Eine Zeitung speziell für Frauen

Wer kennt nicht die zahllosen Frauenmagazine, die sich in den Regalen von Zeitungsgeschäften, Supermärkten und Trafiken stapeln. Doch Zeitschriften speziell für Frauen sind keine Erfindung der letzten Jahrzehnte. Zwischen 1908 und 1917 erschien zum Beispiel in Innsbruck ein Blatt mit dem Titel „Tiroler Frauen-Zeitung“. Dieses wurde von der Verlagsanstalt Tyrolia als Beilage zum „Allgemeinen Tiroler Anzeiger“ herausgegeben. Als Redakteure fungierten Karl Ongania und Leopold Bauernfeind. Im Jahre 1917 wurde die Zeitung eingestellt.

Das Titelbild zeigt die erste Seite der „Tiroler Frauen-Zeitung“ vom 14. September 1912. Beim Blick auf die Auswahl der Artikel kann man bereits einen ersten Eindruck von dem zur damaligen Zeit herrschenden Frauenbild und der für Frauen als geeignet angesehenen Lektüre gewinnen. Die Artikel „Liebe ohne Vertrauen“, „Praktische Ratschläge für Brautausstattungen“ und im Feuilleton eine Geschichte mit dem Titel „Frauenstarkmut – Aus dem Tiroler Volksleben“ von Ida Lob sprechen Bände. Noch mehr verfestigt sich dieser Eindruck, wenn man sich die Tipps in der Rubrik „Praktische Winke“ ansieht: Hier wurden Ratschläge für die Schönheitspflege und für die perfekte Organisation des Haushalts gegeben. Die folgende Abbildung zeigt die Themenauswahl der Ausgabe vom 14. September 1912.

Politische Artikel sucht man in der „Tiroler Frauen-Zeitung“ vergebens. Statt dessen findet man in der Rubrik „Kleine Zeitung“ Klatsch und Tratsch aus aller Welt: So wurde zum Beispiel über „weltbewegende“ Themen wie „Damenstrümpfe aus Silber und Goldfäden“ oder „Von der Erziehung der englischen Königstochter“ berichtet. Weitere Rubriken beschäftigten sich mit Themen rund um die Küche und die Gesundheitspflege. In der Rubrik „Für den Familientisch“ erschienen Rätsel für die ganze Familie und natürlich durfte ein ausführlicher Werbeteil nicht fehlen.