Österreich ist in Gefahr!
Wieder einmal bin ich beim Bearbeiten von Aufnahmen aus der Sammlung Kreutz bei einem Foto länger hängengeblieben. Zugegeben, ich bin ein Fan von Plakaten im Allgemeinen und im Speziellen von Fotos, die ganze Plakatwände zeigen. Neben der charmanten 1950er Optik erzählen vor allem die beworbenen Dinge eine Vielzahl an Geschichten, die für sich selbst jede einen eigenen Beitrag wert wären. Bei der Firma Palmers, die oft auf solchen Ankünder-Wänden auftaucht, ist die Geschichte sogar hier bei uns schon erzählt. Der Linde Kaffee ist sicher auch noch dem einen oder anderen ein Begriff. Die Marke Linde, die man übrigens noch immer käuflich erwerben und genießen kann, blickt auf eine 200-jährige Geschichte zurück und gehört seit den 1970er Jahren zum Nestlé Konzern. Problemlos könnte man länger in die Firmengeschichte eintauchen und zweifellos viel Spannendes erfahren: Falls das jemand tun möchte, hier eine kleine Eintauchhilfe.
Die Schokolade von Victor Schmidt&Söhne wäre ein weiterer Fall einer spannenden Wirtschaftsgeschichte. Nach Gründung im Jahr 1858 bestand die Firma eigenständig bis in die 1990er Jahre. Beim Ende der Eigenständigkeit hat auch hier wieder Nestlè die Finger mit im Spiel. Bekannt ist den Meisten wahrscheinlich die Marke Ildefonso, die aber heute Teil der Josef Manner AG ist. Auch Reithoffer Regenmäntle hätten noch so Einiges mit Spannung zu bieten, zum Beispiel Semperit, was aber unseren Rahmen hier sprengen würde. Nur eines konnte ich letztendlich nicht herausfinden: warum Österreich jetzt in Gefahr ist bzw. war? Aber entsprechend der Kleinheit der Nachricht auf der Plakatwand kann diese so groß nicht gewesen sein, sodass vermutlich Strümpfe, Schoki und Kaffee alles zum Guten wenden konnten.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-NE-2162)
Ja, die Kaffee-Ersatz-Mittel! Ihr Aroma hat zum charakteristischen Geruch manchen Wohnhauses beigetragen!
Aber in der eigenen Umgebung nimmt man das wahrscheinlich gar nicht mehr wahr…
Bewußt wurde mir das in Wien V, Stolberggasse, im geschwungenen Stiegenhaus mit weißen Marmorstufen und schönencGußeisengittern. Halt dort, wo der Onkel Franz Stepanek und dieTante Dely wohnten.
Das Haus war – bei unserem ersten Besuch – von einem angenehmen Kaffeeduft durchzogen – Bohnenkaffee mit Feigenkaffee gemischt. Diesen Duft hatte ich schon einmal deutlich wahrgenommen – ein junges Ehepaar hatte uns die schönen Möbel gezeigt, die von den Eltern des Gatten stammten. Aus Budapest. Da hing dieser selbe Geruch drin…
Für mich gewissermaßen „ein Hauch Österreichisch Ungarische Monarchie – gutbürgerlicher Prägung“!
3 oder 4 Jahre später – im Stiegenhaus der Stolberggasse in Wien hing ein Geruch wie nach gesottenem Schweinefleisch… ohne „Grünzeug“ oder irgendwelche Gewürze.
Und das ganze Haus hatte plötzlich einen völlig anderen Charakter.
Auf meine Frage erzähle die Tante – ja, die Hausmaasterin sei plötzlich versturbn – und jetzt versehe eine brave Frau aus Jugoslawien diesen Dienst.
Ja, die menschliche Nase – die ist schon ein seltsames Sinnesorgan.
Ein Geruch, den man einige Zeit um sich hat, den merkt man nicht mehr – dafür umso deutlicher den fremden Geruch – wie eben den angenehmen nach Feigenkaffee – oder-am Bahnhof Bludenz – den nach Schokolade.
Als wir die Tante fragten, was sich seit unserm letzten Besuch geändert habe, erzählte sie uns – ja, die Hausmeisterin wäre inzwischen verstorben – und eine frau aus Jugoslawien wohne hier und habe die Agenden übernommen.