Man(n) schafft Ordnung
Eine ilustre Runde hat sich da im Jahr 1905 dem Fotografen gestellt. Zu nennen wäre etwa der bekannte Innsbrucker Fotograf Anton Gratl (1838-1915), der in der ersten Reihe sitzt (5.v.l.). Nach einem tragischen Brandunglück, bei dem sein Bruder den Tod gefunden hatte, war Gratl 1863 der Innsbrucker Feuerwehr beigetreten, wo er bei der Spritzenmannschaft eingeteilt wurde. „Sein Pünktlichkeit bei den Uebungen, sein Fleiß bei allen Gelegenheiten des Feuerwehr- und Turnwesens, sein lauterer Charakter waren ein gutes Beispiel für die anderen Kameraden, welche den jungen Wehrmann bald lieb gewannen und ihm zum Kommandantenstellvertreter, sowie gleich darauf zum Spritzenkommandanten wählten.“ In weiterer Folge bekleidete er die Ämter des Magazinsverwalters (1877-1883), des Obmannstellvertreter des Landesfeuerwehrverbandes Tirol und des II. Obmanns der Ordnungsmanmnschaft der Feuerwehr Innsbruck (1883-1912). Weiters sind der Magistratsbeamte Amadeus Simath (1865-1944), der langjährige I. Obmann der Ordnungsmannschaft Josef Jörg († 1925) und sein Nachfolger als Obmann, der Fleischwarenfabrikant Josef Kohlegger († 1931), zu sehen, um hier nur einige, wenige namentlich anzuführen.
Im Brandfall mussten diese Herren für Ordnung an der Einsatzstelle sorgen. Konkret hatten sie „den für die Löscharbeiten erforderlichen Platz frei zu machen und mittelst Leinen gegen außen abzuschließen, die Ankunft fremder Löschmannschaften oder Löschgeräthe ihrem Obmanne oder dem Brandirector zu melden und dieselben erst nach Eintreffen des bezüglichen Auftrages in den abgeschlossenen Platz einzulassen. Die übrigen Ordnungsmänner haben sich ihrem Obmann zur Verfügung zu stellen, um nach dessen Anleitung die ihnen von den Steigern oder von anderen Personen übergebenen , leicht zu übertragenden Gegenstände, insbesondere Werteffekten, in Empfang zu nehmen und in Sicherheit zu bringen; sie haben die Bergungsplätze zu überwachen und dafür zu sorgen, daß keinerlei Gegenstände zurückgenommen werden, ohne daß sich der betreffende Eigenthümer ausgewiesen hat.“
Weiters heißt es in der Dienst-Ordnung der Innsbrucker Feuerwehr (1902): „Die Ordnungsmänner, welche sich auf eigene Kosten uniformieren, tragen am linken Oberarm eine rothe Binde, außerdem sind sie mit Leinen und Laternen ausgerüstet.“
(StAI, Ph-G-26869 – Geschenk Manfred Liebentritt)
Im Nachruf der Innsbrucker Nachrichten von 1915 heißt es über den verblichenen Anton Gratl:
„Der Privatier Anton Gratl
in Innsbruck hat im Alter von 77 Jahren das
Zeitliche gesegnet. Weit über Tirol hinaus reicht
der große Kreis von Freunden und Bekannten
Gratis, der vor Jahren den ersten alpinen Land-
schasts-Photographien-Verlag gründete, der dann
von seinem Sohne fortgeführt wurde. Der Verlag
besteht heute noch und ist im Besitze Franz Brau-
nigs. An der Entwicklung des Feuerwehrwesens
in ganz Tirol, insbesondere in Innsbruck, hatte
Gratl großen Anteil und seine Verdienste um die
Feuerwehrsache wurden durch mannigfache Ehrun-
gen anerkannt. Er ist Ehrenmitglied der freiwil-
ligen Feuerwehr Innsbruck und der deutschtiroli-
fchen Feuerwehren. Trotz des hohen Alters versah
Gratl noch immer die Stelle eines Obmann-
Stellvertreters der Ordnungsmannschaft der
Innsbrucker Wehr und Obmann-Stellvertreters
des Verbandes der deutsch-tirolischen Feuerweh
ren. Die Beerdigung des allgemein geschätzten
Mannes erfolgt am Montag um 4 Uhr nach-
mittag in Innsbruck.“