8 Monate anno 1902 (42)
Aus der Serie der mehr oder weniger bekannten Feier- bzw. Namenstage: Die Heilige Johanna von Chantal (1572-1641) lernte 1604, drei Jahre, nachdem ihr Ehemann bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen war, Franz von Sales (1567-1622) kennen und entschloss sich in der Folge, ehelos zu leben. Zusammen gründeten sie 1610 den „Orden von der Heimsuchung Mariens“, die Salesianerinnen, „deren Mitglieder ein heiligmäßiges Leben ohne die formalisierte Strenge anderer Orden führen sollten. Wichtig ist für die Schwestern die individuelle Entscheidung zur Nachfolge Jesu Christi und die innere Askese, nicht die Einhaltung äußerer Übungen“, wie das ökumenische Heiligenlexikon ausführt. „Der Orden wuchs schnell, seiner Verbreitung widmete Johanna-Franziska ihre letzten Lebensjahre; bei ihrem Tod gab es bereits 44 Ordenshäuser.“ Der Gedenktag am 21. August aus Maries Zeiten existierte bis 1970, danach wurde er zuerst auf den 12. Dezember und 2001 auf den 12. August verlegt.
Die Beziehung Marie Cornets zur „ehemaligen Institutsgefährtin“ Wilhelmine „Muni“ Sulzenbacher dürfte eher lose gewesen sein. Dies ist der einzige Eintrag in diesem Tagebuch, in dem sie genannt wird. Marie nahm aber Anteil an ihrer religiöser Berufung: Am 9. April 1901 berichtet sie, dass Wilhelmine im folgenden Frühjahr (aus dem offenkundig Spätsommer wurde) eingekleidet werden sollte, und am 15. Oktober 1903, dass sie acht Tage zuvor der „Profess der Soeur Marie Serafine (Muni Sulzenbacher) in Thurnfeld“ beigewohnt hatte. 1903 nennt Marie zudem mehrmals ein Frl. Sulzenbacher bzw. Frl. Heida Sulzenbacher, es dürfte sich also wiederum um eine Bekannte der Familie handeln.
21. August 1902, Fest der hl. Johanna v. Chantal.
Des heutigen Festes halber eilte ich in die Klosterkirche von Thurnfeld, wo heute auch die Einkleidung meiner ehemaligen Institutsgefährtin, Wilhelmine Sulzenbacher, stattfand. Das Fest wurde mit einer sehr hohen Predigt über das hhst.[?] Herz Jesu von einem Pater S. J. eröffnet. Dann folgten die Ceremonien der Einkleidung, welche Hw. Herr Dialer, Cooperator von Absam, vornahm, da ja der frühere geistliche Vater, Hw. Herr Oberkaplan, nun in Gott ruht. Wilhelmine, früher Muni[?], erschien in weißem, spitzengezierten Atlaskleide, die schmalen Hände in weißen Glacé-Handschuhen, das blasse, seit 5 Jahren fast unveränderte Gesicht umrahmt vom bräutlichen Tüll u. das Haupt tief gesenkt, wie unter der Last der grünen Myrthenkrone, – so kniete sie am weitgeöffneten Chorfenster nieder. Laut, entschlossen und verständlich, aus tiefstem Herzen kommend waren ihre Antworten ausgesprochen behufs ihrer Wünsche. Endlich erhielt sie den langersehnten weißen Schleier einer Braut Christi, u. aus der guten Wilhelmine wurde Soeur Marie Sérafine. Nun folgte das Amt, bei welchem Sr. M. Sérafine die hl. Communion empfieng, dann das Laudate u. Te Deum u. die Feier war zu Ende. Als Geladene waren anwesend: Fr. v. Riccabona-Sulzenbacher, deren Töchter Jette v. Kripp, Angelica v. Gasteiger u. Ida u. Emma v. Riccabona, sowie der lahme Bruder derselben u. 2 Brüder v. Muni. In der Kirche sah ich Bianca Diesner u. Josefine u. Bianca.
Morgens war es trüb, dann wurde ein herrlicher Sommertag; möge es auch so im Leben der Soeur Marie Sérafine sein.
Hw. H. Pfarrer von Tulfes war heute hier.
22. August [1902], Freitag. L. Onkel Nicolaus gieng nachmittags fischen u. versäumte daher den Besuch des Herrn Hauck. Es war sehr heiß.
Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1 (Transkription: Katharina Schilling)
Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-PL-546 (Blick auf Absam Richtung Süden mit Volderberg, undatiert).
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Die genannte Schwester Maria Serafine Sulzenbacher starb am 23. Juli 1909 mit 31 Jahren. Sie möge ruhen in Frieden.
Das ist traurig, so ein früher Tod. Wie haben Sie das wieder herausgefunden Herr Auer? Totenbuch-Register? An was ist sie denn verstorben?
Der Todesfall findet sich in den Innsbrucker Nachrichten:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19090724&query=%22sulzenbacher+thurnfeld%22~10&ref=anno-search&seite=5
„hhst“ Herz Jesu interpretiere ich als hoch- oder höchst-heiligstes Herz Jesu.
Frohe Ostern!
Das klingt nach einer sehr logischen Lösung. Danke! Und verspätete Ostergrüße zurück!
Laut dem Sterbebuch der Pfarre Hall starb Schwester Marie Serafine Sulzenbacher an der damals sehr verbreiteten Tuberkulose!
Im Sterbebuch von Hall ist vermerkt, dass Schwester Marie Serafine Sulzenbacher aus Engelhartszell in Oberösterreich gebürtig war.