Schillerlocken oder Palatschinken?

Unser Titelbild zeigt ihnen heute eine Privataufnahme der Familie Redlich. Abgebildet ist ein feierlich gedeckter Tisch zur Goldenen Hochzeit 1937. Über der Tür auf dem Schild lesen wir „Viel Glück dem lieben Jubelpaar“. Da stellt sich doch die Frage, was an so einem Abend wohl als Jubiläumsmenü serviert wurde. Vielleicht erhalten wir einen kleinen Einblick durch einen unserer Neuzugänge.

Vor Kurzem hat ein Kochbuch aus dem Jahr 1933 seinen Weg zu uns ins Archiv gefunden. Geschrieben wurde es von zwei Küchenchefs aus Wien namens Hans Ziegenbein und Julius Eckel. Im Buch enthalten sind 2300 Speisenfolgen sowie 2400 Rezepte und Anleitungen. Auf der Titelseite werden bereits die unzähligen Auszeichnungen die das Buch erhalten hat erwähnt, so auch zum Beispiel Die Goldene Medaille bei der Internationalen Kochkunstausstellung in Wien 1933 oder die Große goldene Medaille bei der I. Wiener Konditorei-Ausstellung Wien-Schönbrunn 1932.

Der Titel des Buches lautet ganz simpel „Was koche ich heute?“ und der erste Satz der Einleitung ist ident. Danach folgt die Ausführung: „Das war bisher die wichtigste und immer wiederkehrende Frage, die die geplagte Hausfrau beschäftigt“. Doch nicht nur an Hausfrauen ist dieses Buch gerichtet auch an Alleinstehende „die ein selbstbereitetes Mahl den Speisen im Gasthaus vorziehen oder die beruflich tätig sind, so daß [sic] ihnen nur wenig Zeit zum Kochen zur Verfügung steht […]“. Die Einleitung endet mit dem Wunsch, dass den „geplagten Hausfrauen […] dieses Werk bei ihren schweren Pflichten im Haushalt ein Helfer sein [soll], auf den sie sich verlassen können und der ihnen treu zur Seite steht.“

Im Buch gibt es für jede Woche des Jahres Tabellen mit entsprechenden Vorschlägen „für jeden Geschmack und jede Geldbörse“. Weiter hinten stehend finden sich Anweisungen zur Zubereitung. Die Speisevorschläge sind in fünf verschiedene Kategorien gegliedert. Sehen wir uns also den Vorschlag für den heutigen Tag, den ersten Donnerstag im August, an. Dabei wird für die Sparküche Gefüllte Gurken mit heurigen Kartoffeln vorgeschlagen. Für die Fleischlose Küche steht Gemüsepüreesuppe, danach Tomatenrisotto und abschließend Böhmische Dalken auf dem Plan. Die Einfache Küche serviert mittags Grießnockerlsuppe, Rindfleisch mit Schwammerlsauce und Kartoffeln. Abends gibt es Omlette mit Schwammerln und Salat plus Käse. Die Feine Küche startet mittags mit Leberrouladensuppe, Schweinskarree mit Krautsalat und heurigen Kartoffeln und einen Birnenkompott und reicht abends Rettich mit Butter, Hirschragout mit Nudeln und einen Fruchtsalat. Und schlussendlich gibt es noch einen Vorschlag für die Kleinhaushalts- und Schnellküche der einen Zwiebelrostbraten mit Salzgurken und eine Nachspeise nach Wahl beinhaltet.

Sollten Sie jetzt sorgen, dass nicht jeder verstehen könnte, was eine Schwammerlsauce ist, so kann ich Sie beruhigen. Zu Beginn des Buches gibt es ein kleines integriertes Wörterbuch welches verschiedene Speisebezeichnungen und Küchenausdrücke in Österreich, Deutschland und der Schweiz vergleicht und somit ein gegenseitiges Verständnis ermöglicht. Doch können Sie mir nun sagen ob Sie heute als Dessert lieber eine Glace mit Nidel, Schillerlocken oder doch lieber Palatschinken haben möchten?

Autorin: Nadja Wolf

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-PL-1627)