Brennerautobahn Teil II: Von Schönberg bis Matrei und Steinach
Am 3. Dezember 1967 wurde die zweite Teilstrecke der Brennerautobahn feierlich in Betrieb genommen. Fast genau vier Jahre nach der Inbetriebnahme des ersten Teilstücks von Innsbruck-Süd bis Schönberg wuchs die Autobahn nun um ein weiteres Stück, sozusagen an beiden Enden: die Teilstrecken Amras – Zenzenhof und Schönberg – Matrei wurden an diesem Tag freigegeben. Nach einer Festsitzung im Landhaus startete der festliche Autokonvoi vom Landhausplatz über Amras auf die Autobahn und durchfuhr dabei erstmals den neuen Bergiseltunnel.
Ein Halt wurde auf der Europabrücke eingelegt, wo Ingenieure und Arbeiter der Bauherrschaft dankten. Weiter ging es nach Schönberg, wo die erste von zwei Festdelegationen auf den Autokonvoi wartete. Schützenkompanie und Musikkapelle empfingen die Autos in der Autobahnkehre bei Schönberg. Weiter ging es nach Matrei, von wo auch unser Titelbild stammt.
Die Tiroler Tageszeitung vom nächsten Tag fasste die wichtigsten Punkte der Vielzahl an Reden, die gehalten wurden, folgendermaßen zusammen:
„Vor fast auf den Tag genau vier Jahren wurde die sieben Kilometer lange Autobahnstrecke Innsbruck-Schönberg mit der Europabrücke eröffnet. Gestern konnten die Teilstücke Amras – Zenzenhof und Schönberg – Matrei dem Verkehr übergeben werden.
In den letzten vier Jahren wurde im Zuge des Baues der Brennerautobahn 8,6 Millionen Kubikmeter Erde abgetragen bzw. aufgeschüttet. Es wurden 327.000 Kubikmeter Beton eingebaut und 6150 Tonnen Stahlbrücken montiert.
Die Brennerautobahn ist die erste Gebirgsautobahn, die den Alpenhauptkamm in offener Linienführung überquert. Als Großtat österreichischer Ingenieurskunst ist sie dem seinerzeitigen Bau der Semmeringbahn vergleichbar.
Die Brennerautobahn allein vermag die Verkehrsmisere in Tirol und damit die Gefahr der Umfahrung Tirols nicht zu bannen. Landeshauptmann Eduard Wallnöfer vertrat deshalb hartnäckig das von der Landesregierung entworfene Gesamtkonzept für den Ausbau des Straßenwesens in Tirol, und alle Redner waren sich einig, dass der Ausbau der Inntalautobahn nun erst recht forciert werden müsse.“ (Anm. Der östliche Teil der Inntal-Autobahn zwischen Innsbruck und Kufstein wurde in Abschnitten zwischen 1968 und 1972 eröffnet, der westliche Ast wurde erst in den 1970er Jahren wirklich begonnen.)
Als Zielsetzung in naher Zukunft sollte der letzte Streckenabschnitt der Brennerautobahn auf Nordtiroler Seite, die Teilstrecke Steinach bis zum Brenner, bis 1969 eröffnet werden. Tatsächlich konnte die Strecke Steinach – Brennersee mit 22. Dezember 1968 freigegeben werden. Bis zur Staatsgrenze reichte die Autobahn allerdings erst mit 5. April 1971. Warum diese knapp 1,3 Kilometer lange Strecke so lange nicht freigegeben wurde, dürfte wohl mit dem Bau des neuen Zollgebäudes zusammenhängen, das zum Zeitpunkt der Eröffnung noch ein Rohbau war. Die Eröffnung des letzten Teilstücks erfolgte dementsprechend ohne großes Fest- und Prominenzaufgebot.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-5773. Foto: Erich Birbaumer).
Danke für das schöne Bild!
Dass 1963 nur bis Schönberg eröffnet worden war, lag ja an Geldmangel, die Mitfinanzierung durch den Bund war ein Streitthema das letztlich erst durch das neue Straßengesetz 1971 durch die Kreisky Regierung gelöst wurde. Zwischenzeitig einigte man sich auf die Bemautung der gesamten Brennerstrecke – von Kufstein bis Brenner. 1968 wurde allerdings beschlossen, die Maut nur zwischen Innsbruck und Brenner einzuheben.