Zu schön um alt zu sein
Wir blicken auf ein weitgehend schmuckloses Haus, das irgendwie unbewohnt aussieht. Es gibt keine Zeichen von irgendeiner Nutzung. Die Schaufenster im Erdgeschoss stehen leer, kein Firmenschild, im ersten Stock kein Pflanzen oder Vorhänge. Nur am hinteren Zubau stehen Pflanzen auf der Terrasse.
Auch die Straße macht einen recht unbenutzten Eindruck. Eine einsame Straßenlaterne versucht mit wenig Kraft die ganze Kreuzung zu beleuchten. Es ist hier auch nicht viel nächtlicher Verkehr zu erwarten.
In all seiner Unbelebtheit könnte dieser Gebäudekomplex vielleicht auch ein architektonisches Meisterwerk des Wiederaufbaus sein.
Vielleicht kann der ein oder die andere LeserIn mehr dazu berichten? Zum Beispiel Licht in das Dunkel der Fragen nach dem „Wo?“, nach dem „Wer?“ oder gar nach dem „Warum?“ bringen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph/A-24.372-96)
Wo: Schöpfstrasse, gegenüber Westfriedhof; rechts am Bildrand das Anatomische Institut.
Wer: ??
Warum: ?? …muss ich weiterreichen an die Wilten-Experten.
Das Gebäude ist mir so bekannt vorgekommen, aber ich bin nicht draufgekommen.
Die Antwort auf das Was dürfte dann nach meiner vagen Erinnerung vom alljährlichen Friedhofsbesuch Blumengeschäft lauten – oder war es ein Steinmetz?
Und das warum erklärt das historische Luftbild von 1974: Hier waren nördlich der Schöpfstraße nur mehr zwei (oder drei) Betriebsareale, umzingelt von Neubauten der Klinik. Also wird die nächste Erweiterungsstufe angestanden und den Betriebsinhabern ein Geldkoffer in die Hand gedrückt worden sein.
Das war das Haus des Steinmetz Linser. Links ging die Friedhofallee kerzengrad Richtung Universität. Das in einem Kommentar angesprochene Blumengeschäft befand sich weiter östlich, links hinunter, etwas weiter unten wo jetzt der Bäcker Ruetz ist.
Die Schöpfstraße verkümmerte damals ab der Friedhofallee westwärts zu euner Schotterstraße, mit einem kleinen Gefälle gings das alte Innufer hinunter zur Innerkoflerstraße und dann weiter zum Innrain. Rechts war dort nichts als eine grüne Wiese, auf der von der Jugend viel Fußball gespielt wurde und das Gelände des Holzhandels Laubal. Dauerte lange, bis man das Gelände überbaut hat.
Das Tolle an „innsbruck erinnert“ ist es auch, dass man soviel Schönes und Neues über Innsbruck kennenlernt! Für einen in Altpradl aufgewachsenen war ja der Westen Innsbrucks weit weg, dahinter musste ja bald einmal Paris kommen! Umgekehrt wird es ja nicht anders gewesen sein. Man wusste, dass da draußen irgendwo die Klinik war und dass es noch einen Friedhof gab, größer wie unser Pradler Friedhof!
Das erste Mal kam ich diese Gegend, als ich mit meinem Freund am Ostersonntag 1944 (aus einem anderen Grund weiß ich genau, dass es der Ostersonntag war) auf „Weltreise“ ging. Die Innsbrucker Obuslinien waren noch nicht lange in Betrieb, wir fuhren mit dem „B“ zum Bozner Platz, weiter mit dem „A“ zum Großen Gott, stiegen kurz aus, mit dem nächsten Obus gings wieder zurück und dann mit dem „C“ nach Wiltenberg. Hier „besichtigten“ wir den Schranken der Arlbergbahn und das dortige Trafikhäuschen. Am späten Nachmittag ging es wieder heim nach Pradl. Abenteuer pur für uns zur damaligen Zeit!
Zum ersten Mal in den Westfriedhof kam ich überhaupt erst 1983, zum Begräbnis meines ältesten Onkels, Hofrat Dr. Anton Roilo, dem langjährigen Professor bzw. auch Direktor der der HAK/HASCH im Saggen.
Bei Ihrem Eintrag, Herr Hirsch, faszinierte mich die Schöpf Straße. Ich wusste gar nicht, dass die so lang ist bzw. dass sie bis zum Innrain führt. Interessant war, ihre Ausführungen über die Verbauung in https://lba.tirol.gv.at/public/karte.xhtml# – > Historische Datensätze -> 1940 sowie auf den diversen Historischen Karten in https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Detailkarten_georef&scale=9027.9954667531¢erx=1267431.1406340937¢ery=5984379.289141253¢erspatial=102100 nachzuverfolgen.