschaft überlassen. Eine ernstzunehmende „Concurrenz“ dürfte er in jedem Fall gewesen sein. In diesem Sinne, gute Fahrt!
Autorin: Flora Kaserer
Titelbild: Stadtarchiv Innsbruck 189404_1513765575083