Sollen die Osterfeiertage verschoben werden?
Die Frage, ob Ostern, Weihnachten, Silvester und Neujahr verschoben werden sollten, schien vor 100 Jahren ein großes Thema gewesen zu sein. Die Idee zu einer derartig tiefgreifenden Kalenderreform schien in vielen Ländern und sogar im Vatikan auf einige Befürworter gestoßen zu sein, wurde aber im Endeffekt nie umgesetzt. Ein Artikel in den Innsbrucker Nachrichten vom 15. April 1922 beschäftigte sich ausführlich mit diesem Vorhaben und berichtete detailliert darüber:
„Der Anreger der „Sommerzeit“, Hermann Rese in Goslar, hat im Vereine mit den Meteorologen der Deutschen Sternwarte in Berlin, Prof. Dr. Köppen, folgende vier Regeln für eine Kalenderreform aufgestellt:
- Das Jahr wird in vier Quartale von je 91 Tagen (vier mal 13 Wochen zu sieben Tagen) gleich 364 Tage eingeteilt und der 365. Tag ist der 31. Dezember, Silvester.
- Der 1. Januar ist stets ein Sonntag. Jedesmal der erste Quartalsmonat zählt 31 Tage, der zweite und dritte Monat je 30 Tage.
- Der Silvestertag und auch der Schalttag, der auf den 31. Juni gelegt wird, erhalten als überzählige Tage keine Wochentagsbezeichnung.
- Ostern wird auf den 8. April gelegt, wie es den Wünschen des des Deutschen Handelstages (1908) und des Deutschen Pfarrertages (1910) entspricht. Dann fällt Pfingsten auf den 26. Mai und Weihnachten auf einen Montag, also ebenso, wie auch Neujahr, niemals mehr mitten in die Woche.
Dieser Vorschlag hat schon seinerzeit die Zustimmung vieler maßgebender Kreise Deutschlands und auch Hollands und der Schweiz gefunden, worauf Herr Rese über Anregung des Nuntius in München eine Denkschrift ausarbeitete, die nach Rom geleitet wurde. Der verstorbene Papst scheint aber dieser Neuerung nicht geneigt gewesen zu sein. Um so mehr scheint dies aber bei dem neugewählten Papst der Fall zu sein. Denn aus Rom wird berichtet, daß dort unter dem Vorsitz des Kardinals Mercier ein internationaler Ausschuß, bestehend aus französischen, englischen, belgischen und amerikanischen Astronomen zusammentreten wird, um die Kalenderreform und die Festsetzung eines bestimmten Datums für das Osterfest festzusetzen. Professor Pio Emanuelli, Astronom der vatikanischen Sternwarte, sagte zu diesem Plan: Es soll ein neuer Kalender gemacht werden, der unveränderlich ist, dergestalt, daß in jedem Jahre derselbe Wochentag auf dasselbe Datum fällt. Das würde ganz leicht sein, wenn man die in einem Jahre enthaltende Zahl durch sieben teilen könnte. Um dies möglich zu machen, muß man am Jahresanfang einen Tag allein setzen, ohne ihn überhaupt in die Kalenderwoche einzureihen. Das wäre dann der Neujahrstag, dem die in 52 Wochen geteilten 364 Tage des Jahres, welche mit dem Sonntag anfangen, folgen würden. Der Extratag des Schaltjahres käme nach dem 30. Juni und wäre wie der Neujahrstag, ein von den Kalendertagen getrennter Tag. Für Ostern wird der zweite Aprilsonntag vorgeschlagen. Der römische Vorschlag unterscheidet sich von dem deutschen alleine dadurch, daß als überzähliger Wochentag nicht, wie bei Rese, der 31. Dezember, sondern der 1. Januar genommen wird, was zweifellos weniger empfehlenswert ist.“