Tanzen für die Kriegskasse
Um diesen interessanten Akt zu verstehen müssen wir zunächst ein wenig in die Geschichte der Habsburger und deren politischen Verwicklungen einsteigen.
Im Jahr 1700 verstarb der letzte Habsburger in der spanischen Linie, Karl II. Aufgrund seines noch jungen Alters hatte er keine legitimen Nachfolger. Der Königsthron wurde dadurch vakant. Dies blieb natürlich nicht unbemerkt denn bald stritten sich mehrere europäische Fürstenhäuser um den beliebten Königstitel. Im selben Jahr, 1700, wurde Philipp von Anjou von seinem Großvater Ludwig XIV. von Frankreich zum König von Spanien proklamiert. Damit schaltete sich Frankreich ganz offiziell in den Konflikt ein. Aus diesen Uneinigkeiten entwuchs schließlich der Spanische Erbfolgekrieg welcher auch auf den Schlachtfeldern brutal tobte und deswegen auch Unmengen an Geldern verschlang.
Phillip von Anjou wurde schließlich bis 1746 zu Philipp V., König von Spanien. Damit war er der erste König aus dem Haus Bourbon.
Nun aber zurück zu unserem Akt. Wer ab dem Jahr 1718 einen Ball besuchen wollte, der durfte sich darauf einstellen einen Eintrittspreis zu bezahlen. Da die Bälle zu ausschweifend und kostspielig seien sollte das damit eingehende Geld direkt in die Kriegskassen fließen.
Dies deutet zum einen darauf hin, dass der Krieg extrem teuer war und/oder die Kasse der Regierung relativ leer. Ob diese neue Verordnung genügend, oder mindestens einiges an Geld, hereinbrachte bleibt fraglich. Das kommt wohl auch darauf an, wie feierlustig die Bevölkerung damals war.
Stadtarchiv/Stadtmuseum Karton 1305, Akt 320
(Katharina Wehl)