Jörg Thien mal anders
Die regelmäßigen Besucher unseres Bilderblogs kennen vermutlich die Fotosammlung des Jörg Thien nur zu gut. Die frühen Farbaufnahmen unserer Stadt haben meist einen ganz besonderen Charme und werden deshalb gern hier präsentiert. Nun bearbeite ich aber eine noch weitgehend unveröffentlichte Serie von Fotos aus der Sammlung Thien und zwar eine Reihe von Fotos von Bombenschäden. Die meisten davon sind weder lokalisiert noch wirklich beschrieben und verweilen mitunter im Dornröschenschlaf in unserer Datenbank. Fairerweise muss man sagen, dass die Identifizierung von zerstörten Häusern oder Straßenzügen mitunter am schwersten ist. Das ist auch in diesem Fall nicht anders. Das komplett zerstörte Haus im Vordergrund liefert wenig Hinweise, daran ändert auch der gerade noch mitabgebildete Schriftzug wenig. Mehr Aufschluss über den Ort der Aufnahme liefert wahrscheinlich nur die Häuserzeile dahinter, oder irre ich mich?
(Stadtarchiv Innsbruck, 04.05.01-32)
Hm, schaut nach Blocksaggen aus?
Hatte ich auch mal im Verdacht…verifizieren ist halt nicht leicht.
Ich glaub ich hätt, da mal einen Kandidaten an der heutigen Kreuzung Fritz-Pregl-Straße/Freisingstraße:
https://maps.app.goo.gl/bhqAfTUZJ137tPpV7
Am Luftbild 1940 steht an der Ecke ein einzelnes Haus mit Walmdach und Dachgaupen, was gut zu den Trümmern des Dachstuhles im Vordergrund passen würde.
Der Neue-Heimat-Wohnblock dahinter wär dann Freisingstraße 7-11, und das historistische Haus Freisingstraße 3-5 ist dann offenbar einem späteren Bombenangriff zum Opfer gefallen und durch das heutige Haus im 50er-Stil ersetzt worden.
Freisingstrasse 9. Da bin ich die ersten acht Jahre meines Lebens aufgewachsen.
das einzige eher einmalig in der Stadt vorkommende Merkmal ist links die kleine bogenförmige, in die Dachkante ragende Dachgaube, aber wo suchen? Mit google maps und streetview entlangrasen?
Außerdem hab ich beim Betrachten des Trümmerhaufens das Gefühl, daß es da kein ausgewachsenes Zinshaus, sondern ein niedereres, vielleicht einstöckiges, Gebäude erwischt hat.
In den ersten Jahren nach 1950 war hier ein ebenerdiger Schauraum mit Grabsteinen – „Linser“?- dann hieß es: „Jetzt reißens des ab – was kimmt da hin?“ Es hatte ein Pyramidendach.
In das neu errichtete Gebäude (mit Krüppelwalmdach?-aber derschießens mi nit, wenns nit stimmt, Herr Hirsch) kam dann eine Blumenhandlung.
Ergänzung: Die Adresse war Friedhofstraße 11 (heute Fritz Pregl Straße)
Ob es sich hier um das Erdgeschoß eines ehemaligen Wohnhauses gehandelt hat, das nach einem
Bombenschaden mit einer pyramidenartigen Dachkonstruktion abgedeckt wurde – oder ob es „schon immer“ als eine Art Kiosk hier stand, weiß ich nicht.
Aber deutlich sind mir die 4, 5 unbeschrifteten Grabsteine in Erinnerung, die man durch ein großes Schaufenster sah – also zu einem Steinmetzbetrieb gehörend.
Und auch deutlich in Erinnerung ist mir das darauf folgende Blumen- und Kranzgeschäft.
Die Auflösung hab ich wieder einmal erst jetzt nicht gesehen…wenigstens die Vermutung eines nicht sehr hohen Gebäudes hat gestimmt.
Das Haus mit der Dachgaube sieht jetzt völlig anders aus. Vielleicht später auch den Bomben zum Opfer gefallen.
Im Neubau war der Linser ebenfalls untergebracht, später ein Nachfolger, Binder.