Nationalfeiertag
Aber welcher? Das Schwarz-Weiß-Foto verrät nicht, welche Farben die Fahnen haben und deswegen gibt es keinen Hinweis, welches Land hier seinen Nationalfeiertag begeht.
Gefeiert wird am Rennweg, der sich in ein Farben- und Lichtermeer verwandelt. Tausende Lampions und Glühlampen strahlen vom Franziskanerbogen bis zum Hofgarten.
Das Fest beginnt aufgrund eines Regengusses einen Tag später als geplant. Fast 6000 Menschen feuern 600 Kinder an, die am traditionellen Rollerrennen teilnehmen. Am Abend warten alle auf das Feuerwerk. Bis dorthin können sie sich an den Erfrischungsständen laben und Volkstänzen zuschauen, bevor am Abend selbst das Tanzbein auf der Straße geschwungen wird.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sammlung Walter Kreutz, KR-NE-447, 1952)
Blau – Weiß – Rot hatte damals das Sagen, nicht nur die Fahnen, auch die Lampions waren in dieser Farbe! An einem dieser französischen Nationalfeiertage während der Besatzungszeit erlebte ich, abgesehen vom Nachtangriff auf Innsbruck, das erste Feuerwerk!
Komisch fand ich es immer dann, wenn alles tanzen anfing – da bin ich abgehauen!
Das letztmögliche Aufnahmedatum für dieses Bild wäre demnach der 15. Juli 1954 gewesen. Zumindest wurde in diesem Juli mehr oder weniger ganz Österreich von heftigen Niederschlägen und Überschwemmungen heimgesucht. Erst ab der letzten Juliwoche zeigte sich das Wetter dann sommerlich: https://www.zobodat.at/pdf/MittNatVerSt_85_0097-0105.pdf (S 99)
Es gab natürlich noch 9 weitere 14. Juli, an denen die Franzosen ihren Nationalfeiertag in Innsbruck feiern hätten können und ihn womöglich wegen eines heftigen Gewitters auf den nächsten Tag verschieben mussten. Und bevor das ganze Feuerwerk ins Wasser fällt, feiert selbst ein Franzose seinen Nationalfeiertag mit Verspätung …
Am Vorabend des Nationalfeiertages war, bereits nach Einbruch der Dunkelheit, eine französische Militärmusikkapelle am Westbahnhof eingetroffen. Sie hattensich alle auf den Stufen des Bahnhofsgebäudes aufgestellt, trugen ihre Berets, die sie auf Kommando in die Luft warfen und wieder aufsetzten. Ob sie noch vor der Fanfare, die sie schwungvoll auf ihren Hörnern (oder Hörnchen, ich kenn mich da nicht aus) bliesen, auch ihre Musikinstrumente gleichzeitig in die Luft wrfen und wieder auffingen…???…aber das taten sie!
Die Fanfare – perfekt und schwungvoll geblasen! – gerfiel meiner Mutter so gut, daß sie begeistert klatschte!
Vor dem Vorgarten vor unserm Zimmerfenster standen einige Zuseher, teilw aus der Umgebung, die sich auf dieses Klatschen mit ernstem Erstaunen umdrehten.
Ein Mädchen war dabei, 1 oder zwei Jahre älter als ich, ich kannte sie aus der Parallelklasse der Hauptschule, sagte (als Erklärung für dieses „unmögliche“ Verhalten meiner Mutter) erklärend zu ihren Nachbarinnen voll Empörung in ihrer Stimme:
„Deees sein Walsche!!!“
Für meine Mama waren es junge Burschen – die wahrscheinlich den Nationalfeiertag lieber zuhause in Frankrech verbracht hätten – und die so schön geblasen hatten. Was Beifall verdient habe.
Übrigens haben wir diese Musikkompanie nochmals gesehen – am nächsten Abend, als sie wieder zum Westbahnhof marschierten, um von dort ins Oberland zurückzufahren, wo sie stationiert gewesen sein dürften.
Aber – leider! – die Hörner krächzten nur mehr – und die ganze Formation –
Nein, die Präzision des Vorabends sah man der Truppe nicht mehr an…