Betriebsausflug an den Bodensee
Die Mitarbeiter der Sparkasse Innsbruck unternahmen im Jahr 1954 einen eineinhalbtägigen Betriebsausflug an den Bodensee. Die beinahe vierstündige Anreise von Innsbruck nach Bregenz erfolgte per Bahn in einem „Sonderwaggon“. Es dürften recht viele Sparkassenangestellte an dem Ausflug teilgenommen haben, da – laut Programm – die Reisegesellschaft gleich auf mehrere Hotels verteilt untergebracht werden musste.
Mit dem Schiff ging es am nächsten Tag in einer mehrstündigen Fahrt zur Blumeninsel Mainau. Bei einem kurzen Aufenthalt konnten die Betriebsausflügler durch die herrlichen Mainauer Parkanlagen flanieren. Für weitere Besichtigungen – zum Beispiel der Kirche oder des Palmenhauses – dürfte aber die Zeit gefehlt haben. Bei der folgenden Abbildung handelt es sich um eine schwarz-weiß Fotografie aus dem Bestand Brunner-Nemec auf der das Deutschordensschloss, das in den Jahren 1739 bis 1746 nach den Plänen von Johann Caspar Bagnato auf der Insel Mainau errichtet wurde, zu sehen ist.
Das gemeinsame Mittagessen wurde im Hotel Wilder Mann in Meersburg eingenommen. Das folgende Foto, das von Gottfried Newesely aufgenommen wurde, zeigt die Burg Meersburg in Meersburg.
Nach dem Mittagessen ging es wieder zurück auf das Ausflugsschiff, das nun Kurs auf Bregenz nahm. Die Rückreise nach Innsbruck erfolgte dann wieder in einem „Sonderwaggon“ der Bahn.
Das Titelbild stammt aus der Sammlung Kreutz. Es zeigt eine Ansicht der Stadt Bregenz, mit dem Bodensee, dem Hafen und der Uferpromenade im Bildvordergrund. In der Bildmitte ist das Hauptpostamt und links dahinter die Herz-Jesu-Kirche zu erkennen.
(Stadtarchiv Innsbruck, KR-NE-501, Div-2754, Ph-Pl-2025, GoNe-020452)
Also! Da muß ich schon sehr bitten!
„Hauptpostamt“ war doch für das Post- und Telegraphenamt Bregenz k e i n e offizielle Bezeichnung!
Natürlich war es das größte der drei Post- und Telegraphenämter im „Stadtbereich“ – die beiden anderen waren Bregenz-Schendlingen und Bregenz-Vorkloster.
Eine „Hauptpost“ gab es nur in der Maximilianstraße in Innsbruck – und dies war auch nur die inoffizielle Bezeichnung für das Postamt 6010 Innsbruck im Gebäude der Post- und Telegraphendirektion für Tirol und Vorarlberg in der Maximilianstraße 2 –
– wobei das PTA (Post- und Telegraphenamt) 6020 Innsbruck in der Bruneckerstraße (die „Bahnpost“ also) das größte und wichtigste Postamt des gesamten Direktionsbereiches war. Die Lohnverrechnung für die Bediensteten dieses Postamtes 6020 war (zu meiner Zeit – lang, lang ists her!) gleich auf 2 Arbeitsplätze aufgeteilt: APL V durfte die Gehälter der Bediensteten mit Namensanfang A – L berechnen, APL Va jene der bediensteten M – Z, das waren eingenartigerweise weniger, weshalb auch noch die Bedinsteten der anderen Ibker Postämter, ausgenommen 6010, dazukamen)
Aber eine andere Bemerkung: Die Familie einer (zu meiner Zeit bereits älteren) Beamtin am PTA Bregenz – der Vater war Rechtsanwalt! – hatte nach dem verlorenen 1. Weltkrieg das heimatliche Triest verlassen und war nach Bregenz – sagen wir „Übersiedelt“ (ausgewandert klingt zu hart) – weil es da so ähnlich ist wie daheim!
Kein „Betriebsausflug“, sondern „Dienstzuteilung“ hat es für sehr viele Tiroler junge Postbedienstete geheißen – so auch für meinen ehemaligen Kollegen Franz Nußbaumer (siehe Neujahrsbeitrag mit Rauhreif am Inn).
Als Halbwaise (Vater im 1. Weltkrieg gefallen, noch drei jüngere Brüder) war er froh, Anfang der 20-er Jahre bei der Post eingestellt zu werden.
Und es kam, wie es damals kommen mußte – nach seiner Einschulung am „Geldschalter“ des Bahnpostamtes machte man ihm am Wochenende die Mitteilung, er habe sich am Montag früh pünktlich am Postamt Bregenz zum Dienst einzufinden!
Nun, die am gegenüberliegenden Schreibtisch sitzende Kollegin bemühte sich ehrlich und redlich, ihm hilfreich „einzusagen“ – bevor was schiefgeht! – und so just auch an diesem Tag.
Da stand nämlich jeweils eine endlos lange Schlange vor beiden SWchaltern an.
Und plötzlich kommt ein Mann – ganz von hinten – geht an allen Wartenden vorbei – und legt dem Nußbaumer ein Formular hin. Und sagt gebieterisch von oben herab „Ich brauche..“
und der Nußbaumer sagt „Hinten anstellen“
„Aber ich will…“, und der Nußbaumer ein zweites Mal „Hinten anstellen!“
Die Kollegin an Schalter vis-a-vis wispert mit entsetzt aufgerissenen Augen „A-a-aber… däs isch do ’n Aaadligr!!!“
„Adel isch abgschaft, mir ham jetzt Republik, vorm Gesetz isch jeder gleich- hintn anstellen!“ wiederholte der Nußbaumer.
„Ja, wissen Sie denn wer ICH bin?“ fragte der vorm Schalter.
„Ein Postkunde – und jetzt stellens Ihnen hinten an!“
„Ich werde mich über Sie beschweren – beim Vorstand – wie heißen Sie?“
„Tuans des – aber schnell, die Leut möchtn ja aa drankemmen!“ sagte der Nußbaumer.
Das Ende vom Lied – der Nußbaumer wurde versetzt. Ins Fernamt. Wo damals noch jedes Telefonat „gestöpselt “ wurde. Und da saß man jeden Tag an einem anderen Schrank, Damit man sich nicht an e i n e „Hunderternummer“ gewöhnte, sondern jederzeit an allen Schränken einsatzbereit war. Und so war man drauf trainiert, nur die Nummer s e i n e s jeweiligen Schrankes herauszuhören – aus dem Nummernwirrwarr. Also – wenn man am 5-er Schrank war, überhörte man 935 und 395, aber wenn „539“ oder „593“ ertönte – das hörte man heraus und steckte den Bananenstecker in die entsprechende Buchse. Das funktionierte gut und gefiel dem Nußbaumer –
– aber dennoch scheint die Beschwerde des vornehmen Herrn Früchte getragen zu haben, denn der Nußbaumer wurde nach wenigen Wochen heimgeschickt – nach Innsbruck. War ihm eh lieber.
Eine gewisse Allergie gegen das Vorarlbergerische im allgemeinen und das Vbger Idiom im besonderen ist ihm allerdings lebenslang geblieben.
(Ich weiß – nicht „von allgemeinem Interesse“ – aber doch „ein zeitgeschichtliches Dokument“ – ich hätts gleich schreiben sollen)