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Das Margarethinum In Hötting

Das Margarethinum in Hötting

Anfang der 1850er Jahre wurde durch den „Elisabethen-Verein“ ein Mädchenerziehungsheim unter dem Namen „Marien-Anstalt“ gegründet, welches das Ziel hatte, verwaiste Mädchen in Innsbruck zu Dienstbotinnen auszubilden. Diese Anstalt lebte vor allem von Spenden Adeliger (häufig auch von Mitgliedern des Kaiserhauses) oder reicher BürgerInnen. Auch bei Todesfällen spendeten die Angehörigen immer wieder Geld an die Institution – im Gegenzug versprach die Leitung selbiger, dass für die Seele des/der Toten gebetet würde. Im Juni des Jahres 1858 übernahm Erzherzogin Margarete, die Frau von Erzherzog Karl Ludwig, zu dieser Zeit Statthalter in Tirol, das Protektorat über die Anstalt, die von nun an den Namen „Margarethinum unter dem Schutze Mariens“ trug. Die Erzherzogin starb nur wenige Monate später, ihr Name blieb dem Margarethinum jedoch erhalten.

In den Neuen Tiroler Stimmen vom 22. November 1877 wird der weitere Werdegang des Margarethinums folgendermaßen beschrieben: „Dasselbe besteht als eigentliches Institut ab dem Jahre 1859, in welchem Jahre die ehrwürdigen barmherzigen Schwestern die Leitung übernahmen. Es zählte damals zehn Zöglinge, welche Zahl jetzt bereits auf 46 gestiegen ist. Mehr kann das Institut gegenwärtig nicht aufnehmen, obwohl die Ansprüche bedeutend größere sind. Im heurigen Jahre sind 18 Mädchen aus dem Institute als genügend ausgebildet entlassen worden und in Dienste eingetreten. Im Ganzen sind bereits 178 Mädchen im Margarethinum erzogen worden. […] Die Mittel, durch welche das Institut existirt, sind sehr gering; sie bestehen aus Wohlthaten und aus dem Verdienste, den die Kinder selbst durch Nähen usw. erwerben. Es ist ein kleiner Fonds aus Wohlthaten gebildet worden, welchen jedoch der bereits begonnene Neubau mehr als aufzehren wird. Der Neubau ist allerdings eine Nothwendigkeit angesichts der immer steigenden Ansprüche, denen der Raum des Hauses nicht mehr genügt. „

Besagter Neubau wurde schließlich im Jahr 1878 bezogen – und hiermit kommen wir auch zu unserem Bild. Es handelt sich dabei um das große Gebäude links vorne. Rechts daneben findet sich das sogenannte Dienstbotenasyl, welches im Herbst 1900 in Betrieb ging – somit war eine räumliche Trennung zwischen Mädchen-Erziehungsheim und dem Dienstbotenasyl gewährleistet. In diesem Asyl konnten einerseits die ehemaligen Zöglinge des Erziehungsheims, aber auch andere Mädchen, die gute Zeugnisse aufwiesen, wenn sie gerade keine Arbeit hatten, günstig unterkommen. Unser Bild stammt aus dem Jahr 1938 – im Hintergrund zu sehen ist die noch recht junge Höhenstraße mit den Häusern der heutigen Jagdgasse (Geiersfeld).

Das ehemalige Margarethinum wurde nach Renovierungsarbeiten im Jahr 1986 unter dem Namen „Jungmann-Haus“, benannt nach dem Innsbrucker Theologen Josef Andreas Jungmann, einer neuen Bestimmung zugeführt. Unter anderem fanden dort damals Priesterwohnungen, das religionspädagogische Institut, das Diözesanarchiv, der kirchliche Erholungsdienst, das Tourismus-Referat, das Kirchenmusikreferat sowie die Lebensschule Unterbringung.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-31195)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Ein sehr schönes und interessantes Bild! Rechts am Bildrand sieht man den Pestfriedhof und links oben die Terrasse vom Gasthaus Schöne Aussicht.
    Aus welchem Jahr stammt diese Aufnahme genau?

    1. Lieber Herr Pokorny,
      vielen Dank für den Kommentar. Laut Angabe stammt das Bild aus dem Jahr 1938.
      Herzliche Grüße,
      Hanna Fritz

  2. Ich habe mit Erstaunen den Bericht über das Margarethinum gelesen.
    Dazu hätte ich einiges zu erzählen.
    Ich kenne das Gebiet rund um diese Häuser und die Geschichte von 1947 bis 1960.
    Ich wurde damals von meiner Mutter, die mit uns 2 Kindern aus NÖ nach Tirol flüchtete
    mit viel Mühe in den städtischen Heimen Mariahilf (meine Schwester) und eben ich im Margarethinum untergebracht.
    Ich war im damaligen Kindergarten zusammen mit vielen anderen Kindern untergebracht.
    Wir wurden teils von weltlichen „Tanten” und Ordensschwestern betreut. Es waren zwei Häuser, einmal gelb und einmal grün und wir wohnten mal da mal dort. Und so vergingen die Jahre.
    Ich habe dort sehr viel miterlebt und oftmals genug Schläge erhalten.
    Aber zB den Bau des Priesterseminars erlebt und viele gute, aber auch viele sehr unangenehme Dinge erlebt. Erst 1959 wurde der Betrieb eingestellt.
    Ich könnte eine Menge erzählen, aber dazu fehlt einfach der Platz.
    Daher Schluss für heute.
    Liebe Grüße
    Ke

    1. Also, ganz so wie im Stadtarchiv erzählt, war es dann doch nicht.
      Das abgebildete Foto stammt aus weit früheren Zeiten, jedenfalls weit vor 1938.
      Zu jener Zeit, als ich dort untergebracht wurde, ab 1945, existierte der große Garten, der mit
      vielen Bäumen, vor allem Obstbäumen, bestückt war schon einige Jahre, denn die waren
      damals sehr hoch, alt, und trugen jede Menge Obst. Der Garten war jedenfalls riesig und
      wir konnten uns richtig austoben, bis der Bau des Priestersemniares im Sommer 1950 begann.
      Dann hatten wir nur noch einen „Minigarten“.
      Als da waren: Äpfel verschiedene und sehr gute Sorten
      Birnen, ebenfalls sehr gut und reichlich
      Kirschen, einige Sorten
      und ein einziger riesiger Nussbaum
      es fehlt beim großen Haus links zu dem vorhandenen Gerüst der Marillenbaum
      Alle Bäume waren schon sehr groß gewachsen und trugen reichlich Früchte, im Gegensatz
      zu den „winzigen“ Bäumen auf dem Foto. Wir wurden von unseren „Erzieherinnen“ je nach
      Jahreszeit zum Obstsammeln eingeteilt.
      Das große Haus links vorne, diente 1945 bis 1949 als Kindergarten (1.STOCK), dann wurden wir in das Haus
      in der Bildmitte übersiedelt. Als Notquartier diente das Haus links als Priesterseminar bis 1955.
      dann war das neue Seminar fertig und es wurde übersiedelt. Es wohnten nun dort nur noch
      die Schwestern vom Stift Zams.
      Die, bis 1949 zusammen mit uns dort wohnenden Mädchen, wurden in ein anderes Heim übersiedelt,
      und wir waren dann alleine mit unseren Erzieherinnen.
      Allerdings war dieses Haus damals viel größer als am Foto.
      Ja, und heute ist alles komplett verändert.
      Das Haus hinten mitte existiert nicht mehr. Stattdessen gibt es 3 neue Häuser, ein Parkplatz wurde
      angelegt, alles wurde planiert, lediglich das goße Haus links steht noch und hat andere Funktionen.
      So, jetzt lasse ich es gut sein. Ich glaube das reicht. Es interessiert bestimmt nicht all zu viele Leute.
      Oder doch?????
      Ganz liebe Grüße
      Kernstock

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