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Feuertaufe

Feuertaufe

Der 29. Dezember 1930 war in Innsbruck ein stürmischer Föhntag. Gegen 18:15 bemerkten Touristen, die eben mit der Nordkettenbahn in Richtung Hungerburg abfuhren, „daß aus dem linken Turme“ des Hotels Mariabrunn „Flammen loderten. Sie gaben Zeichen, um auf das Feuer aufmerksam zu machen. Bei ihnen befand sich auch ein reichsdeutscher Herr, der im Hotel Mariabrunn wohnte. Voller Bestürzung, ja Verzweiflung schrie er: ‚Ich habe tausend Mark in meinem Zimmer!‘ Begreiflicherweise konnte ihm der Wagen nicht schnell genug in der Endstation ankommen. Selbstverständlich war unterdessen der Brand auch im Hotel und von den Nachbarn bemerkt worden. Wie immer in solchen Fällen herrschte im ersten Augenblick große Verwirrung,“ so der Berichterstatter des Tiroler Anzeigers.

Während sich – alarmiert durch den „starken Feuerschein, der weil ziemlich starker Wind blies, desto größeren Schrecken verursachte“– die Feuerwehren von Hötting und Mühlau sowie die 1., 2. und 6. Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck auf den Weg auf die Hungerburg machten, nahmen die Männer der zwei Jahre zuvor gegründeten FF Hungerburg unter ihrem Kommandanten Anton Fabro „den Kampf gegen das vom Winde sehr angefachte Feuer auf[…].“ Aufgrund des starken Funkenfluges bestand ernste Gefahr für die umliegenden Gebäude (Gasthaus Zur Linde, Villa Karwendel, Talstation der Nordkettenbahn).

Das Mariabrunn nach dem Brand vom 29. Dezember 1930. Gut zu erkennen ist der Schaden am Dachstuhl. Durch den raschen Einsatz der FF Hungerburg konnten die umliegenden Gebäude vor dem Feuer geschützt werden.

Dennoch gelang es der Feuerwehr Hungerburg mit ihren einfachen Löschgeräten eine weitere Ausdehnung des Brandes bis zum Eintreffen der Einheiten aus der Stadt zu verhindern. Als eine der ersten Feuerwehren aus dem Tal traf die FF Mühlau mit ihrer neuen Rosenbauer-Motorspritze auf der Hungerburg ein. Mittels dieser konnte nun vom nahegelegen Hungerburgsee reichlich Löschwasser an die Einsatzstelle gepumpt werden und der Brand schließlich unter Kontrolle gebracht werden. Zuvor sorgte aber der Eigensinn der nachrückenden Einheiten für einige Konfusion am Brandplatz, wie aus dem Einsatzbericht der FF Mühlau hervorgeht. Dort heißt es: „Ziemliches Wirrwarr in der Feuerbekämpfung verursachten leider die nachträglich eingelangten Feuerwehren, die scheinbar zu wenig Schläuche mitgebracht [hatten], um selbstständig arbeiten zu können, [und] einfach bereits in Tätigkeit gesetzten Schlauchlinien abschraubten und ihre Schläuche und Mundstücke daran setzten, um dadurch ihrem Rohführer Wasser zubringen zu können. Unsere Leute, auch solche von Hötting wurden dabei wasserleer und die dagegen eingebrachten Proteste lösten logisch ein unangenehmes Hin- und Herkommandieren aus, das wiederum bei den massenhaft anwesenden Zuschauern nicht den besten Eindruck erweckte.“

Blick in eines der vom Feuer völlig zerstörten Zimmer.

Trotz diesen Widrigkeiten konnte gegen 21 Uhr schließlich „Brand aus“ gegeben werden, woran nicht zuletzt die von der Stadt Innsbruck an die Einsatzstelle entsandten „automatischen Wassersprengwägen“ ihren Anteil hatten, die die Feuerwehren mit zusätzlichem Löschwasser versorgten. Während die anderen Einheiten ins Tal abrückten, übernahmen Anton Fabro und seine Männer die Brandwache. Die Hungerburger Feuerwehr hat bei diesem, ihrem ersten Einsatz „in bestmöglichster Aufstellung standgehalten“ und sich damit die „spezielle Anerkennung“ ihrer Muttereinheit Mühlau erworben.

In den folgenden Tagen pilgerten zahlreiche Menschen auf die Hungerburg, um sich die Brandruine aus der Nähe anzusehen. Auch unser Titelfoto wurde von einem Schaulustigen aufgenommen.

Unzählige Schaulustige zogen in den Tagen nach dem Brand zur Hotelruine.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Dig-794-1, Archiv der Feuerwehr der Stadt Innsbruck)

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