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Achtung Staubige Weihnachten

Achtung Staubige Weihnachten

Ach ja, das Wetter. Stetes Gesprächsthema, wenn einem sonst nichts einfällt. Und stete Quelle, um sich zu beklagen natürlich. Kommt Ihnen bekannt vor? Ist aber natürlich nichts Neues, Hierzu ein Beitrag aus den Innsbrucker Nachrichten von vor exakt 100 Jahren:

Staubige Weihnachten.

Man hat sich in den letzten Jahren allmählich daran gewöhnt, daß bei dem irdischen Durcheinander, das sich im letzten Jahrzehnt entwickelt hat, alles mittut, selbst die Wettermächte. Bald gab es keinen richtigen Winter und dann wieder keinen richtigen Sommer. Heuer reichte ein äußerst schneereicher Winter bis weit in die Frühjahrsmonate hinein und dann folgten ein regenreicher Sommer und ein schöner Herbst. Als dann der Winter einsetzen sollte, gab es zwar einmal einen Schneefall, der aber nur für zwei Tage eine Schneedecke brachte. Dann warteten die Fremdenindustrie und die Sportler Wochen vergeblich auf Schnee und nun blieben selbst die Weihnachtsfeiertage ohne den ersehnten Schneefall. Die Skisportler und die Rodler konnten die sorgfältig vorbereitete Sportausrüstung im Kasten lassen.
Lediglich die Eissportler kamen in den Feiertagen auf ihre Rechnung und da lockte es heuer auch noch alte Veteranen des Eissports auf die Bahnen, Leute, die schon zehn und mehr Jahre keinen Schlittschuh mehr angeschnallt hatten. Auf dem Innsbrucker Eisplatze, am Lansersee, am Herzsee und auf dem Platze am Girgl in Igls herrschte frohes Leben und Treiben. Für den Fremdenverkehr bedeutete der Ausfall des Schnees großen Schaden, zahlreiche Anmeldungen wurden zurückgezogen, so daß die Hotels, die sonst um die Weihnachtszeit voll besetzt sind, dieses Jahr halbleer blieben.

Ein Weihnachtswetter von solch frühlingshafter Art ist in Innsbruck seit vielen Jahrzehnten nicht mehr beobachtet worden. Aus wolkenlosem Himmel strahlte die Sonne und verbreitete auf ihrer kurzen Bahn, besonders in den Mittagsstunden, eine Wärme, die an den März erinnert. In den Morgen- und Abendstunden setzte allerdings Frost ein, doch war die Temperatur durchaus nicht unangenehm, so daß
insbesondere in der Christnacht der Besuch der Christmette in den verschiedenen Innsbrucker Kirchen außer­ordentlich zahlreich war. Die Straßen der Stadt litten an den Feiertagen durch die außerordentlich lästige Staubplage. Wer sich jedoch aus dem Weichbild der Stadt entfernte und auf das Mittelgebirge stieg, der erfreute sich wunderschöner sonnendurchwärmter Stunden. Es besteht auch zur Zeit kaum eine Aussicht, daß sich das klare, schneefreie Wetter, bald zugunsten der Wintersportler ändert.
(Innsbrucker Nachrichten, 27. Dezember 1924, S. 5)

Bereits am 24. Dezember war das Wetter – insbesondere der Mangel an Schnee – Thema gewesen, und zwar im Vergleich zu 20 Jahren davor:

Weihnachten 1904 und 1924. Während wir heuer eigent­lich noch gar keinen Winter haben, die Berge bis zu den Gipfeln aper sind und es untertags in der Sonne früh­linghaft warm ist, hat es vor zwanzig Jahren einen Winter gegeben, der so streng war, daß der Inn zur Weihnachtszeit vollkommen zugefroren war. Wie wir in einer Nummer der „Innsbrucker Nachrichten“ aus jenen Tagen lesen, gingen die Bewohner der Höttinger Au während der Weihnachtstage in der Gegend des Prügelbaus über den zugefrorenen Inn in die Stadt und ersparten sich dadurch den Weg über Mariahilf. (Innsbrucker Nachrichten, 24. Dezember 1924, S. 6)

Was lernen wir daraus? Manches ändert sich nicht. Manches schon. Seit den 1930er-Jahren muss zum Glück niemand mehr auf strenge Winter hoffen, um aus der Höttinger Au möglichst direkt zur Universität zu gelangen.

Frage zum Tag: Wer von Ihnen macht eigentlich den Kirchgang am Heiligabend vom Wetter abhängig?

Das heutige Titelbild ist natürlich nicht der Innsbrucker Eislaufplatz. Auch eher keiner der erwähnten in den umliegenden Dörfern. Aber inhaltlich und zeitlich passt es. Und das Rätsel ist seit 3 Jahren ungelöst. Grund genug, es wiederzubeleben.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck Ph-Pl-1696)

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare
    1. Ja richtig, a Wasser zum Zufrieren braucht freilich auch. Dann wäre Süden rechts und dahinter die Plose, oder der Mugl von Naz Schabs? I waaß net…

      Südtirol glaub ich schon, das Nordtiroler Unterland um den Walchsee, i waaß net…

  1. Eindeutig Hechtsee. Wenn man des Bildn vergrößert, sieht ma die Hechtn untern Wassern. Und des Fischerheisl steht heit no. Da kann ma a Bierl trinken, wenn der Luis grad da isch

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