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Über Innsbruck Im Flug

Über Innsbruck im Flug

Das Skispringen hat in Innsbruck eine lange Geschichte, daher tauchen im Stadtarchiv immer wieder Bilder davon auf, so auch dieses. Der Ausschnitt, den die Fotografin oder der Fotograf gewählt hat, ganz ohne Boden, lässt den Skispringer noch höher erscheinen, als er eigentlich ist. Auf mich wirkt es fast so, als würde er sich in einer Vorwärtsbewegung befinden und zu einem Rundflug über das winterliche Innsbruck ansetzen. Etwas verschwommen lassen sich die Basilika und das Stift Wilten erkennen, im Hintergrund erhebt sich wie so oft die Nordkette, der Übergang von Stadt und Bergwand verschwimmt in einem Nebel.

Glücklicherweise ist aber der Protagonist dieses Bildes identifiziert, es ist der Schispringer Gregor Höll. Er wurde 1911 in Lungötz im Salzburger Lammertal geboren und bereits mit 15 Jahren österreichischer Jugendmeister im Skispringen. In den 1930er Jahren war er in der allgemeinen Klasse erfolgreich. Bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften 1933 in Innsbruck konnte sich Höll einen Namen machen, als er mit 72,5 Meter einen neuen Schanzenrekord aufstellte und aufgrund schlechterer Haltungsnoten den zweiten Platz erreichte. Der „Tiroler Anzeiger“ beschrieb „Höll Gregor, die Sensation“ folgendermaßen:

In kraftvollem Absprung geht er über die Bakken hoch in die Luft, setzt nach langer, schöner, ruhiger Fahrt bei 72,5 Meter etwas steif auf, steht aber durch. Der Beifall des Publikums, jedem Springer unparteiisch gezollt, überschlägt sich. Alles rast. Die Norweger geschlagen! Gewiß, diesmal in der Weite, aber noch lange nicht in der Haltung. Doch ein schöner, prachtvoller Erfolg für diesen sympathischen […] Springer.

FIS-Wettkämpfe 1933, Tiroler Anzeiger, 13. Februar 1933, S.1f.

Im März 1934 konnte er sich auf der slowenischen Schanze Planica erneut aufzeigen. Im Training erreichte er mit 83 Metern einen Schanzenrekord, im Wettkampf mit 81 Metern einen österreichischen Rekord. Verbessern konnte er sich in einem Zusatzsprung, bei dem er 89,5 Meter erreichte, besser als der bis vor dem Wettkampf gültige Weltrekord. Überflügelt wurde er nur vom Norweger Birger Ruud, der mit 92 Meter einen neuen Schanzen- und Weltrekord aufstellte. Bereits nach diesem Wettkampf prophezeite er, „daß 100 Meter im Sprunglauf schon 1936 erreicht sein werden“, was Josef „Bubi“ Bradl am 15. März 1936 in Planica mit 101,5 und 107 Meter auch gelang. Als zweiter Österreicher durchbrach auch Höll 1936 in Ponte di Legno die 100-Meter-Marke, als er im Training 104 und im Wettkampf 101 Meter erreichte. Auch in den 1940er und 1950er Jahren trat er erneut bei Wettkämpfen an, führte nach seiner Karriere ein Sportartikelgeschäft und starb 1999.

Leider ist das Bild nicht datiert, aber Sie können den Zeitraum sicher eingrenzen. Ich glaube aufgrund der Schneemenge auf den Dächern nicht, dass es im Rahmen der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft 1933 aufgenommen wurde.

Titelbild: StAI, Ph-15075
Autor: Gregor Dohle

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