Wie aus einem Thriller
Geht es Ihnen genau so? Sie sehen eine düstere Karwendelbrücke.
Das Ende ist nur schwer bis gar nicht zu erkennen.
Keine Menschenseele weit und breit.
Soll ich mich über die Brücke wagen?
Es wirkt aber alles sehr ruhig… viel zu ruhig!
Eine einzelne Schweißperle läuft Ihnen den Nacken hinunter.
Man bekommt das Gefühl nicht los, dass irgendetwas passieren wird, sobald man die Brückenhälfte erreicht hat.
Vor Ihrem geistigen Auge schreiben sich die morgigen Schlagzeilen der Tiroler Tageszeitung wie von selbst.
Später werden Sie zur Vorlage für einen Thriller von Bernhard Aichner.
Nachdem Sie Ihren Gedankengang beendet haben, stehen Sie auch schon unbeschadet auf der anderen Seite und fragen sich, warum Sie in solchen Situationen auf so dramatische Vorstellungen kommen. Zoomen wir aus dem Titelbild heraus, dann wird die Situation nicht zwangsläufig entschärft, mehr noch ergibt sich eine weitere faszinierende und gar schon mystisch erscheinende Ansicht der Karwendelbrücke.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Gottfried Newesely, GoNe-5461, GoNe-5460)
mein Vater, mein Vater jetzt fasst er mich an…
1928 war die Gegend rund um die Karwendelbrücke in der Tat der Schauplatz eines ungewöhnlichen Polizei-Einsatzes. Der Tiroler Anzeiger vom 8. Oktober 1928 berichtet:
„Demosthenes am Inn. Am Freitag, um 9 Uhr
abends, wurde die Polizei verständigt, daß sich bei der
Karwendelbrücke ein Irrsinniger herumtreibt. Zwei
Kriminalbeamte forschten nach und entdeckten dort
einen jungen Mann, der längs des Inn auf und ab
ging und Sprechübungen hielt, um sich für einen Red-
ner auszubilden.“
Wie oft bin ich über diese Brücke gegangen, als Kind noch an der Hand der Mutter zum „Sandelen“ am Inn, der damals noch unverbaute Sand- und Schotterbänke aufwies. Ich fürchtete mich nicht vor Nebelgeistern, sondern eher davor, daß ausgerechnet während meines Aufenthalt auf der Brücke über mir mit Rumpeln und Pumpeln die Mittenwaldbahn drüber fährt.
Die nebelige Stimmung ist allerdings einmalig, ich habe ähnliches nicht erlebt oder vergessen. Nebel im Bereich von Gewässern wäre ja jetzt nicht allzu überraschend. Die damalige Generation war eine sehr nüchterne die jeden Geisterbeschwörer ausgelacht hätte.
Das zweite Foto wurde vom linken Innufer aus aufgenommen. Die Fußstapfen führen von der Dr. -Stumpf Straße zur Uferstraße.
Eine Szene wie aus einem Edgar-Wallace-Krimi…..
Das Innufer war noch so niedrig, das man über eine Stiege zur Brücke gehen mußte
Was für eine coole Aufnahme, Herr Rettenbacher! Gehört schon zu meinen Lieblingsbildern. Sofort, noch ehe Ihren (nicht minder coolen!) Text gelesen zu haben, kamen mir Szenen aus dem „Dritten Mann“ in den Sinn. Diese Szenerie hier ist für mich mindestens ebenso spannend.