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Jetzt Sollt Ihr Etwas Schönes Raten!

Jetzt sollt ihr etwas Schönes raten!

In unserer laufenden Ausstellung „Hitler entsorgen“ zeigen wir auch ein Kinderbuch. Zu jedem der 5+3+9 Objekte (fünf Exponate aus Wien, drei Wiener Tische mit Innsbrucker Objekten, neun lokale Ergänzungen aus dem Stadtarchiv und von unseren Leihgerbern; damit ist die hiesige Ausstellung nebenbei umfangreicher als ihr Original geworden) gibt es fünf gleich lautende Fragen. Diese stellen sich die Wiener Kolleginnen, wenn sie im Team überlegen, ein angebotenes Objekt in ihre Sammlung aufzunehmen. Beim Kinderbuch wurden diese Fragen von uns so beantwortet:

Was ist dieses Objekt?

Das Buch „Jetzt sollt ihr etwas Schönes raten“ erschien 1938 im Münchener Verlag Hugendubel. Die Verfasserinnen sind Klothilde Ledermann (Text) und Maria Herrmann (Illustrationen). Die beiden Autorinnen haben außer diesem Buch nichts mehr gemeinsam publiziert.
Neben den Bildern von Kindern in Spielsituationen stehen gereimte Rätsel in Schul-Kurrentschrift.

Wofür steht dieses Objekt?

Die Nationalsozialisten wollten bereits Kinder, die gerade erst das Lesen erlernten, mit ihrer Ideologie beeinflussen. Im diesem Fall kommt die Propaganda auf leisen Pfoten daher. Scheinbar völlig harmlose Kinderspielszenen enthalten neben Kriegsgerät auch mehrfach Hakenkreuze.
Das Buch steht auch für den Umgang mit der NS-Zeit nach 1945. Mit der Unkenntlichmachung der Hakenkreuze war das Buch wieder zurück im Wettbewerb um die kindliche Aufmerksamkeit.

Wer verwendete dieses Objekt auf welche Art und Weise?

Dieses Buch erschien in mehreren Auflagen und wurde in Schulen und Privathaushalten gelesen. Es ist in seiner vormodernen Aufmachung und seiner romantisierenden Sicht auf die Kindheit leichte Kost für die Leser*innen. Wer schon einmal mit Kindern solche Fragen-Bücher gelesen hat, weiß, dass diese sich alle Lösungen beim ersten Mal merken und dann wird es langweilig, sich mit den Rätselfragen noch einmal (erneut) zu beschäftigen.

Was wird über dieses Objekt erzählt?

Im Inneren des Buches steht „Ostern 1945“ und auch der Name der Eigentümerin, der damals 6jährigen Innsbruckerin Gudrun Wopfner. Es ist dem Ausstellungsteam gelungen, mit Frau Wopfner, die heute noch in Innsbruck lebt, Kontakt aufzunehmen. Sie kann sich an dieses Buch leider nicht mehr genau erinnern. Wahrscheinlich hat sie es erst mit den kleinen schwarzen Reparatur-Punkten in den Hakenkreuz-Fähnchen bekommen und sich als Schulkind noch mit der Frakturschrift geplagt.

Wie kann dieses Objekt im Museum oder Archiv verwendet werden?

Das Buch stammt aus der Sammlung des Brenner-Archivs der Universität Innsbruck. Hier liegt es in einem Bestand, der vom bekannten Innsbrucker Antiquar Dieter Tausch angelegt wurde. Er lässt in diese Kartons hin und wieder Stücke einfließen, die einerseits eine über das Tagesgeschäft hinaus gehende Bedeutung haben und andererseits nicht wirklich für den Handel in seiner Galerie geeignet sind. So wird der Händler gelegentlich zum Archivar. Wer die Bemerkung „Hakenkreuze getilgt“ ins Buch geschrieben hat, ist nicht überliefert.

Ein Beispiel für eine Vertiefungskarte, die wir dann oft mit passenden Stücken aus dem Archiv illustrieren können:

Kinder zeichnen was sie sehen

Kinderzeichnungen auf A6-Kärtchen aus Innsbruck. In einer Mappe (der genauere Entstehungszusammenhang ist unbekannt) liegen 34 dieser im Sommer 1940 in einem Kindergarten entstandenen Zeichnungen, die teilweise mit Namen und Alter der Kinder beschriftet sind.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Ich bitte um Entschuldigung, daß ich mich schon wieder zu Wort melde – aber:
    Als Jahrgang 1938 – und „eingeschult“ am 5.9.1944 in der Volksschule Erl – zuerst mit „Block-“ und dann mit Lateinschrift – darf ich korrigieren:
    Die „Schrift“ des obigen Kinderbuchs ist nicht „Kurrent..“ sondern eine Form von „Fraktur…“
    Im Schuljahr 1944/45 wurde zuerst das ABC in Blockschrift erlernt – und dann in „Lateinschrift“
    Ab 7.1.1946 war ich dann an der Volksschule in Fritzens, zuerst in der 2. Klasse.
    Erst im 3. Schuljahr erlernten wir dann im „Schönschreiben“ auch die „Kurrentschrift“ mit ihren „Haar-“ und „Schattenstrichen“ –
    mit welcher die Generation meiner Eltern (Jg. 1910 und 1916) schon von der 1.Klasse Volksschule an geplagt worden sei.
    Die Frakturschrift (mit Tusche und Atho-Feder) erlernten wir im Zeichenunterricht der – wars in der 3. oder 4. Klasse? – Hauptschule.
    Also – bitte Schrifttype berichtigen!

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