Lernt fremde Sprachen
Im vielsprachigen Kakanien war Mehrsprachigkeit gelebte Praxis. Um 1900 war es in Innsbruck vor allem Italienisch, das auf den Straßen häufig zu hören war. Von den etwa 25.000 Menschen, die in Innsbruck damals ansässig waren, gaben etwa 1.000 Italienisch als Umgangssprache an: Beamte, Studenten, Gastwirt*innen, Gewerbetreiben und dazu noch viele Handwerker und Arbeiter lebten und arbeiten in der Stadt. Nichtamtliche, zeitgenössische Quellen gehen sogar noch von deutlich höheren Zahlen aus, gab es doch unzählige Arbeiter, die nicht in Innsbruck heimatberechtigt waren. Weniger gaben hingegen Böhmisch, Polnisch oder andere Sprachen als Umgangssprache an – eine genaue Aufstellung siehe hier.
Zur Vielfalt im Reich kamen natürlich auch noch andere europäische Sprachen, deren Erlernung im 19. Jahrhundert als immer wichtiger erachtet wurde. So tauchen in Zeitungen immer wieder Annoncen für Sprachkurse bzw. Werbungen von Sprachlehrer*innen auf. Auch die Adressbücher führen zahlreiche Sprachlehrer*innen an. Seit 1906 gab es in Innsbruck überdies die weltweit agierende Berlitz School of Languages, zunächst in der Templstraße und dann, wie im Bild zu sehen, in der Maria Theresien-Straße bzw. Landhausstraße 6, wie die Adresse damals lautete. Dies war insofern passend, als in dem Gebäude auch die Anglo-Österreichische Bank untergebracht war.
Die Schule rühmte sich einer besonderen Methode zur Sprachvermittlung, die vorsah, dass sie die Schüler*innen „in das Land, dessen Sprache er [oder sie] erlernen will, umgeben von nationalen, akademisch gebildeten, diplomierten Professoren, welche mit ihm von der ersten Stunde an nur in dieser Sprache sprechen“ versetzte.
Geht man nach den Adressbüchern bestand die Schule bis 1935 – danach war es mit Fremdem erst einmal ohnehin vorbei.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-PL-731)
Nicht Tempelstraße, Templstraße bitte! Ein Tempel und der historische Gasthof zum Templ, benannt nach dem Wirt Gabriel Templ aus dem frühen 19. Jahrhundert, sind zwei verschiedene Sachen.
Danke für den Hinweis auf den Tippfehler, ist korrigiert.
Vielen Dank für die Korrektur, lieber Herr Aichner!
Das Foto ist sehr interessant und zeigt den baulichen Zustand der betreffenden Gegend in den 10er-Jahren des 20. Jahrhunderts.
Das Eckhaus zur späteren Meraner Straße wurde 1910 komplett neu gebaut. 1909 wurde das Vorgängergebäude abgerissen, welches aber seit dem Mittelalter bestimmt auch schon der 2., 3. oder gar vierte Neubau auf dieser Liegenschaft war. Der nachfolgende Neubau des Konsuls und Buchhändlers Heinrich Pohlschröder wurde vom Tiroler Anzeiger teilweise kritisch betrachtet. Auf Grund dessen sah sich der Bauherr Heinrich Pohlschröder sogar veranlasst einen Leserbrief an den Redakteur des Tiroler Anzeigers zu schicken.
Publiziert am 21. September 1910 heißt es darin u.a.:
„Ja, gehört denn nur ein Bauernstil in die Stadt Innsbruck? Die Um-
gebung meines Neubaues zieren ja so viele schöne
Barockbauten, was ist denn das Neugeschaffene
anderes als modernisierter Barock? Hören Sie
doch einmal im Publikum nach, wie dieses sich
darüber freut, daß endlich die faden Häuser-
reihen durch Neubauten unterbrochen werden,
welche eine großstädtische, schöne, reiche Fassade
bringen. (…) Es heißt ja: Wer
baut an der Straßen, muß die Leute reden
lassen. Aber mit Bezug auf die großstädtische
Entwicklung unserer Landeshauptstadt möchte
ich auch das Dichterwort zitieren: „Das Alte
stürzt und neues Leben blüht aus den Ruinen.“
(…) Seien Sie dankbar begrüßt von Ihrem sehr er-
gebenen Konsul Pohlschröder.“