Am Tivolino
Der Panoramablick vom Paschberg zeigt den Süden Pradls in den frühen 1970er Jahren. Fast könnte man das Tivoli-Stadion übersehen, das zwar schon Flutlicht, aber nur eine Westtribüne hat plus ein paar Betonstufen. Das blieb bis 1976 so. Der Autor dieses Beitrags hat bei vielen Dutzend Besuchen das Stadions kein einziges Mal einen Sitzplatz bezogen – es wäre uns auch viel zu langweilig dort gewesen. Für die jüngere Leser*innenschaft erzählt: Das Stadion war für das nicht-sitzende Publikum noch viele Jahre völlig offen, was zur Folge hatte, dass der Fanblock (ohne Fahnen und Fangesänge, aber mit viel Herz und blöden Sprüchen ausgestattet) zur Halbzeit die Seiten wechseln konnte. Gästesektor? Unbekannt. Das Bier wurde einem zum Platz gebracht, dienstfertige Burschen kamen mit einem 10er Tragerl Kartons und besonders geschickte unter ihnen schafften es, aus 8 Bier durch sorgsames Umschütten 10 Verkaufseinheiten zu kreieren, fast wie in der Impfwelt heute. In der zweiten Hälfte bzw beim dritten Bier wurde da auch von den Käufern nicht mehr so genau nachgeschaut.
Für Schüler (dmals gingen 95% Burschen zum Match; das hat sich erst mit Hansi Müller geändert) war es ratsam, rechtzeitig zu den Stadionkassen zu kommen; dort lungerten immer ältere Burschen und junge Männer herum, die unter Nachsicht aller Taxen gerade noch als Twens durchgingen und sich von uns vergünstigte Schülerkarten besorgen ließen (außer den Kassieren kontrollierte das niemand). Ein Teil des für die günstigeren Tickets gesparten Geldes floss gelegentlich an die Helfer zurück und da wir noch kein Bier tranken ging sich manchmal eine Roilo-Bretze damit aus.
Im Bild gut zu sehen auch die neue Hauptfeuerwache (1967 eröffnet) und das Rettungsheim (1972). Das Hochaus am Sillufer ist gerade in Fertigstellung. Am rechten Bildrand sind gerade viele Häuser im Bau… da grüßt wohl schon das zweite Olympische Dorf.
Danke, Herr Hofinger, für die Roilo-Bretze!