Tagebuch einer Reise (IV)

Am 3. August 1868 sind unsere drei Herren in Pest (bis 1873 waren Ofen und Pest zwei eigenständige Städte) mit dem Dampfschiff angekommen und den folgenden Tag verbrachten sie mit Sightseeing, wobei Joseph Jaud alle Ausgaben akribisch in seinem Reisetagebuch festhielt:

Dienstag am 4. Aug. brachten wir dem lebhaften Pest zu. Morgens bestiegen wir den Krönungshügel gleich vor der Kettenbrücke, fuhren in einem Omnibus (1fl) zur Festung, weil man von der Terasse eine prachtvolle Fernsicht genießt, hatten aber keine günstige Witterung hiezu, denn es war sehr nebellig, gingen dann durch ganz Ofen, welches ein langer und langweiliger Weg ist, zur Abwechslung fuhren wir in einem Kahn über die Donau (18 xr.), besahen uns in Pest die schönen Straßen, Plätze und eleganten Läden. Rasiren (10 xr.), Plan von Pest (80 xr.), in einem Weinhause eingekehrt (36 xr.). Nach Tisch spazirten wir dem Donau-Ufer zu, wo sich auch der Viktualien-Markt befindet, welcher für Fremde von großen Interesse ist; Früchte aller Art sind hier aufgehäuft, und besonders die unvermeidlichen Wasser-Melonen bilden ganze Krönungshügel. Auf Veranlassung des Herrn Trappentreu sahen wir die prachtvolle Synagoge (40 xr.). Hernach fuhren wir mit der Droschke (40 xr.) zu den Krönungshügel, von da vermittelst Omnibus nach Auwinkel (80 xr.) dicht an dem Ofener Gebirge; die Fahrt lohnte sich nicht, denn um einen Berg zu besteigen, hatten wir zu wenig Zeit, und in Auwinkel selbst ist nichts da, als eine mittelmäßige Restauration, wo wir Kaffee tranken (40 xr.); retour fuhren wir mit der Pferdebahn (50 xr.). Abends hatten wir ganz angenehme Gesellschaft in dem schönen Speise-Salon, wobei der ungarische Rheinwein [sic] vortrefflich mundete.

Reisetagebuch des Joseph Jaud

(Titelfoto: Budapest, Sommer 1906, Slg. Kreutz)