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So Ein Käse

So ein Käse

Manchmal da flattern einem die kuriosesten Anfragen ins Haus. Aus Mittelfranken erreicht uns die Bitte, folgende Aussage aus der Hs 6952 b, S. 1099 „Versuch einer Geschichte des deutschen Kalenderwesens“ (beherbergt im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg) zu bestätigen:

Käse-Sonntag – Käse-Sonntag wurde ehemals der Sonntag Invocavit genannt, weil an demselben Nachmittags zu Inspruk jederzeit ein Markt gehalten wurde, auf welchem man sich mit Fastenspeise-Vorrath, u. besonders mit Käse als vorzüglichster Nothdurft versah.

Dies führte zu einer Reihe an sehr interessanten Rechercheunternehmungen. Wer hätte schon ahnen können, dass ein und derselbe Feiertag so unterschiedliche Namen tragen kann? Funkensonntag, Holepfannsunntag, Kassunnti, Chessundtag, Alti Fasnacht, Küechlesonntag (sic) … puh die Liste ist lang (Scheibenschlagen – Wikipedia).

Ah, die deutsche Sprache ist so vielseitig. Unterm Strich, das konnten wir in Erfahrung bringen, geht es also um den ersten Fastensonntag, in der Liturgie eben auch Invocavit genannt. Warum der Tag nun was mit Käse zu tun hat, da scheiden sich die Geister. Gründe die wir so gefunden haben:

  1. Am Samstagabend davor wird das Brot oft mit Käse gegessen – sehr unspezifisch, aber als Grund wohl genug um in Erwägung gezogen zu werden (Unterkärntnerische Nachrichten, 16.02.1910)
  2. Am Tag zuvor gab es spezielle Fastenmärkte, auf denen u.a. Käse feilgeboten wurde („Fastenware“).
  3. Käse verschwindet ab dem 1. Fastensonntag (Estomihi) als erstes bis zum Ende der Fastenzeit vom Speiseplan oder aber es bezieht sich auf die Vorfastenzeit in der griechisch-katholischen Kirche, in der man Käse, Milch und Eier genoss.
  4. Eigentlich geht es gar nicht um den Käse an sich, sondern um Käsetuchlein.

Mehrere Zeitungen weisen auf Käsemärkte in Bozen und Meran im 19. Jahrhundert hin. Zumindest Anfang des 20. Jahrhunderts wird ein spezifischer „Mitfastenmarkt“ im Allgemeinen Tiroler Anzeiger auch in Innsbruck erwähnt.

Ob sich der Name des Käsesonntag aufgrund alter religiöser Bräuche entwickelt hat oder erst aufgrund der angebotenen Ware auf dem Markt, wer weiß. Henne, Ei. Wer war als erstes da? Egal. Ist eh alles Käse.

(Titelbild: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Hs 6952 b S. 1099)

Lara Bonfig und Lisa Jüriens (Praktikantinnen aus dem Stadtarchiv Nürnberg)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Ich lese in der letzten Zeile:
    der vorzüglichsten Nothdurft versah.

    Das lustige ist jedoch der heute völlig andere Gebrauch von „Notdurft“ der ursprünglich „das zum Leben Nötige“ meinte. Aber nötig ist eh… Stopp, das wollen wir hier nicht weiter vertiefen.

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