skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Ein Historisches Missgeschick

Ein historisches Missgeschick

Die Älteren Lebenserfahreneren von Ihnen werden es bestätigen: Sechs Jahrzehnte sind eine lange Zeit, in der sich vieles ändert. Zufällig bin ich dieser Tage über die untenstehende Geschichte gestolpert, die geteilt werden muss, auch wenn ich damit Gefahr laufe, im Revier Einsatzgebiet des p.t. stadtarchivarischen Feuerwehrbeauftragten zu wildern zu löschen. „Feuerwehr angelt einen Hunderter“, berichtete nämlich die TT vor 60 Jahren (Donnerstag, 28. Februar 1963, S. 3). Auch wenn es der Titel fast vermuten ließe, wurde dabei kein Zentenar vor dem Ertrinken aus Inn oder Sill gerettet. Nein, die Meldung betraf eher das andere Ende des menschlichen Lebenszyklus:

„Ein betrübliches Mißgeschick traf gestern mittag einen acht Jahre alten Buben, der für sein kleines Brüderlein Bananen kaufen sollte. Die Mutter gab ihm einen Hundertschillingschein, der dem Buben, als er sich seine Schuhbänder binden wollte, ausgerechnet durch das Gitter in den Kanal an der Ecke Goethestraße-Schillerstraße fiel. Ganz verdattert suchte der verzweifelte Bub Hilfe bei einem Passanten, der sofort das Kind in seine nahe Wohnung mitnahm, und dort die Berufsfeuerwehr anrief. Tief unten im Kanal war der Hunderter auf einer Eisschicht deutlich sichtbar. Die Feuerwehr kam, klopfte erst das Kanalgitter vom Eise frei, hob es, und den beiden Männern gelang es schnell, den Hunderter zu angeln. Überglücklich nahm der Bub den Geldschein in Empfang. Was nicht alles die Berufsfeuerwehr zu machen hat … (k.)“

Wie gesagt, sechs Jahrzehnte sind eine lange Zeit. Was wäre an dieser Geschichte im Jahr 2023 wohl alles anders verlaufen?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, PhA-24396-601)

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Das kann ich Ihnen sagen!
    D a m a l s – 1963! – begann sich der „Seegfrörne-Winter“ 1962/63 erst langsam „aus den tieferen Schichten“ zurückzuziehen…
    Die „globale Erderwärmung“ des heurigen Jahres hätte den 100- nicht Schiling, sondern Euro-Schein-
    längst weggeschwemmt.
    Interessant wäre ein KAUFKRAFTVERGLEICH : 100 S /1963 zu 100 Euro/2023!!! (falls man das überhaupt noch vergleichen kann…)

  2. Satiremodus auf der ersten Stufe: Heute wären Goethe- und Schillerstraße zwei Stunden gesperrt, die FW Mühlau, Arzl und Amras alarmiert, die Berufsfeuerwehr mit 6 Autos, die Rettung mit 3 und die Polizei mit 12 plus Cobra, dazu ein psychisches Betreuungsteam „vor Ort“ um dieses elende Modewort zu bemühen. Monate später Prozesse wegen Seelentraumas, Schadenersatz, Besitzansprüche dreier anderer Passanten, die den Hunderter für sich reklamieren.
    Nein, über Leute die helfen wollen, macht man sich nit lustig. Zur Strafe darf man Nochälter statt Älterer zu mir sagen.
    Im Jahr 2033 gibts um einen Hunderter dann nur mehr die Schale der Banane.

  3. Ich kann mir vorstellen, dass es heute noch genauso ablaufen könnte, denn ganz so selbstverständlich war es sicher auch damals nicht.

  4. Natürlich würden sie genau so kommen wie damals, heute allerdings den Schauplatz professionell(er) absichern und besonders den „Herausholenden“. Den Verwundert*Innen würde dann erklärt, dass vor einigen Jahren ein Mann in der Radetzkystraße ums Leben gekommen ist, als er seinen Autoschlüssel aus dem Gully zurückholen wollte.

    Den Umrechner in allen Ehren, aber bei den damaligen Stollwerk-, Bazooka- und sonstigen Groschenpreisen hätte man ganz sicher unendlich mehr von diesen Köstlichkeiten bekommen als heute mit einem 100 Euro-Schein, um nicht zu sagen Ederer-Tausender …

Schreibe einen Kommentar zu Joachim Bürgschwentner Antwort auf Kommentar entfernen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche