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Der Riese Haymon – Eine Bekannte Tiroler Sagengestalt

Der Riese Haymon – eine bekannte Tiroler Sagengestalt

Wie es bei Sagen häufig der Fall ist, ist auch die Geschichte, die vom Leben des Riesen Haymon berichtet, in unterschiedlichen Versionen überliefert. Eine Variante der Erzählung besagt, dass Haymon einen Drachen in der Sillschlucht getötet und ihm die Zunge abgeschnitten haben soll. Die Zunge des Drachens befindet sich im Besitz des Stiftes Wilten, wobei es sich bei diesem Objekt in Wirklichkeit nicht um eine „Drachenzunge“, sondern um das Horn eines Schwertfisches handelt. In weiterer Folge soll Haymon auch den gefährlichen Riesen Thyrsus auf dem Seefelder Plateau besiegt und ermordet haben. Von schlechtem Gewissen geplagt, soll Haymon daraufhin das Kloster Wilten erbaut und dort sein restliches Leben als einfacher Klosterbruder verbracht haben.

Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist eine Beschreibung einer Grabstätte neben dem Hochaltar der Wiltener Kirche, in dem ein gewisser Haimo oder Haymon bestattet gewesen sein soll, überliefert. Wegen der außerordentlichen Größe dieses Grabes kam die Vorstellung auf, dass es sich bei Haymon wohl um einen Riesen gehandelt haben musste. Dies war wohl für viele Menschen ein weiterer Beweis für die Existenz des Riesen Haymon und so konnte die Sage die Jahrhunderte überdauern. Obwohl im 17. Jahrhundert das Grab nicht mehr existierte, ließ Abt Andreas Mayr – allerdings erfolglos – nach den Gebeinen des Riesen suchen.

Von der Haymon-Sage inspiriert, fertigte Matthäus Merian den hier abgebildeten Kupferstich, der den Titel „Haymon Fundator Monasterii Wilthinensis – Anno D: 878“ trägt, an. Das Blatt erschien in Matthäus Merians „Topographia Provinciarum Austriacarum, Austriae Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tyrolis, etc.“, die 1649 in Frankfurt am Main erschienen ist. Den größten Teil des Blattes nimmt eine Abbildung des legendären Klostergründers Haymon ein. Der Riese trägt eine Ritterrüstung und stützt sich mit einer Hand auf sein Schwert. Ihm zu Füßen liegt der getötete Drachen, dessen Zunge sich Haymon über die Schulter geworfen hat. Unter dieser Darstellung befindet sich noch eine kleine Abbildung des Klosters Wilten, die den Titel „Closter Wilthan“ trägt.

(Stadtarchiv Innsbruck, Bi-k-83)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Ein wunderbares Detail, welches zeigt, mit welcher Präzision der Künstler gearbeitet hat: Auf diesem wundervollen Bild sieht man im Hintergrund von Stift Wilten sogar das romanische Kirchlein St. Bartlmä mit seiner charakteristischen Turmspitze!

  2. Dieses Bild birgt einige sehr interessante und kulturhistorisch bemerkenswerte Details:

    Links sieht man bei genauerer Betrachtung nämlich eine Maßskala mit der Länge eines Innsbrucker Werkschuhs!

    Rechts oben erblickt man das Wappen des Stifts Wilten: Der silberne Balken gilt gemäß der Überlieferung als das Wappen des Riesen Haymon, der Rost als Attribut des hl. Laurentius und die Steine als Attribut des hl. Stephanus repräsentieren die beiden Patrone des Stiftes. Links unter dem Ritterhelm sieht man noch einmal das Wappen des Riesen Haymon.

  3. Das Wappen des Riesen Haymon ist grün mit einem silbernen Balken. Das Grün steht für die Wiltener Felder, der silberne Balken symbolisiert das Wasser der Sill.

  4. Laut Amtsblatt 11/1975 Seite 14 wurde beim 150jährigen Adambräu-Jubiläum von BM Lugger eine Kastanienholzplastik nach alten Vorlagen überreicht, welche „später öffentlich aufgestellt werden“ sollte: Ist diese tatsächlich irgendwo zu bewundern?

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