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Eine Rätselhafte Hütte

Eine Rätselhafte Hütte

Die Postkarte vom 3. Mai 1908 zeigt die Mersi-Hütte, eine zumindest mir bis dato vom Namen her unbekannte Hütte. Zahlreiche Männer posieren darauf. Tierische Begleiter, wie ein Hund, eine Katze und ein Fohlen sind ebenso darauf zu erkennen. Ein kleines Reklameschild mit der Aufschrift „Zipfer Bier“ neben dem rechten Erdgeschoßfenster lässt auf eine Gaststätte vermuten. Bei der geselligen Zusammenkunft handelte es sich vermutlich um ein Vereinstreffen, da die Postkarte „mit Gruß von der Mersi-Hütte“, an die „Alpine Gesellschaft Alpenklang“, mit Sitz im Gasthof Hellensteiner adressiert wurde, ein Etablissement, welches allseits bekannt zahlreiche Vereine beherbergte. Zum Gasthof Hellensteiner empfehle ich den Text von Niko Hofinger.

Um die Jahrhundertwende ursprünglich als „Jägerstützpunkt“ errichtet, fand sie mit der gewerbsmäßigen Übernahme des „Österreichischen Gebirgsvereins“ im Jahr 1919 vollends ihre Funktion als „Treffpunkt für Jäger, Bergsteiger und Waldläufer“, so die Tiroler Tageszeitung vom 28 Mai 1977, anlässlich der Wiedereröffnung des Neubaus. Zuletzt fand die Hütte im Jahr 2019 nach mehrjährigen Umbauarbeiten ein neues Äußeres.

Gelegen auf einem kleinen, lichten Plateau am Fuße der Rumer Spitze, dem Amerlingboden, empfängt sie Sommer wie Winter hungrige Gäste. Ihr Name gleicht der einer Alpenblume, dem Wahrzeichen des „Österreichischen Gebirgsvereins“ und „in flüssiger Form wahrscheinlich auch als beliebtester Haustrunk“ (TT, 28. Mai 1977). Vermutlich werden die meisten Leser und Leserinnen nun wissen um welche Hütte es sich handelt.

Die 1909 zur Enzianhütte umgebaute Mersi-Hütte hier im Jahr 1960.

Es ist die Enzianhütte. Unzählige Wochenendwanderungen führten mich als Kind hier hinauf. Besonders in Erinnerung blieben mir die alten mit Blech verkleideten Holzrutschen, im Wald hinter dem Gasthof. Die beinahe senkrechte Rutsche, welche der steilen Hangneigung folgte, hinterließ so manchen blauen Fleck. Weit weniger schmerzhaft, aber ebenso anziehend erschien ein altes überdimensionales leeres Fass. „Meine Wiege war der Wald, als Rebfass wurde ich alt, aus dem Keller zurückgekehrt, künde ich Euch von Zeiten, wo ich gespendet Fröhlichkeiten, den Jungen und den Alten“, stand darauf geschrieben und lud in seinem inneren zum geselligen Zusammensitzen ein.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-27191, 1908/ Ph-30780, 1960)

Autor: Lucas Brand

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Zum Geheimnis des Namens „Mersi-Hütte“: Der Name Mersi-Hütte stammt vom ersten Besitzer, dem Zahntechniker Alois Ritter von Mersi. 1907 wurde die Mersihütte verpachtet und wurde von der Pächterin als „Alpengasthof Amerlingboden“ betrieben.
    Alois Ritter von Mersi senior wurde am 01.11.1858 geboren und starb am 20.11.1938 wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag. Sein Sohn Oberleutnant a.D. Alois Ritter von Mersi junior war Dentist. Weiters gab es noch eine Tochter Johanna, verheiratet mit dem Oberlandesgerichtsrat Dr. Leo Petzer.

    1. Lieber Herr Auer, in einem Detail widersprechen die mir vorliegenden Quellen Ihrer ausgezeichnet recherchierten Antwort: Leo Petzer hat am 17.9.1914 nicht Johanna Mersi Jg. 1886 sondern ihre Schwester Helene Jg. 1889 geehelicht. Dies nur zur kleinen Vorfreude auf die Heimatrolle der Stadt Innsbruck, die fast so etwas sind wie Adressbücher mit inkludierter Familienaufstellung sowie Geburts- und Heiratsdaten. Veröffentlichung (mit Einschränkungen bei Familien mit Kindern die noch keine 100 Jahre alt sind) im Internet hoffentlich noch im Laufe des Jahres.

      1. Ja, lieber Herr Hofinger, die Vorfreude ist geweckt! Dann war dieses Versehen glatt für etwas gut. In der Eile habe ich glatt die Schwester Johanna mit der jüngeren Schwester Helene vermischt. Helene Petzer geb. von Mersi starb bereits am 08.12.1931. Der Tiroler Anzeiger vom 12.12.1931 schreibt dazu:
        „In Wien starb unerwartet die Gemahlin des Lan­-
        desgerichtsrates Dr. Leo Petzer in Innsbruck, Frau
        Helene Petzer, geb. v. Mersi. Ein sehr glückliches
        Familienleben wird durch den Tod dieser jungen Frau,
        einer Tochter des Zahntechnikers Alois v. Mersi, zer­-
        stört und noch ganz jugendliche Kinder weinen mit
        dem Gatten um die treubesorgte Mutter.“

        Der Witwer Leo Petzer lebte noch bis 1954.

  2. Ich bin ja nicht der große Nostalgiker, aber die Enzianhütte weckt auch bei mir Kindheitserinnerungen. In den 1980-ern führten dort zahlreiche Wochenendausflüge hin. Prinzipiell hasste ich als Kind zwar die Aufwärtsgeherei durch den Wald, auf die Einzianhütte freute ich mich aber meistens, weil im Wald- und Wiesenhang hinter der Hütte ein Schlauch verlegt war, der zuerst einen Brunnen und dann ein Bächlein speiste. Da konnte richtig mit Wasser gespielt werden. Die Wasserfeatures in von mir als Kind besuchten städtischen Parkanlagen beschränkten sich damals in meiner Erinnung auf meist runde Betonbrunnen mit rostigen Rohren und Hundetränken.

  3. Bis zum 2.6.2023 konnte auch ich mit dem Namen Mersihütte nichts anfangen, obwohl ich schon in meiner Jugendzeit zweimal, später auch einmal mit meiner Frau, die Runde Enzianhütte – Rumer Alm – Vintlalm und herunter die Garzanmahd ging. Aber gestern traute ich meinen Augen nicht, als ich über akpool.at diese Ansichtskarte angeboten bekam: https://postimg.cc/gallery/wT0y7vy
    Auf der Rückseite sieht man den Hüttenstempel „Mersi-Hütte * …. m.* am Ammerlingboden“. Auch, dass diese Karte am 9.9.1911 in Innsbruck 2 aufgegeben wurde und am 10. (??) 9.1911 bereits in Arnhem abgestempelt wurde!!

  4. Soweit mir eninnerlich war die Enzianhütte bis zu ihrem Abriss im Besitz der Familie Leismüller.
    Die Leismüller Anni war des öfteren auch bei unserem „Alten Säcken Treffen“ anwesend.
    Wie es später mit den Besitzverhältnissen weiter ging kann ich leider nicht sagen, da ich einen Besuch der neuerrichteten E. Hütte vermeide. Diesen Schicki Micki Bau hätte man sicher anders gestalten können. Genau so auch die Umbrückler Alm.

    1. Ist die Bezeichnung ‚Schicki Micki Bau‘ angebracht? Der ursprüngliche Sinn dieser Almhütten ist lang schon Geschichte. Die damalige Architektur kann man für die heutigen Nutzung zwar wiederholen, allerdings bliebe sie reine Nostalgie, das muss man schon zugeben. Der Weg zum Kitsch ist da nicht mehr weit, Beispiele gibt’s leider genug. Andererseits ist genau wie ‚Schicki Micki‘ auch Nostalgie nichts Schlechtes, wären wir sonst ‚hier‘?

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