Stadtplanung auf dem Dorfe
Igls war im Jahr 1948, dem Zeitpunkt der hier gewälzten Überlegungen des Stadtplanungsamtes, erst sechs Jahre vom Kurdorf zum Villenviertel der Großstadt mutiert. Manche sagen, dass sich trotz des Anschlusses an Innsbruck im Ort selbst gar nicht so viel getan hat, außer dass der Weg ins Gemeindeamt nun per Waldbahn anzutreten war und dass sich die Besitzverhältnisse einiger Villen im Verlauf des Krieges geändert hatten. Ohne sich um das Datum der Publikation zu kümmern, war Igls per 1. April 1942 durch Verfügung des Gauleiters ein Teil der Stadtgemeinde und Ortschaft Innsbruck geworden.
Die Verwendung der Überblendfunktion auf der interaktiven Fassung des Plans zeigt, dass sehr viel des 1948 erstellten und 1949 beschlossenen Konzepts bis heute eingehalten wurde. An einigen Stellen geht die Bebauung eine Gasse weiter ins Grüne, bei der Definition, was genau ein Gewerbegebiet auf dem Land sei, wird das Amt sehr konkret: „Für ortsgebundene Gewerbe, jedoch nur zur Versorgung des Ortes.“ In den Mischgebieten hatte immer der Fremdenverkehrsdirektor das letzte Wort bei Genehmigungen von Betrieben.
Das größte Problem dürfte 1948 am Fuße der Heiligwasserquelle das verfügbare Trinkwasser gewesen sein. Eine klare Ansage auf dem Plan: „Bausperre in der Katastralgemeinde Igls bis zum Zeitpunkt des Vorhandenseins einer ausreichenden Trinkwasserversorgung“. In einem Artikel der Volkszeitung von 1950 schreibt der Redakteur dass Igls mit dieser Versorgung „immer schon seine liebe Not“ gehabt habe.
Die energischen Vorkehrungen, dass aus Igls kein Axams oder Inzing (beliebig mit jedem anderen Schlafdorf rund um Innsbruck außer Igls austauschbar) wird, sind bemerkenswert.
Einwenig anders ist der Bereich der Schule Wirklichkeit geworden, die Schule größer, die geplante Kirche Saint Èlite zur Kapelle geschrumpft.
Eines tät mich ohne Hoffnung auf Bestätigung interessieren: Was für eine Ausnahme bildete diese Baulinien Enklave extra muros beim Gsetzbichl? Später war dort der große, heute noch in Betrieb befindliche Flugnavigationssender OEJ (— . .—) , das schon bestehende Haus beherbergt(e?) eine Außenstelle der Flugsicherung. Vielleicht waren da schon Baulichkeiten in Planung. Der Sender dient übrigens seit je her der Langstreckennavigation und nicht zur Anflugausrüstung des Flughafens und wird mit zunehmender Umstellung auf GPS bald einmal obsolet werden.
Ich hoffe, dass es in absehbarer Zeit gelingen wird, einen weiteren Teil dieses Konzepts auch noch zu verwirklichen, nämlich die Verlängerung der Straßenbahn bis zur Ortsmitte. Die Trasse ist in diesem Plan interessanterweise in kurzer Verlängerung bis zum Anfang der Obexerstraße eingezeichnet, wo wohl ein neuer Endbahnhof entstehen hätte sollen. Heutige Überlegungen lassen die Bahn zwar auch auf dieser Trasse verlaufen, die auch im gültigen Örtlichen Raumordnungskonzept nach wie vor dafür freigehalten und gewidmet ist, aber weiter südlich in einer neuen Begegnungszone Ortsmitte in der Hilberstraße enden, wo eine sinnvolle Verknüpfung mit dem Bus möglich ist. Eine Verjüngung, die das veraltete, wie 1960 immer noch völlig vom Autoverkehr dominierte Ortsbild von Igls mehr als dringend nötig hat.